Siegen. Am Schleifmühlchen wurde vor Weihnachten und Winterpause kräftig malocht, damit der Bypass von Kaan-Marienborn Richtung Siegen rechtzeitig fertig wird.
Anderthalb Jahre Bauzeit sind rum, in einem Jahr soll er fertig sein: Der neue Kreisverkehr an Siegens zweitwichtigstem Verkehrsknotenpunkt. Aus dem schiefen „Kminki-Ei“ wird ein ordentlicher Kreisverkehr Schleifmühlchen, Ende 2025. Es deutet einiges darauf hin, dass die Großbaustelle planmäßig fertiggestellt wird - denn bislang konnten auch diverse Widrigkeiten die beteiligten Firmen Heinrich Weber und Plusplan Ingenieure nicht zurückwerfen. Rechtzeitig vor Weihnachten wird nun der künftige „Bypass“ von Kaan Richtung Innenstadt fertig. Zumindest auf Zeit. Jedenfalls wird die zusätzliche Fahrspur Richtung Siegen den jahreszeitbedingten zusätzlichen Verkehr kräftig entlasten, versichert die Stadt.
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„Ich hatte immer einen Riesenrespekt vor der Baustelle“, sagt Bürgermeister Steffen Mues. 20 Jahre lang hatte Siegen Zeit, das kaputte Provisorium weiter kaputtzufahren und sich darüber Sorgen zu machen, wie es nur werden soll, wenn hier gebaut wird. Zum großen Teil war das unbegründet, der Verkehr fließt erheblich besser als befürchtet - zu Stoßzeiten gibt‘s mal Rückstau, ansonsten funktioniert‘s ganz gut.
Großbaustelle Schleifmühlchen Siegen: Die meisten müssen gar nicht durch den Kreisel selbst
Eine Stelle, an der es sich häufiger staut, ist die Baustellenampel auf der Marienborner Straße, direkt an der Einmündung Hainer Hütte. Und die wird nun auch deutlich entlastet, wenn ab Donnerstag, 19. Dezember, der Bypass mitsamt Fußweg über der Ufermauer freigegeben wird. Aus Kaan-Marienborn Richtung Innenstadt muss man künftig gar nicht mehr durch den Kreisverkehr selbst, sondern kann diese zusätzliche Fahrspur nutzen. „Das wird die Wartezeiten vor allen anderen Verkehrsarmen deutlich reduzieren“, sagt Steffen Mues. Besonders im Winter, wenn witterungsbedingt mehr Menschen das Auto nutzen und das Verkehrsaufkommen höher ist, sei das wichtig. Der Großteil des Verkehrs entfallen ohnehin auf diese Fahrtrichung. Wer also aus Kaan Richtung Zentrum will, ordnet sich ab Donnerstag rechts ein, für alle anderen Fahrtrichtungen geht‘s weiter auf der linken Spur über die Baustelle.
„Das alte Ei lag schon ziemlich schräg in der Landschaft.“
Die Freigabe wird nicht von Dauer sein, im neuen Jahr wird die Fahrspur irgendwann im Frühjahr wieder für die Bauarbeiten benötigt werden - aber erstmal eine Entlastung. Ein Erfolgsrezept, findet der Bürgermeister: Gemeinsam mit der Firma Weber habe man eine „dynamische Baustelle“ geschaffen, in der immer wieder angepasst und auf aktuelle Entwicklungen reagiert wurde.
Eine ziemlich komplexe Baustelle: Schleifmühlchen Siegen liegt voll im Plan
Damit das klappte, hätten viele Zahnrädchen ineinander greifen müssen, sagt der städtische Schleifmühlchen-Projektleiter Oliver Jenke. Denn es kam ja alles mögliche dazwischen: Viel Wasser in der Weiß, weshalb man zu Jahresbeginn nicht wie geplant Gerüste ins Flüsschen stellen konnte, um die neue Wand zu bauen, auf der nun der Gehweg auf einer Kragplatte ruht. Alle möglichen Arbeiten von Versorgern, die neue Anschlüsse und Leitungen verlegen wollten, wenn hier schon einmal großflächig aufgebaggert ist. Was alles nicht geplant war. Und nicht zuletzt auch das Wetter, das nicht immer komfortabel trocken war. „Keiner weiß, wie lange der Winter jetzt dauert“, sagt Oliver Jenke - und wie er wird -; jedenfalls hätten die Bauleute in den vergangenen zwei Wochen nochmal „richtig rangeklotzt“, damit das alles klappt. Neben den Fahrbahnen kommen alle möglichen Nebenflächen, Entwässerungsanlagen, Ver- und Entsorgungsleitungen, Straßenbeleuchtung, Bushaltestellen.
„Ich hatte immer einen Riesenrespekt vor der Baustelle.“
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Die Arbeiten sind so weit fortgeschritten, dass man den künftigen Knotenpunkt zumindest erahnen kann - und was das alte Schleifmühlchen tatsächlich für ein hingefriemeltes, knitterhagelkaputtes Provisorium war. Hier war nichts ausgelegt auf diese Verkehrsbelastung, der Straßenbelag teils ein halbes Jahrhundert alt. Die Dellen und Rinnen in der Fahrbahn waren berüchtigt, teils sogar richtig gefährlich. Der Bypass liegt auf altem Niveau, oberhalb einer bereits neu errichteten Mauer die künftige Kreisel-Fahrbahn. Der Höhenunterschied ist beträchtlich. „Das alte Ei lag schon ziemlich schräg in der Landschaft“, sagt Oliver Jenke. Mit so einer Querneigung baut man keinen Kreisverkehr. „Der neue ist natürlich in Waage.“