Siegen/Hilchenbach. Sobald Schnee fällt, ist die Nachtruhe für den Winterdienst vorbei: Im früheren Eisenbahntunnel in Siegen sind tausende Tonnen Streusalz gelagert.
Die Beschäftigten des Winterdienstes sind an Schnee-Tagen wohl mit die ersten auf den Beinen: Auch nachts kommen sie zur Arbeit, wenn es die Straßenverhältnisse erfordern. In Siegen wird die Wetter-Situation kontinuierlich beobachtet, dann kann es mit der Nachtruhe jederzeit vorbei sein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fahren über die verschneiten Straßen zum Baubetriebshof und beginnen von dort ihre Touren mit den tonnenschweren Räum- und Streufahrzeugen - auch die sogenannten „Handstreuer“ sind schon frühmorgens mit Schneeschippe und Eimern voller Splitt im Dienst und sorgen auf den Gehwegen dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht ausrutschen. Lediglich bei Glatteis wird der Splitt übrigens mit etwas Salz vermischt, um eine Tauwirkung zu erzielen.
+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++
Bevor die Touren beginnen, sind ein paar Schreibarbeiten erforderlich: Fahrerkarte einlegen, Streuplan ausfüllen - dann kann es losgehen, meist sind die Ladeflächen der Fahrzeuge bereits mit Streusalz gefüllt. Bei Schneemengen wie am Mittwochabend, 8. Januar, wird der Schneepflug abgesenkt, aus dem Streuteller am Heck wird das Salz auf die Fahrbahn geschleudert - vom Führerhaus aus können Streubreite und Salzmenge gesteuert werden - im Schnitt 10 bis 20 Gramm pro Quadratmeter.
Schneefall in Siegen: Krankenhäuser, Altenheime, Schulen, Steilstraßen haben Priorität
Zuerst werden immer steile Straßen gestreut, mit Priorität bei Krankenhäusern, Altenheimen und Schulen, anschließend geht es nach einem vorgegebenen Streuplan weiter. Je früher die Einsätze beginnen, desto ruhiger und schneller geht es, da dann noch kein Berufsverkehr unterwegs ist - es kommt gar nicht so selten vor, dass Autofahrer auch auf den Winterdienst wenig Rücksicht nehmen. In vielen Straßen Siegens wird zudem so geparkt, dass die wuchtigen Fahrzeuge kaum durchkommen, auch wenn der Schneeschild schwenkbar ist.
Insgesamt 26 Tonnen Streusalz kann jedes der 12 Fahrzeuge laden, die für rund 500 Kilometer städtische Straßen zuständig sind. Dazu kommen Privatunternehmer, die in Fahrbahn-Bezirken, meist in den Ortschaften, den Winterdienst übernehmen. Das Streusalz lagert im ehemaligen Eisenbahntunnel an der Eiserfelder Straße, der schon seit Jahrzehnten als Salzbunker genutzt wird. Ein Ablaufdatum habe das Salz nicht: Es kann dort mehrere Jahre lagern, ohne dass es unbrauchbar wird. In der 200 Meter langen Röhre sind etwa 2500 Tonnen gelagert, sagt Teamleiter Lukas Dornseifer. „Der Verbrauch für 2024 ist noch nicht ausgewertet, aber im Jahr 2023 wurden 2450 Tonnen Streusalz auf Siegens Straßen verbraucht.“
„Damit wir unsere Aufgaben erledigen können, benötigen die Räumfahrzeuge und nicht zuletzt auch Rettungsfahrzeuge eine Mindestdurchfahrtsbreite von 3,50 Metern.“
Auch der Hilchenbacher Baubetriebshof hat sich auf winterlicher Straßenverhältnisse vorbereitet. Er ist nach Angaben der Stadt für 136 Kilometer Strecke in 15 Bezirken zuständig, die 18 Beschäftigen werden von zwei Unternehmern unterstützt. Anders als in Siegen ist das Streusalz dezentral in Silos gelagert: Insgesamt 210 Tonnen am Mühlenweg, in Dahlbruch und in Lützel. Pro Saison werden demnach durchschnittlich etwa 550 Tonnen verbraucht. Außerdem sind im Stadtgebiet 45 Streukästen mit Splitt verteilt, die auch von Verkehrsteilnehmern genutzt werden dürfen, um die Fahrbahnen griffig zu machen.
Siegen und Siegerland: Wichtigste Straßen schneefrei zur Hauptverkehrszeit
Je nach Wetterlage sind in Hilchenbach zehn Beschäftigte für schnee- und eisfreie Straßen und Gehwege zuständig. Auch hier beginnt die Schicht mitten in der Nacht: Der Einsatzleiter beginnt um 2.30 Uhr mit der Streckenkontrolle und informiert im Bedarfsfall seine Leute, so dass sie um 4 Uhr loslegen können. Dieser frühe Beginn ist notwendig, um bis zur Hauptverkehrszeit alle Schulwege sowie Steilstücke und verkehrsreichen Strecken begeh- und befahrbar zu machen. Wenn es erforderlich ist, werden nachmittags diese Strecken nochmals abgefahren. Auch Hilchenbach hat eine „Prioritätenliste“, auf der gefährliche und wichtige Straßen ganz oben stehen.
+++ Immer auf dem Laufenden mit WhatsApp: Hier geht‘s zum Kanal der Lokalredaktion Siegen +++
Baubetriebshofleiter Rafael Schulte bittet um Unterstützung der Bevölkerung: „Damit wir unsere Aufgaben erledigen können, benötigen die Räumfahrzeuge und nicht zuletzt auch Rettungsfahrzeuge eine Mindestdurchfahrtsbreite von 3,50 Metern. Daher ist es sehr hilfreich, wenn in allen Straßen möglichst nur auf einer Seite geparkt wird.“ Diese Rücksicht komme auch Fußgängern zu Gute. Wichtig zu beachten sei zudem, dass Schnee und Eis von Privatgrundstücken nicht auf Gehwege und Fahrbahnen geschaufelt werden dürfen, weil das zu gefährlichen Situationen für alle Verkehrsteilnehmer führen kann. Bei größeren Schneemengen werden die Straßen erheblich eingeengt, so dass Begegnungsverkehr nur unter erschwerten Bedingungen möglich ist. Der Räumdienst wird daher dort, wo es erforderlich ist, den Schnee auch auf den Gehweg schieben.