Wittgenstein. Sorgen machen den Kundinnen und Kunden vor allem die steigenden Preise, aber auch mögliche Lieferengpässe. Heizöl-Verkäufer beruhigen jedoch.
Der Trend ist klar: Die Preise beim Heizöl steigen auch in Wittgenstein weiter, nicht zuletzt wegen des Ukraine-Krieges. Und bei den Privatkunden steigt momentan die Nachfrage. Dennoch raten die Verkäufer von Heizöl und Erdgas im Altkreis davon ab, jetzt in Panik zu geraten. Und die Autofahrer reiben sich die Augen beim Blick auf die Preistafel an der Tankstelle.
Der Energie-Lieferant
Klar: „Die Leute haben auch in Bad Berleburg und in Biedenkopf die Sorge, dass irgendwann die Versorgung eingestellt werden könnte“, hat Jörg Michel vom Verkauf der Biedenkopfer Reibert Energie GmbH, die auch Kundinnen und Kunden in Bad Berleburg beliefert, Verständnis. Allerdings gebe es derzeit „keinen Grund zur Panik“, versichert er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Michel rät vor allem von kleinen Lieferungen ab – um zum Beispiel den 3000-Liter-Tank daheim, in dem sich noch 2500 Liter befinden, jetzt unbedingt voll zu machen. Das sei im Moment schlicht viel zu kostspielig. „Da empfehle ich noch zu warten“, so der Verkäufer. Jetzt eher geringe Mengen nachzutanken sei ebenso wenig ratsam wie der massenweise Kauf von Klopapier seinerzeit wegen der Corona-Krise. Bei nur 500 Litern „wäre auch die Fracht viel zu teuer“.
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Sinnvoll sei eine Lieferung allenfalls erst ab 1500 Litern, so Michel – zumal der Ölpreis derzeit tatsächlich auf Rekord-Niveau liege. Um zwölf Cent sei er vom 1. Februar bis heute gestiegen – „wegen der Ukraine-Krise“. Bei 1,15 Euro pro Liter liege aktuell der Durchschnittspreis für 1500 Liter.
„Die Dinge regeln sich ja auch mal wieder“, ist Jörg Michel jedoch zuversichtlich. Aber wann? „Da müssen Sie Herrn Putin fragen, nicht mich“, sagt der Verkäufer. Jedenfalls reagiere die Börse, an der sich der Öl-Preis orientiere, sofort, wenn sich die Lage verändere.
Erdgas verkauft die Reibert Energie GmbH zwar auch, „aber zurzeit nicht“, so Jörg Michel. Denn: „Die Preise explodieren, sind unkalkulierbar.“ Lediglich die Stammkunden – auch in Wittgenstein – seien „verlässlich abgedeckt. Die versorgen wir“, so Michel weiter. Das sei zu einem fest vereinbarten Preis sichergestellt.
Der Raiffeisen-Markt
Die Preise für Heizöl seien derzeit schon sehr hoch, doch die Kunden-Nachfrage „nicht übernormal für die Jahreszeit“, so Michael Ermert. Er ist Geschäftsführer der Westmarkt Raiffeisen-Warengenossenschaft eG Bad Laasphe, die unter anderem Heizöl, aber auch Flüssiggas verkauft.
„Was man im Gespräch mit den Leuten merkt: dass sie ein bisschen unsicher sind, ob wir sie noch mit Öl oder Gas versorgen können“, hat Ermert festgestellt. Aber das sei „bislang kein Problem“. Und „für die Bestellungen, die bei uns eingegangen sind, haben wir auch die Ware gesichert zum Abholen“.
Nur die Endpreise für den Verbraucher seien schwer kalkulierbar. So hat Ermert von seinen Vorlieferanten Shell und BP an diesem Morgen noch keine aktuellen Preise für Heizöl/Diesel erfahren. „Die gucken wahrscheinlich auch erst einmal, wie die Sanktionen in Russland einschlagen“, vermutet der Raiffeisen-Geschäftsführer.
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Wer jetzt dringend Heizöl tanken müsse, „sollte jetzt auch tanken“, empfiehlt Ermert – dann aber möglichst nicht für nur für 300 oder 500 Liter, weil sich das vom vergleichsweise hohen Preis für solche Mengen nicht lohne.
Politisch und wirtschaftlich gesehen „brauchen wir jetzt einen europäischen Kraftakt“, findet Ermert mit Blick auf die aktuelle Lage. Die EU müsse dem russischen Präsidenten Putin und seinem Krieg Paroli bieten – auch wenn das für die Europäer Einschränkungen etwa im Energie-Sektor bedeute. Ermert: „Dann müssen wir halt mal die Zähne zusammenbeißen.“
Allerdings geht der Raiffeisen-Geschäftsführer davon aus, dass ausbleibende Öl- aber auch Gas-Lieferungen aus Russland grundsätzlich gut „durch die anderen OPEC-Staaten kompensierbar“ seien. OPEC steht für die Organisation erdölexportierender Länder.
