Wittgenstein. Experten raten bei weiter steigenden Preisen: Sich schon jetzt mit Ware für den Winter eindecken. Und so reagieren Händler und Heizungsbetreiber.
Auch wenn bei den aktuellen Temperaturen wohl kaum einer ans Heizen denkt – es denken doch viele über einen Wechsel hin zum Holzofen nach. Durch den Ukraine-Krieg und die gedrosselten Gas-Lieferungen aus Russland steigt die Nachfrage nach Brennholz enorm – und damit auch der Preis. Immer mehr Menschen auch in Wittgenstein wollen sich für den Winter eindecken, immer weniger Holz können die Produzenten anbieten. Ist es da wirklich schlau, in einen neuen Ofen zu investieren? Und selbst wenn man bereits einen Holzofen besitzt: Wann ist der beste Augenblick, sich einen Vorrat anzulegen?
Das sagen die Experten
Fakt ist: Auch in Wittgenstein ist die Nachfrage an Brennholz und Holzpellets enorm. „Mein Telefon steht gar nicht mehr still“, sagt ein ehemaliger Brennholzhändler aus Bad Laasphe. Da seine Nummer aber immer noch im Internet aufgelistet wird, rufen Tag für Tag Menschen an, die sich mit Brennholz eindecken wollen. „Die einen wollen ihren Vorrat wieder vollmachen, andere hingegen denken, sie tun ihrem Geld etwas Gutes indem sie in einen neuen Ofen investieren – ohne darüber nachzudenken, ob es überhaupt genug Holz gibt. Die aber fallen in ein böses Loch, denn es ist kaum Holz vorhanden. Und wenn, sind die Preise hierfür enorm gestiegen.“ Gleiches gelte für die Holzpellets – „hier haben sich die Preise sogar fast verdoppelt“.
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Wer bereits einen Holzofen besitzt, dem rät der Experte, sich bereits im Frühjahr, wenn das Holz geschlagen wird, einzudecken. „Wer die Möglichkeit hat, das Holz bei sich zu lagern und zu trocknen, der sollte es früh kaufen. Dann ist es günstiger. Ansonsten empfehle ich Pellets.“ Wer aber auf ofenfertige Holzstücke angewiesen sei, der müsse tief in die Tasche greifen.
Das sagt der Händler
Holz jetzt kaufen für den Winter? „Klares Ja“, sagt Michael Ermert, Geschäftsführer der Raiffeisen in Bad Laasphe – „wenn sie irgendwo Holz kriegen“. Die Bezugspreise seien derzeit „mehr als doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr“, berichtet Ermert. Habe die Box mit einem Raummeter Brennholz 2021 noch um die 130 Euro gekostet, liege der Preis mittlerweile bei 250 Euro. Und: „Alles was wir kaufen, wird von den Lieferanten kontingentiert.“ Im Klartext: Man bekommt am Ende nicht so viel Ware wie gewünscht.
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Haflinger Hütte: Nur noch zwei Festmeter übrig
Nach Holz zum Heizen umsehen muss sich auch der Betreiber der Haflinger Hütte bei Erndtebrück, beliebter Treffpunkt für Kultur-Fans. „Wir haben für unseren Offen gottseidank noch zwei Festmeter aus den Vorjahren übrig“, so Dr. Ralf Wied. Das reiche wohl über den Winter. Der Hüttenwart habe aber leider noch niemanden gefunden, der Holz zum guten Preis liefern könne.Im Blick hat Wied jetzt morsche Bäume auf dem Grundstück, die womöglich gefällt werden könnten, um den Vorrat zu verstärken.
Auch die Lage bei Pellets sei schwierig, so Ermert: „Es wird in diesem Winter nicht für jeden Pellets geben – das ist jetzt schon abzusehen.“ Der europäische Markt sei „mit mehreren Millionen Tonnen unterversorgt“. Ab dieser Woche rufen Ermert und sein Team deshalb ein paar Hundert ihrer Kunden an, um auf den drohenden Engpass hinzuweisen – bei den Pellets für die Heizung, aber auch den Briketts für den Kaminofen. Der Preis pro Pellet-Sack habe sich schon von fast vier auf acht Euro verdoppelt – und steige demnächst wohl weiter. Das Problem habe aber auch nicht jeder auf dem Schirm, schätzt Ermert.
Das sagt der Verbraucher
„Ich habe versucht, über Preisvergleiche herauszubekommen, was da bei den Pellets geht“, sagt Rigo Bisanz aus Bad Berleburg, Inhaber einer Pellet-Heizung. Er versucht, sich schon jetzt mit einem Vorrat einzudecken – obwohl er das sonst erst Ende August oder im September tut. Um sechs Tonnen pro Jahr geht es daheim bei Bisanz.
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Und die Preise? „Sind jetzt halt doppelt so hoch wie vergangenes Jahr. Das ist schon sehr heftig“, findet der Berleburger. Macht für ihn jetzt rund 1000 Euro mehr für die gleiche Menge. Mindestens, denn: „An Pellets kommen wir zwar ran, aber nur mit Tagespreis.“ 2021 habe es für zwei, drei Monate noch einen günstigen Sommerpreis gegeben, erinnert sich Bisanz. Vor 14 Tagen habe er ein Angebot für 419 Euro die Tonne bekommen – macht also unterm Strich für sechs Tonnen rund 2500 Euro. „Da muss man schon gucken, an welchen Stellen man spart“, sagt Rigo Bisanz. Da schiebe man jetzt verschiedene Investitionen, die daheim eigentlich so anstünden.
Kommentar: Keine schönen Aussichten
Keine schönen Aussichten auf den kalten Winter sind das: Nach dem Erdgas wird nun ganz offensichtlich auch das Holz zum Heizen daheim knapp. Jetzt gilt: Inhaber von Gas-Heizungen müssen sparen, während man sich für Holz-Heizungen beizeiten einen Vorrat anlegen sollte. Fein raus sind ausgerechnet jene Hausbesitzer, die noch wenig umweltfreundlich mit Öl feuern – obwohl die Preise allerdings auch hier weiter steigen. Und Wärmepumpen? Sie nutzen immerhin kostenfreie und klimaschonende Umwelt-Energie zum Heizen – da wird nichts knapp. Pferdefuß: Sie brauchen Strom und sind teuer.
Eberhard Demtröder