Kreuztal. Die Ankündigung, das Thyssenkrupp-Steel-Werk in Eichen zu schließen, hat viele Reaktionen hervorgerufen. Die Kritik an dem Unternehmen ist scharf.
„Mein Gefühl hat mich leider nicht getäuscht“, sagt Landrat Andreas Müller. Die Resolution des Kreistages im September sei zum richtigen Zeitpunkt gekommen, habe aber offensichtlich keine ausreichend starke Wirkung gehabt. „Schon in wenigen Tagen werden wir gemeinsam bei einer Demonstration in Kreuztal die Wichtigkeit der Siegerländer Stahlstandorte und unser ausdrückliches Interesse an deren Erhalt unüberhörbar zum Ausdruck bringen“, kündigt der Landrat an. „In den kommenden Wochen wird es darum gehen, mit großer Geschlossenheit alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen, um dieses Horrorszenario doch noch abwenden zu können.“
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CDU-Bundestagsabgeordneter Volkmar Klein kritisiert die geplante Werkschließung des Thyssen-Krupp.Standortes in Eichen: „Die Entscheidung ist fatal. Fatal für die Menschen, die dort arbeiten und fatal für die Region insgesamt. Leider reiht sich Thyssen-Krupp mit dem geplanten Stellenabbau in die Reihe vieler namhafter Unternehmen ein, die am Standort Deutschland Stellen abbauen. Die Ampel trägt hier mit der völlig falschen Energie- und Wirtschaftspolitik einen großen Anteil.“
„ Fatal für die Menschen, die dort arbeiten und fatal für die Region insgesamt. “
Erst kürzlich habe er zusammen mit der Landtagsabgeordneten Anke Fuchs-Dreisbach das Werk in Eichen besucht und sich auch mit dem Betriebsrat ausgetauscht. „Das Bild, das wir uns hier machen konnten, war sehr gut, Eichen ist ein effektiver Standort. Umso fassungsloser macht es, dass das Werk nun geschlossen werden soll“, sagt Volkmar Klein. Stahl bleibe als Kerntechnologie nicht nur eine wichtige Basis für Wirtschaft und Jobs im Siegerland, sondern sei wegen seiner unbegrenzten Recyclingfähigkeit auch in Sachen Nachhaltigkeit eine Zukunftstechnologie. „Genau deshalb muss der Standort erhalten bleiben.“
„Die mit dem Zukunftskonzept von ThyssenKrupp Steel angekündigte Schließung des Werks in Kreuztal-Eichen ist ein schwerer Schlag für unsere Region. Damit bewahrheiten sich unsere schlimmsten Befürchtungen“, sagt SPD-Bundestagsabgeordnete Luiza Licina-Bode. „Mit der Ankündigung destabilisiere Thyssenkrupp die starke und zukunftsfähige Stahlindustrie, gerade auch in Siegen-Wittgenstein, „und nimmt den betroffenen Beschäftigten und ihren Familien die Zukunftsaussichten“. Das Eckpunkte-Papier sei eine „reine Verzweiflungstat“. Auf dem Rücken der Mitarbeiter Managementfehlentscheidungen auszutragen, sei „verachtenswert“.
„Ich kämpfe weiter.“
„Wir haben Staatshilfen in Milliardenhöhe bereitgestellt für die Produktion von grünem Stahl in Deutschland. Im Hintergrund würden Gespräche mit Olaf Scholz und Robert Habeck geführt. „Ich erwarte, dass sich die Verantwortlichen auf Bundes- und auch auf Landesebene nun intensiv in die Gespräche mit der Führung von Thyssenkrupp begeben, um dieses Vorhaben zu stoppen. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Arbeitsplätze und die Schlüsselindustrie Stahl nicht verloren gehen.“ Auch eine Beteiligung des Bundes an dem Unternehmen müsse in Betracht gezogen werden. „Ich kämpfe weiter.“
„Die angekündigten Maßnahmen von thyssenkrupp Steel, insbesondere die Schließung des Werks in Kreuztal-Eichen, sind eine Katastrophe für unsere Region und die Beschäftigten“, sagt Grünen-Bundestagsabgeordnete Laura Kraft, „das Siegerland lebt vom Stahl. Ein solcher Abbau geht über das hinaus, was notwendig erscheint, und gefährdet die Zukunft der Stahlindustrie in Siegen-Wittgenstein sowie weitere Bereiche der heimischen Industrie und Wirtschaft.“ Die Politik habe mit Milliardenhilfen für die Transformation klare Unterstützung signalisiert.