Der Erdgas-Versorger
Und wie sieht es beim Erdgas aus, das in Wittgenstein immerhin rund 4750 Haushalte über das regionalen Verteilnetz von „Westnetz“ versorgt? Dazu ein Sprecher des Energie-Unternehmens E.ON in München, Grundversorger für Erdgas in Wittgenstein auf Nachfrage unserer Redaktion: „Auf den Großhandelsmärkten sehen wir aktuell einen nochmaligen Anstieg der Preise für Strom und Gas – ausgehend von bekanntlich bereits sehr hohem Niveau.“ Zwar bleibe es „abzuwarten, wie die Entwicklung langfristig verläuft“, doch: „Vieles spricht dafür, dass Preise wohl länger hoch bleiben“, heißt es bei E.ON.
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„Zu konkreten Auswirkungen für die Endkunden“ lasse sich „noch nichts sagen“. Hier komme es auch auf die Entlastung der Preise von Seiten der Politik an – etwa „mit einer allgemeinen Senkung von Steuern und Abgaben sowie ergänzend gezielten Maßnahmen zum Schutz besonders betroffener Kundengruppen“.
E.ON selbst betreibe im Übrigen „kein eigenes, operatives Geschäft in der Ukraine, ist also direkt nicht betroffen“, so der Sprecher weiter. Ohnehin sei „die Sicherung der Energieversorgung in Deutschland ein Thema der Politik und der ganzen Branche, zu dem wir einen aktiven Beitrag leisten“.
Die Sprit-Preise
Gerade im ländlichen Raum sind viele Menschen auf das Auto angewiesen – und damit auch auf gute Spritpreise. Doch auch hier sind die Auswirkungen des Ukraine-Krieges zu spüren. 1,859 Euro kostet der Liter Super (E5) am Dienstagmittag an der BFT-Tankstelle in Bad Berleburg, nur wenige Meter weiter – bei einer anderen Tankstelle – zeigt die Anzeige um 13 Uhr bereits 1,959 Euro pro Liter. Super Plus liegt zu dieser Zeit sogar bei 2,039 Euro pro Liter. In Bad Berleburg, Bad Laasphe oder auch in Erndterbrück – im gesamten Wittgensteiner Land sind die Preise für Sprit in den vergangenen Tagen gestiegen – so wie im gesamten Land.
Das berichtet auch der Allgemeine Deutsche Automobil-Club – kurz ADAC – in einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung. Allgemein seien Kraftstoffpreise im Februar erneut deutlich gestiegen. „Der letzte Tag im Februar war nicht nur der teuerste Tag des Monats, sondern auch der teuerste Tag aller Zeiten“, teilt der ADAC mit. Für einen Liter Super E10 mussten die Autofahrer 1,816 Euro bezahlen. Wichtigste Ursache für die dramatische Verteuerung an den Zapfsäulen? Die liegt laut ADAC beim Preisanstieg des Rohöls, „der weitgehend auf den jetzt entbrannten Krieg in der Ukraine zurückzuführen ist.
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Auch der Wirtschaftsverband Fuels und Energie beobachtet die steigenden Preise. „Die Benzin- und Dieselpreise sind bundesdurchschnittlich binnen einer Woche um jeweils rund 7 Cent je Liter gestiegen. In Siegen war Tanken zuletzt rund zwei Cent je Liter teurer als im Bundesdurchschnitt, die Preise sind aber nicht stärker gestiegen als bundesweit. Diese Entwicklung beruht in erster Linie auf einem geopolitischen Risikoaufschlag auf den Ölpreis. Die Lage an den Märkten dürfte in nächster Zeit voraussichtlich angespannt bleiben“, heißt es auf Nachfrage der Lokalzeitung, was es mit den gestiegenen Preisen auf sich hat.
„Zum Vergleich: Vor knapp zwei Jahren während des Pandemie-bedingten Tiefpunkts der Kraftstoffpreise kostete ein Liter E10 in Deutschland 1,13 Euro und Diesel 1,03 Euro. Seither ist zum einen der Ölpreis massiv gestiegen, von damals unter 20 auf knapp 100 US-Dollar je Barrel (159 Liter) bei der Nordsee-Sorte Brent. Zum anderen wurde der CO2-Preis auf Benzin und Diesel eingeführt, der mittlerweile einen Aufschlag von rund 8 Cent je Liter ausmacht“, so der Verband.