Kreuztal. Die Raten für das Haus, zwei kleine Kinder. Bei der Großdemo im Siegerland wird deutlich: So würde die Werkschließung Menschen treffen.

Es geht zum Beispiel um sie: um Nikolai Jaufmann und seine Frau Natascha, ein junges Ehepaar aus Kreuztal mit zwei kleinen Kindern. Er arbeitet seit 20 Jahren bei Thyssenkrupp als Verfahrensmechaniker im Werk in Kreuztal-Eichen. Mit seiner Frau hat er zwei kleine Kinder – und nun schwebt dieses Damoklesschwert über ihnen. Das einer Werksschließung, die droht. Das von finanziellen Sorgen und von Existenzangst.

„Als ich das gehört habe mit der drohenden Schließung, das war eine Katastrophe“, sagt Nikolai Jaufmann. „Wir haben vor fünf Jahren ein Haus gekauft. Man muss jetzt schauen, wie man die Familie versorgen und das Haus bezahlen kann.“ Er marschiert an diesem Mittwoch natürlich mit bei dieser großen Demonstration, die ein Zeichen sein soll, dass eine ganze Region protestiert. Thyssenkrupp hat für seine Stahlsparte einen gewaltigen Sparkurs angekündigt, rund 11.000 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden. Und besonders hart trifft es das Werk in Kreuztal-Eichen, denn das soll nach dem Willen der Konzernspitze ganz geschlossen werden.

Auch aus anderen Städten kommen viele Kolleginnen und Kollegen

Sehr viele Menschen werden sich am Ende dieses kalten Tages auf dem so genannten „Roten Platz“ in Kreuztal einfinden bei der Abschlusskundgebung. Die Veranstalter von der IG Metall sprechen von mehr als 2500 Teilnehmern, die Polizei etwas vorsichtiger von rund 2000. Der Protestzug beginnt aber bereits um 16 Uhr am Werk in Eichen, das von der Schließung bedroht ist. Hier versammeln sich 600 bis 700 Menschen.

Thyssenkrupp-Demo im Siegerland: Das sind die Bilder

Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Protestmarsch gegen die Schließung des Thyssenkrupp-Werkes in Kruztal Eichen
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © WP | Jan Reinold
Protestmarsch gegen die Schließung des Thyssenkrupp-Werkes in Kruztal Eichen
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © WP | Jan Reinold
Protestmarsch gegen die Schließung des Thyssenkrupp-Werkes in Kruztal Eichen
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © WP | Jan Reinold
Protestmarsch gegen die Schließung des Thyssenkrupp-Werkes in Kruztal Eichen
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © WP | Jan Reinold
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Protest gegen drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © WP | Hendrik Schulz
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. Auch dabei: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. Auch dabei: NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. Auch dabei: Siegen-Wittgensteins Landrat Andreas Müller (SPD). © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Hunderte Demonstranten protestieren am Mittwoch, 11. Dezember, gegen die drohende Schließung des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
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Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Taylan Ronaesin lobt die Solidarität der Kollegen aus anderen Standorten. Auch aus Duisburg seien 80 Kolleginnen und Kollegen mit dem Pkw gekommen, ebenso aus Finnentrop, Ferndorf oder Hohenlimburg. „In Eichen stehen alle Anlagen still, alle laufen mit. Wir werden alles geben, um eine Zukunft zu haben“, so Taylan Ronaesin.

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Nikolai Jaufmann, der Familienvater aus Kreuztal, ist natürlich dabei: „Nachdem die Nachricht kam, war es schon schwer, sich zu motivieren und weiter zu produzieren. Aber wenn wir gar nichts machen, dann machen wir es ihnen noch leichter, das Werk einfach zu schließen. Deshalb werden wir weitermachen.“ Und seine Frau Natascha, die mit dem Kinderwagen und den zwei Kleinen am Rande steht, ergänzt: „Die Kommunikation von Thyssenkrupp ist eine Katastrophe. Wir erfahren alles nur aus der Zeitung.“

Die Menge skandiert: „Lopez raus“

Die Protestierenden tragen Fackeln, Fahnen und Transparente. Immer wieder wird gerufen: „Lopez raus“. Dieser Ruf bezieht sich auf Miguel Ángel López, den Vorstandsvorsitzenden von Thyssenkrupp, den die Demonstranten verantwortlich machen für den angedrohten Kahlschlag im Stahlbereich. Nach gut einer Stunde erreicht der Protestzug den „Roten Platz“. Hier ist mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) schon Politprominenz vertreten.

