Erndtebrück. Mit einem Appell wurde jetzt die Partnerschaft besiegelt. Zusätzlich übergab Oberst Sieratzki das Kommando. Mit Foto-Galerie.
Es sind gleich zwei historische Momente, die am Mittwochnachmittag auf dem Hachenberg feierlich – wenn auch zeitweise im kalten Herbstregen – zelebriert wurden. Nach 55 Jahren, in denen die Luftwaffe in Erndtebrück mit der Luftraumüberwachung und der Ausbildung von Soldaten in der Edergemeinde ein Zuhause gefunden hat, wurde in einem Patenschaftszeremoniell nun das offiziell zusammengeführt, was schon längst zusammen gehört: der Luftwaffenstandort und die Gemeinde Erndtebrück.
Derjenige, der sich besonders dafür eingesetzt hatte, wird aber nun Erndtebrück in Richtung Norditalien verlassen: Oberst Jörg Sieratzki, der vor dreieinhalb Jahren die Führung des Einsatzführungsbereiches 2 übernommen hatte, übergab seinen Posten am Mittwoch an Oberstleutnant Sven Menger.
Die Patenschaft
„Erndtebrück und die Bundeswehr – das ist eine Erfolgsgeschichte“, wandte sich am Mittwoch Bürgermeister Henning Gronau an die versammelte Truppe, darunter neben Landrat Andreas Müller, Oberst Jörg Sieratzki und seinem Nachfolger Oberstleutnant Sven Menger auch der Leiter im Bereich nationale Führung Zentrum Luftoperationen, Brigadegeneral Michael Traut und Generalleutnant Klaus Habersetzer, Kommandeur des Zentrums Luftoperationen. „Wir alle sind froh, dass sich damals die Befürworter des Standortes durchgesetzt haben. In diesen 55 Jahren hat sich eine Beziehung entwickelt, die ihres Gleichen sucht“, so Gronau.
In Erndtebrück freue man sich, wenn man beim Einkaufen oder im Zug jemanden mit Uniform trifft. So habe die Bundeswehr die Gemeinde auch in vielerlei Hinsicht geprägt. „Nicht selten ist es so, dass man mit jemandem im Gespräch ist und sich herausstellt, dass derjenige oder dessen Familie wegen der Bundeswehr nach Erndtebrück gekommen ist“, machte Gronau in seiner Ansprache deutlich.
Die Patenschaft, eine nun auch formelle Partnerschaft zwischen Gemeinde und Bundeswehrstandort, soll diese gewachsene Beziehung besiegeln und als sichtbares Zeichen der gesellschaftlichen Anerkennung und Wertschätzung dienen. „Wir machen mit dieser Patenschaft noch einmal deutlich, was in den Herzen der Menschen ohnehin tief verankert ist – nämlich eine starke Verbundenheit. Ebenso soll die Patenschaft allerdings auch ein Auftrag, ein Versprechen für die kommenden Jahrzehnte sein. Der Bundeswehrstandort und die Gemeinde sind untrennbar miteinander verbunden!“, so Gronau.
Wie wichtig die Unterstützung durch die Bundeswehr eigentlich ist, wurde in den vergangenen Monaten der Pandemie deutlich. Insgesamt 95 Soldatinnen und Soldaten dieses Standortes waren bei der Amtshilfe aktiv – bis zu 60 gleichzeitig. „Zu Hochzeiten der Pandemie hätten wir ohne diese Unterstützung der Bundeswehr die Kontaktnachverfolgung nicht mehr leisten können. Die Soldatinnen und Soldaten waren nicht nur herzlich willkommen – sie waren absolut unersetzlich“, betonte Landrat Andreas Müller sehr deutlich.
Die Unterzeichnung der Patenschaftsurkunde war die letzte Amtshandlung von Oberst Sieratzki, der die Führung auf dem Hachenberg am Mittwoch an Oberstleutnant Sven Menger übergab. „Diese Urkunde mit dir, lieber Henning, gezeichnet zu haben, ist mir eine ganz besondere Ehre“, richtete sich Sieratzki an Bürgermeister Gronau.
Erndtebrück und Bundeswehr besiegeln feierlich Patenschaft
„Patenschaften sind ein sichtbares Zeichen der gesellschaftlichen Anerkennung und gegenseitigen Wertschätzung. Sie wachsen aus dem Miteinander. Diese Patenschaft ist eine formelle Bestätigung dessen, was in Erndtebrück seit der Aufstellung des Standortes 1966 gewachsen und erlebbar ist – eine hervorragende, enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Bundeswehr“, so Sieratzki, der bereits am Donnerstag in Norditalien auf einem NATO-Posten – auch im Bereich Luftraumüberwachung – eingesetzt wird.
Die zündende Idee für die Patenschaft kam übrigens aus den Reihen des Einsatzführungsbereiches 2, machte Sieratzki deutlich: „Es war Major Hendrik Hector, der für die Logistik im Verband verantwortliche Stabsoffizier. Herr Hector – gut gemacht, ich danke Ihnen für Ihre Kreativität.“
Die Übergabe
Oberst Jörg Sieratzki ist „quasi Wiederholungstäter“, stellte Landrat Müller fest, kehrte er doch an den Ort seiner Grundausbildung zurück. Im April 1987 begann er vor fast 35 Jahren als Wehrpflichtiger am Standort Erndtebrück. 2018 übernahm er schließlich voller Stolz das Kommando.
„Meine Damen und Herren des Einsatzführungsbereichs 2, Sie gaben mir Ihre Expertise, Ihre Erfahrung, Ihr Vertrauen und Ihre Loyalität sowie Ihr Engagement und Ihre Kreativität als Basis meiner Führungsleistung als Ihr Kommandeur, und mein Resümee ist, dass wir gemeinsam die Herausforderungen der letzten Jahre erfolgreich haben bewältigen können“, wandte sich Sieratzki ein letztes Mal an seine Truppe. Es war sein Ziel gewesen, die „Notwendigkeiten im Rahmen der Auftragserfüllung und die persönlichen Interessen bestmöglich zusammenzuführen.“
Er sei stolz darauf, mit allen zusammen – Soldaten als auch zivile Mitarbeiter des Hachenberges – die Herausforderungen der letzten Jahre gemeistert zu haben. „Ich danke Ihnen allen von ganzem Herzen für die Kameradschaft, Freundschaft und Unterstützung, die Sie mir haben zuteilwerden lassen.“
Auch der neue Kommandant ist eigentlich ein bekanntes Gesicht und somit „Wiederholungstäter“: Oberstleutnant Sven Menger war zuletzt 2014 am Standort Erndtebrück stationiert. „Als ich mich damals verabschiedet habe, sagte ich, dass ich sehr gerne wiederkommen würde. Mit der Übergabe des Einsatzführungsbereiches 2 an mich wurde mir mein größter Wunsch nun erfüllt“, so Menger. Mit großer Dankbarkeit und Respekt wolle er nun die Verantwortung für alle Angehörigen des Verbandes tragen. „Lassen Sie uns also schnell zu einem guten Team werden! Ich bitte Sie um Ihr Vertrauen – Sie haben meins“, so Menger zu seiner Truppe. Mit Blick auf die neue Patenschaft sagte er: „Ich beabsichtige diese Patenschaft proaktiv und gemeinsam mit Ihnen mit Leben zu füllen!“