„Das Siegerland lebt vom Stahl.“
Jetzt liege es am Unternehmen, Verantwortung für die Beschäftigten zu übernehmen und sozialverträgliche Lösungen mit den Betriebsräten zu erarbeiten. „Ich erwarte zudem, dass auf europäischer Ebene der Wettbewerb fairer gestaltet wird – unter anderem durch die Verlängerung der Schutzmaßnahmen gegen Dumping-Stahlimporte. Als Bundestagsabgeordnete werde ich mich bei den Beteiligten für den Erhalt des Standorts in unserem Siegerland einsetzen, damit wir Arbeitsplätze in der Region zu sichern und eine nachhaltige Perspektive für die Industrie schaffen.“
„Die Ankündigung trifft den Wirtschaftsstandort ins Mark.“
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thilo Pahl: „Die Ankündigung trifft den Wirtschaftsstandort ins Mark.“ Stahlerzeugung und -Verarbeitung gehört zur DNA dieser Region. Das Werk von Thyssenkrupp sei in regionale Wertschöpfungsketten und Produktionsverflechtungen eingebunden. „Daher ist davon auszugehen, dass weitere Arbeitsplätze in unserer Region gefährdet sind - wenn die Pläne, wie angekündigt, umgesetzt werden.“ Für viele Menschen in der Region stehe die Zukunft des Werkes Eichen sinnbildlich für den Stahlstandort Siegerland. Die Politik sei gefordert, auf einen Erhalt des Produktionsstandort hinzuwirken. Aus Sicht der Wirtschaft müsse alles dafür getan werden, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu stärken „Sollte eine Werksschließung nicht verhindert werden können und es zu Entlassungen kommen, würde dies neue Beschäftigungsperspektiven für die Betroffenen schaffen.“
„Unsere Gedanken sind bei den Kolleginnen und Kollegen, deren Existenz bedroht ist“, sagt Tanja Krönert, stellvertretende DGB-Kreisverbandsvorsitzende, „es ist eine Katastrophe für jede Einzelne, jeden Einzelnen, für Ihre Familien, für das Siegerland und die Nachbarregionen, die ebenso am Stahl hängen, wie wir. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften werden ihren Kolleginnen und Kollegen bei der TKS in Eichen in ihrem Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze zur Seite stehen und unterstützen. Stirbt unsere Stahlindustrie, stirbt unsere Region. Mit jedem direkt gestrichenen Arbeitsplatz verschwinden noch einmal indirekt drei bis vier weitere Arbeitsplätze.“
„Stirbt unsere Stahlindustrie, stirbt unsere Region.“
Die Politik sei aufgefordert, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, damit in Deutschland Stahl wieder wettbewerbsfähig hergestellt werden könne. „Wir erwarten, dass sich die Politik mit dem Vorstand der TKS in Verbindung setzt und ihn dazu bringt, sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung entsprechend zu verhalten und nicht immer nur Werksschließungen und Entlassungen als Allheilmittel einzusetzen.“
„Es ist unglaublich bitter, dass hier ein effektiver und langjähriger Standort geschlossen werden soll.“
„Das ist eine Schocknachricht - für die Beschäftigten und ihre Familien hier in Eichen, für unsere Region“, sagt CDU-Kreisvorsitzender Benedikt Büdenbender. „Es ist unglaublich bitter, dass hier ein effektiver und langjähriger Standort geschlossen werden soll. Das können wir nicht so stehen lassen. Es geht um die Menschen vor Ort, wir brauchen sichere Arbeitsplätze, wir brauchen eine Perspektive für unsere Industrie – das ist für uns in Siegen-Wittgenstein das zentrale Zukunftsthema.“ Deshalb müsse die Politik sich dafür einsetzen. Energiekosten zu senken, Bürokratie abzubauen und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. „Zuallererst geht es jetzt darum, mit Thyssen und den Beschäftigten in Eichen nach Lösungen zu suchen.“
„Es ist die Aufgabe von Politik, die harten und nicht zu akzeptierenden Entscheidungen dezidiert zu hinterfragen“, sagt Nicole Reschke, Vorsitzende des SPD-Unterbezirks, „wir werden unsere Netzwerke und Kommunikationskanäle in das Unternehmen hinein nutzen, um das Schlimmste abzuwenden. Wir werden zudem hier vor Ort zeigen, wie wichtig die Standorte in Eichen und natürlich Ferndorf sind. Wir stehen an der Seite der Beschäftigten und werden dies nicht zuletzt bei der Kundgebung am 11. Dezember auf dem Roten Platz in Kreuztal unterstreichen. Mit den Beschäftigten, den Gewerkschaften und dem Betriebsrat kämpfen wir um jeden einzelnen Arbeitsplatz.“
„Wir stehen an der Seite der Beschäftigten.“
Die Unternehmensspitze stehe in der Verantwortung. Deren Management, Ausrichtung und Handeln in den vergangenen Monaten sei zu Recht immer wieder kritisiert worden. Politik habe die Aufgabe, Rahmenbedingungen zu verbessern, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Darüber sollten wir im Gespräch bleiben. Die SPD habe im Bund das Thema der konkurrenzfähigen Energiepreise immer wieder adressiert, Bundeskanzler Olaf Scholz mache sich für eine Senkung der Strom-Netzentgelte stark. .
