Düsseldorf/Aue-Wingeshausen. „Die Abschiebung ist ausgesetzt“, fasst Helmut Kessler die Anhörung vor dem Petitionsausschuss zusammen. Und es gibt noch mehr Hoffnung.

Es gibt endlich wieder Hoffnung für die Familie Muradi. Begründete Hoffnung. Das ist nach der Sitzung des Petitionsausschusses am Dienstagabend im Düsseldorfer Landtag klar geworden.

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„Es ist positiv gelaufen. Die Abschiebung ist erst einmal ausgesetzt und wir können einen Antrag bei der Härtefallkommission stellen“, fasst Helmut Kessler die wesentlichen Ergebnisse der Sitzung zusammen. Für Elvin und Sevine Muradi sowie ihre drei Kinder ist der Alptraum damit noch nicht ganz zu Ende, aber: „Sie sind froh über den Ausgang und müssen das Ganze erst einmal verdauen.“ Kessler betreut die fünfköpfige Familie aus Aserbaidschan. Der Vorsitzende des Dorfvereins Aue-Wingeshausen hat sich gemeinsam mit vielen Mitstreitern aus dem gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein für ein Bleiberecht eingesetzt.

Hochgekocht war die Empörung zuletzt am 11. Februar, als die 29-jährige Sevine Muradi im Siegener Ausländeramt bei einem Gesprächstermin festgenommen wurde und in Abschiebehaft kam. Massiver Druck aus der Öffentlichkeit und die Fürsprache hochrangiger Politiker bis hin zu NRW-Vizeministerpräsident Joachim Stamp hatten dafür gesorgt, dass die Familie nicht zerrissen wurde und die Mutter zu Ehemann und drei Kindern zurückkehren konnte. Vorerst.

Dauerhaftes Engagement der Unterstützer

Elwin Muradi mit seiner Familie.
Elwin Muradi mit seiner Familie. © WP | Ramona Richter

Das dauerhafte Engagement der Unterstützer könnte sich auszahlen: „Wir sind guter Dinge. Wir haben 14 Tage Zeit, einen Antrag an die Härtefallkommission zu stellen“, beschreibt Helmut Kessler die nächsten Schritte und ist von einem positiven Ausgang des formal offenen Verfahrens überzeugt. Er begründet dies mit dem Verlauf der Sitzung. „Es war sehr sachlich“, sagt er. Weitere Details wollte Kessler aber nicht preisgeben. Zur Anhörung waren neben Vater Elvin und Mutter Sevim Muradi noch das jüngste der drei Kinder angereist. Begleitet wurden sie von Kessler, dem Pfarrer Peter Liedtke, dem ehrenamtlichen Integrationshelfer Horst Seeger und Fabian Albrecht. Albrecht hatte die Petition für die Muradis verfasst.

Gute Argumente

Das Düsseldorfer Gremium musste sich zum dritten Mal mit der Geschichte dieser Familie befassen, die ihren neuen Lebensmittelpunkt in Deutschland hat und der in Aserbaidschan Verfolgung und Kriegsdienst drohen.

Für die Familie sprechen eine ganze Reihe von Argumenten. Unter anderem ist sie im dörflichen Leben integriert, auch ehrenamtlich engagiert und will sich beruflich mit Ausbildungen ein eigenes Auskommen sichern.

Anke Fuchs-Dreisbach fordert Umdenken

Das unterstützt auch die heimische CDU-Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach. „Ich freue mich für die Familie. Das ist eine gute Lösung“, sagt sie und hat die Familie und ihre Unterstützer im Foyer des Düsseldorfer Landtages getroffen. „Die Anspannung war bei allen zu spüren“, berichtet Fuchs-Dreisbach. Und die Politikerin unterstreicht ihr Unverständnis: „Ich kann nicht begreifen, dass man so eine Familie abschieben will. Wir brauchen händeringend Leute im Handwerk und in der Pflege.“ Sevine Muradi möchte Frisörin lernen und Elvin Muradi hat eine Ausbildungsstelle in der Altenpflege in Aussicht. Vor diesem Hintergrund unterstreicht die Bad Berleburgerin, wie wichtig ein Zuwanderungsgesetz für Deutschland sei.

Immerhin: Die Muradis und ihre Unterstützer konnten am Abend mit einem etwas besseren Gefühl zurück nach Wittgenstein fahren.