Raumland. Tonnen Hilfsgüter haben Nick Zode und der Verein Perspektive Zukunft gesammelt und ins Hochwassergebiet gebracht. Das berichten die Helfer.
Viele Leute an vielen Orten in Wittgenstein haben sich in den vergangenen Tagen mit ganz viel Engagement eingesetzt, um auf verschiedene Arten in den unterschiedlichsten Orten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz die Not nach der jüngsten Jahrhundert-Flut zu lindern. Darunter auch der Förderverein „Perspektive Zukunft“ des Kompetenzzentrums für Kinder-, Jugend- und Familienarbeit im Wittgensteiner Kirchenkreis.
Los ging es am Freitag mit einer Nachricht vom Vorsitzenden Matthias Spornhauer bei WhatsApp und Facebook, genau dort war er selbst auf eine Aktion von Nick Zode gestoßen, der in Puderbach Sachspenden für die vom Hochwasser betroffenen Menschen sammelte (wir berichteten). Inspiriert davon hatte der Fördervereins-Vorsitzende zuvor bei seinem Vater, dem Raumländer Pfarrer Dr. Dirk Spornhauer, gefragt, ob er das örtliche Gemeindehaus für eine Spendenaktion nutzen könne. Im Handumdrehen gab es eine neue Sammelstelle, so dass Matthias Spornhauer mitteilen konnte: „Wann sammeln wir? Ab sofort bis Sonntagmorgen. Das Gemeindehaus Raumland wird durchgehend geöffnet sein. Auch wir wollen den Menschen helfen, und zwar mit Sachspenden, die noch dieses Wochenende, mit dem Kleinbus von Perspektive Zukunft, in eine Verteilstelle eines betroffenen Gebietes gebracht werden sollen.“
Verein wurde von Spendern überrannt
Und die Resonanz überrannte den Verein „Perspektive Zukunft“. Verschiedene Firmen und Institutionen unterstützen auf unterschiedlichste Weise, Leute, die eigentlich nur etwas abgeben wollten, halfen den Ehrenamtlichen vom Förderverein, um die Massen an Spenden zu sichten und ordnen. Und das war nötig, denn auch wenn das allermeiste qualitativ gute Gaben waren, so musste das eine oder andere auch aussortiert werden. Am späten Samstagabend gab es in den sozialen Netzwerken die folgende Meldung zu den Spendensammlungen Raumland und Puderbach: „Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei allen Spendern und Helfern bedanken und bei allen Spendewilligen entschuldigen, die sich wegen des kurzfristig ausgerufenen Spendestopps möglicherweise vor den Kopf gestoßen fühlen. Wir haben in der wenigen Zeit viel organisieren können, aber die Kapazitäten sind erst einmal ausgeschöpft. Vor etwas mehr als 30 Stunden haben sich ein paar Menschen Gedanken gemacht, wie sie mit ihren Mitteln den Flutbetroffenen helfen können. Und es wurde der Plan gefasst, einen Kleinbus, vielleicht sogar mit Anhänger, mit Sachspenden Richtung Krisengebiet zu bringen. Aus der leisen Hoffnung, genug Spenden für diesen Kleinbus zusammen zu bekommen ist etwas Überwältigendes geworden. Nach der Flut aus Wasser kommt nun die wunderbare Flut aus Hilfsbereitschaft, doch auch diese Flut muss in die richtigen Bahnen gelenkt werden.“
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Sachspenden-Transporte erst mal gestoppt
Weil sich eben diese Erfahrung überall in Deutschland wiederholte, wurde an vielen Orten genau wie in Raumland der Sachspenden-Transport erstmal aufgeschoben, auch weil die dafür notwendige Verteil-Infrastruktur in den Katastrophengebieten zunächst überfordert war. Und so wurde in Wittgenstein weiter sortiert, am Sonntag, am Montag, am Dienstag. Und am Mittwoch machte sich Matthias Spornhauer mit dem Perspektive-Zukunft-Kleinbus und dem Anhänger vom Berleburger Jugendförderverein auf den Weg nach Stolberg, dabei waren auch seine Ehefrau Alena und Kirchenkreis-Jugendreferentin Franzi Schneider. Hier der Bericht, den der Fördervereins-Vorsitzende später postete: „Ein langer, anstrengender, aber guter Tag liegt hinter uns. Wir konnten heute Morgen mit dem vollgepackten Bus plus Anhänger Richtung Stolberg losfahren. In Breinig, einem kleinen, höher gelegenen Ortsteil von Stolberg, empfing uns Laura, eine junge Mutter die sich rund um die Uhr für ihre Mitmenschen einsetzt. In ihrer privaten Garage verteilt sie die ankommenden Spenden in die Region. Leider konnte sie nicht alles nehmen, hat uns aber einen Kontakt vermittelt. In Weisweiler lernten wir Olaf kennen, den Wirt der Kneipe „Zur Bunten Maus“. Olaf stellt im Moment seine ganze Kneipe als Verteilzentrum zur Verfügung und kocht kostenlos für seine Nachbarn. Ihm konnten wir den Rest unserer mitgenommenen Spenden zum Verteilen dalassen. Außerdem konnten wir mit Bargeld die Lebensmitteleinkäufe für den nächsten Tag unterstützen.“ Verteilt hatten die drei Wittgensteiner nach den Bitten aus Stolberg vor allem Kinderkleidung, Kuscheltiere, Spielsachen, Hygiene-Artikel und Tiernahrung, das gespendete Material hatten sie um Taschenlampen und Batterien - bezahlt mit Geldspenden - ergänzt. Auch das ein Wunsch aus dem betroffenen Gebiet.
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Wobei mittwochnachmittags immer noch sehr viel Material in Wittgenstein vor Ort war. Aber am späten Abend wurden dann nochmal neun Tonnen Spenden auf 33 Euro-Paletten verladen, wie Matthias Spornhauer mitteilte: „Sascha von der Sammelstelle Haiger ist vorhin mit einem Sattelschlepper da gewesen und hat alle Paletten und einen großen Schwung Rollwagen mitgenommen. Nachdem wir die Reste in Raumland geholt und auf Rollwagen geladen haben, verbleiben uns jetzt nur noch 17 1/2 Rollwagen Material.“ Viele Unternehmen haben den Förderverein „Perspektive Zukunft“ unterstützt.
Geld auf Spendenkonto
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Bei allen Spenderinnen und Spendern möchte sich Matthias Spornhauer bedanken, und bei den vielen spontanen freiwilligen Helferinnen und Helfern, über die sich der eher kleine Verein „Perspektive Zukunft“ natürlich auch freute. Und Matthias Spornhauer ist sich ganz sicher: „Der Bedarf an Hilfe wird weiter bestehen. Es wird sicher in den nächsten Wochen und Monaten wieder Infos geben, wie Sie helfen können.“ „Perspektive Zukunft“ hat neben den Sachspenden auch weitere Geldspenden erhalten. Die kommen jetzt zunächst einmal ordnungsgemäß auf das Konto der Raumländer Kirchengemeinde, bis der Förderverein „Perspektive Zukunft“ entschieden hat, wie das Geld am besten Menschen in den betroffenen Gebieten helfen kann. Zeitnah wird der Vorstand eine Entscheidung treffen und informieren.