„Ich stehe fest an der Seite der Beschäftigten.“
„Die geplante Werkschließung des Thyssenkrupp-Standortes in Kreuztal-Eichen ist ein schwerer Schlag, ganz besonders für die Menschen, die dort arbeiten, ihre Familien, aber auch für unsere Region und den Industriestandort Deutschland“, sagt CDU-Landtagsabgeordneter Jens Kamieth, „ich stehe fest an der Seite der Beschäftigten und appelliere eindringlich an die Sozialpartner, ihrer Verantwortung nachzukommen und über Lösungen zu verhandeln, das Werk und damit rund 600 Arbeitsplätze bei uns im Siegerland zu erhalten“. Aufgabe der Politik müsse es sein, Energiekosten zu senken, zu entbürokratisieren und Investitionen anzureizen. CDU und Grüne in NRW hätten Thyssenkrupp im Mai dieses Jahres mit rund 700 Millionen Euro die höchste Einzelförderung in der Landesgeschichte gewährt, um den Stahl grün und zukunftssicher zu machen.
„Die Entscheidung macht mich wütend.“
„Die Nachricht, dass das Eichener Werk geschlossen werden soll, ist nicht nur eine harte Nachricht für die Beschäftigten und ihre Familien, sie ist auch für die Region und die gesamte deutsche Stahlindustrie eine Katastrophe“, sagt CDU-Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach, „und die Entscheidung macht mich wütend.“ Auf einer Regionalkonferenz müsse nun über die Lage der Industrie insgesamt beraten werden. „Die Situation ist in vielen Betrieben kritisch und weitere Arbeitsplätze werden zukünftig noch betroffen sein. Darüber hinaus brauchen wir einen echten wirtschaftlichen Wandel: Mehr Freiräume für Unternehmen durch vereinfachte Regulierungen, Energiepreise, die eine wettbewerbsfähige Produktion ermöglichen und ein Leistungsanreizpakt, der die Arbeit fördert und die guten Industriearbeitsplätze sichert.“ Über die Entscheidung zum Arbeitsplatzabbau werde sie gemeinsam mit ihren CDU-Landtagskollegen Jens Kamieth und Jochen Ritter am Freitag mit der Vorsitzenden des Kuratoriums der Krupp-Stiftung, Ursula Gather, sprechen.
„Spätestens jetzt sollten alle Alarmglocken schrillen.“
„Das ist eine verdammt traurige Nachricht kurz vor Weihnachten. Manchmal frage ich mich, ob wir nicht erkennen, dass wir vorausschauend in den Abgrund laufen“, sagt Guido Müller, Chef der FDP-Kreistagsfraktion, „Deutschland braucht Wirtschaftswachstum und dafür braucht die Wirtschaft wieder Luft zu, Arbeiten und einen stabilen, günstigen Wirtschaftsraum. Beides fehlt. Man kann auf die Wirtschaftskrise mit betroffenen Mienen, Resolutionen und Subventionen reagieren. Aber all das hilft nicht. Wer glaubt, dass das eine vorübergehende Sache ist, der irrt. Seit 2018 ist die deutsche Volkswirtschaft nicht mehr kräftig gewachsen. Spätestens jetzt sollten alle Alarmglocken schrillen und alles dafür getan werden, dass es bessere Bedingungen für einen Wirtschaftsaufschwung in Deutschland geben wird.“
„ThyssenKrupp wurde durch Milliarden EU-Subventionen unterstützt - dafür muss der Konzern im Gegenzug nun für seine Belegschaft Sorge tragen und darf niemanden in Armut oder Arbeitslosigkeit entlassen“, stellt Sandro Abbate, Sprecher des Linken-Kreisverbandes, fest. Es dürfe keinerlei Unsicherheit oder Sorge bei der Belegschaft geben, wie die nächsten Jahre und die eigene Zukunft aussehen wird. Jede Umstrukturierung müsse fair ausgehandelt und sozial verträglich umgesetzt werden. „Diese Entmenschlichung und Gleichgültigkeit gegenüber Menschen, die teils ihr Leben lang dem Werk ihre Arbeitskraft gegeben haben, ist schockierend.“
„Das geplante Aus des Standorts von ThyssenKrupp in Kreuztal-Eichen ist ein herber Rückschlag für die gesamte Region Südwestfalen“, sagt Benjamin Grimm, Stadtverordneter in Siegen und Bundestagskandidat der Freien Wähler. Er fordere sozialverträgliche Lösungen, um die Folgen für die Beschäftigten und ihre Familien abzufedern.“Es kann nicht sein, dass die Transformation zu ‚grünem Stahl‘ allein auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen wird.“
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