Wittgenstein. Jeden Tag kommen mehr Ukrainer, die vor dem Krieg in der Heimat fliehen, in Wittgenstein an. Es könnte zu Engpässen kommen.

Die Welle der Menschen, die vor Putins Krieg in der Ukraine fliehen, reißt nicht ab. In Wittgenstein sind bereits zahlreiche Menschen angekommen und finden hier eine Zuflucht. Die Wittgensteiner Kommunen haben bereits einige dieser Menschen aufgenommen. Ein Überblick über die aktuelle Lage in den drei Kommunen:

Bad Berleburg

In Bad Berleburg sind nach aktuellem Stand 71 Personen angekommen, teilt Frau Regina Linde, Fachbereichsleiterin Bürgerdienste auf unsere Nachfrage mit. Diese 71 Personen wurden melderechtlich erfasst. Eine Registrierung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge oder die Ausländerbehörde konnte demnach bislang noch nicht erfolgen. „Die Personen sind teils bei Verwandten, Bekannten oder freiwillig Aufnehmenden untergebracht worden. Zudem hat die Stadt Bad Berleburg bereits einigen Wohnraum, der auf dem privaten Wohnungsmarkt verfügbar war, angemietet“, so Linde.

Wie sich die nächsten Wochen gestalten werden, sei aktuell noch nicht vorhersehbar. „Wir gehen davon aus, dass weitere Personen den direkten Weg nach Bad Berleburg finden und zudem zeitnah die vom Land den Kommunen zugeteilten Menschen aus der Ukraine versorgt werden müssen. Die meisten Personen, die bislang in Bad Berleburg angekommen sind, haben irgendeine familiäre oder freundschaftliche Beziehung zu dieser Region oder sind mit Familien vernetzt, die bereits in der ersten oder zweiten Woche des Kriegsgeschehens hier angekommen sind.

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Glücklicherweise hat der Aufruf der Stadt Bad Berleburg, Wohnraumangebote zu unterbreiten, einige Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen.“ Die ehrenamtliche Unterstützung sei sehr groß – „wofür die Verwaltung sehr dankbar ist.“

Erndtebrück

Derzeit sind in Erndtebrück 22 Personen aus der Ukraine angekommen, alle konnten in privaten Unterkünften untergebracht werden, wird uns aus dem Erndtebrücker Rathaus berichtet: „Private Organisatoren, die Geflüchtete nach Erndtebrück bringen, geben der Gemeindeverwaltung den Hinweis und anschließend wird ein Termin im Bürgerbüro zur Anmeldung vereinbart. Offizielle Zuweisungen werden uns per E-Mail angekündigt – derzeit mit fünf Tagen Vorlaufzeit, die Zeit kann sich jedoch noch verkürzen. Sobald die Menschen bei uns ankommen, werden diese ebenfalls im Bürgerbüro angemeldet und anschließend an privaten Wohnraum vermittelt.“

„Wir arbeiten hier wirklich Hand in Hand. Die Freiwillige Feuerwehr Erndtebrück hatte bereits Ende letzter Woche die Betten von Siegen nach Erndtebrück gebracht“, ist Bürgermeister Henning Gronau (rechts) stolz auf die Hilfsbereitschaft in der Gemeinde.
„Wir arbeiten hier wirklich Hand in Hand. Die Freiwillige Feuerwehr Erndtebrück hatte bereits Ende letzter Woche die Betten von Siegen nach Erndtebrück gebracht“, ist Bürgermeister Henning Gronau (rechts) stolz auf die Hilfsbereitschaft in der Gemeinde. © WP | Gemeinde Erndtebrück

Derzeit gibt es in Erndtebrück 28 Wohnangebote von Privatleuten, wovon einige bereits belegt sind. Aktuell reiche der private Wohnraum noch aus, jedoch rechnet auch die Gemeinde Erndtebrück in den kommenden Tagen und Wochen mit einem Zustrom an Geflüchteten.

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„Daher sind wir froh, dass wir mit Hilfe von Feuerwehr und DRK die ehemalige Rothaarsteig-Schule in Erndtebrück für die Aufnahme von geflüchteten Menschen aus der Ukraine vorbereiten konnten“, heißt es aus dem Rathaus (wir berichteten). Insgesamt wurden die Räumlichkeiten zunächst für eine Unterbringung von 50 Personen vorbereitet. Ziel sei es allerdings immer, dass die Menschen in privatem Wohnraum wohnen können.

Bad Laasphe

Zum aktuellen Zeitpunkt sind in Bad Laasphe 94 Personen angekommen, teilt Jann Burholt (Leiter FB Bürgerdienste, Abt. Familien, Soziales und Sport) auf unsere Anfrage mit. „Hierbei konnte eine neunköpfige Familie bereits weiterreisen und außerhalb des Stadtgebietes eine berufliche Tätigkeit beginnen.“ Erwartet werden laut Burholt in den kommenden Tagen noch zehn Zuweisungen der Bezirksregierung Arnsberg. Weiterer privater Zuzug sei jederzeit möglich.

Die Personen, die privat unterwegs sind, kommen mit Übersetzern oder selbstständig zum Bad Laaspher Rathaus, um nach Wohnungsangeboten oder finanzieller Unterstützung zu fragen. Diejenigen, die über die Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen wurden, erhalten vor Abreise die Adresse des Rathauses als Zielort, um mit den Mitarbeitern das weitere Vorgehen zu besprechen. Ukrainische Kriegsvertriebene ohne Wohnungs- oder Sozialhilfebedarf können demnach nur bei der Anmeldung der Wohnadresse erfasst werden. „Die Vielzahl der Personen hat Verbindungen zu Wittgenstein, sei es über Verwandte, Bekannte oder Glaubensgemeinschaften“, so Burholt. Nach dem Presseaufruf der Stadt Bad Laasphe zur Nachfrage nach privatem Wohnraum haben sich zum jetzigen Stand insgesamt 54 Anbieter beim gemeldet.

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Wenn Bedarf besteht, werden diese Anbieter dann kontaktiert und kurzfristig ein Mietvertrag mit der Stadt Bad Laasphe abgeschlossen. Derzeit ist das private Angebot ausreichend, inklusive der Zuweisungen der Bezirksregierung konnten alle Personen kurzfristig einen Wohnort finden. „Es ist jedoch absehbar, dass durch weitere Zuweisungen die Angebote mit steigender Anzahl verwendet werden“, rechnet auch Burholt mit weiteren Geflüchteten.

Aufgrund der Entwicklung des Krieges in der Ukraine und des weiteren Flüchtlingsstroms könnte es zu Engpässen kommen. Die städtischen Unterkünfte sind belegt, seitens des Kreises Siegen-Wittgenstein wird derzeit intensiv geprüft, ob die Schlossbergklinik in Bad Laasphe für eine Vielzahl an Personen ertüchtigt werden kann, was als Pufferlösung helfen könnte (wir berichteten). Über weitere private Angebote ist die Stadt Bad Laasphe jederzeit dankbar.