Fackelmarsch in Kreuztal Eichen.
Der „Rote Platz“ in Kreuztal wird dank Pyrotechnik wirklich rot. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Vor allem aber sind es noch mal viele Hundert Menschen mehr, die die Demonstrierenden mit Jubel empfangen. Alle Altersklassen sind vertreten, von Kindern bis Senioren. Viele ehemalige Thyssenkrupp-Mitarbeiter sind dabei. Viele singen das alte Partisanenlied „Bella ciao“ mit. Und immer wieder wird der Spruch skandiert, der zur Parole des Tages wird: „Stahl muss fließen, Eichen darf nicht schließen“.

Betriebsratsvorsitzender Helmut Renk stimmt die Massen weiter ein: „Ich habe noch nie so planlose, ideenlose Vorstände erlebt. Das kann man mit den Menschen nicht machen, wir lassen uns das nicht gefallen. Hier soll ein Stück Siegerländer Stahlgeschichte kaputt gemacht werden. Generation von Familien arbeiten im Unternehmen.“

Tausende Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter ziehen am Mittwoch den 11. Dezember 2024 vom Werk in Eichen zum Roten Platz in Kreuztal. Im Bild: Arbeitsminister Hubertus Heil. Foto:Ralf Rottmann/ Funke Foto Services

„Ich bin hier als Bundesminister, um eins deutlich zu machen: Ich steh an eurer Seite.“

Hubertus Heil (SPD)
Bundesarbeitsminister

Und Hubertus Heil, der als SPD-Politiker zuletzt nicht immer Beifall gewohnt war, bekommt hier Applaus für seine Worte: „Ich bin hier als Bundesminister, um eins deutlich zu machen: Ich steh an eurer Seite.“ Er fordert, „fair zu verhandeln“, Zukunft für Stahl und Industrie gebe es nur mit den Beschäftigten, die Mitarbeiter seien „keine Kostenstellen mit Ohren“. Es sei die Stunde der Sozialpartnerschaft, „es muss einen gemeinsamen Interessenausgleich geben“. Zudem kündigt Heil an, die Kurzarbeiter-Regelungen zu verlängern, um das konjunkturelle Tal zu überbrücken. Das werde nächste Woche beschlossen, dafür brauche man keine Mehrheit im Bundestag, es gehe per Verordnung.

Tausende Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter ziehen am Mittwoch den 11. Dezember 2024 vom Werk in Eichen zum Roten Platz in Kreuztal. Im Bild: Landrat Andreas Müller. Foto:Ralf Rottmann/ Funke Foto Services

„ Es riecht nach einem Bauernopfer hinter den sieben Bergen.“

Andreas Müller
Landrat Siegen-Wittgenstein

Und auch Siegen-Wittgensteins Landrat Andreas Müller (SPD) kritisiert die Pläne zur Schließung des Werks. Der Konzern habe kein Konzept, lege keine Zahlen vor. „Ein gesundes Werk in Eichen soll geschlossen werden. Es riecht nach einem Bauernopfer hinter den sieben Bergen.“

Knut Giesler, NRW-Chef der IG Metall, hofft, dass dieser Tag seine Wirkung zeigt. Mit Blick auf den Thyssenkrupp-Vorstand sagt er: „Die Bilder, die heute erzeugt wurden, sind genau die, die sie nicht wollten. Sie wollten das schnell über die Bühne bringen. Aber Solidarität ist unsere Superkraft.“

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