Weidenau. Die Betreiberin der Postfiliale Weidenau erklärt, warum der Betrieb nicht rundläuft und warum sie den Standort aufgibt.

Samira Münker ist sauer. Es sei nicht ihre Schuld, dass Kunden vor der von ihr betriebenen Postfiliale am Weidenauer Hauptmarkt lange warten müssen oder sogar vor verschlossenen Türen stehen. Die Filiale wird mit dem Paketaufkommen des gesamten Nachbarstadtteils Geisweid geflutet. Dort wurde vor zwei Wochen die letzte von ursprünglich drei Fiilialen geschlossen.

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„Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.“ 300 bis 400 Pakete am Tag kommen zusätzlich an – Black Friday und Weihnachtsgeschäft lassen grüßen. Die müssen registriert und verräumt werden („Sonst können wir sie gar nicht an die Kunden herausgeben“), sobald der Lkw da ist, planmäßig um 7.15 Uhr, in letzter Zeit oft verspätet. „Ich habe mehrfach um Verstärkung gebettelt“, berichtet Samira Münker, „aber wir wurden allein gelassen.“

„Ich habe mehrfach um Verstärkung gebettelt, aber wir wurden allein gelassen. Als die Google-Bewertungen runtergingen, wurde ich rundgemacht. “

Samira Münker, Betreiberin der Post in Weidenau

Lange Warteschlangen und verkürzte Öffnungszeiten

In der Not wurden die Öffnungszeiten auf 15 bis 18 Uhr verkürzt und die Kunden auf die ebenfalls von ihr betriebene Filiale in Netphen verwiesen. Die Warteschlangen in Weidenau wurden lang, manche hätten 40 Minuten gestanden, „für die Kunden unzumutbar“, bestätigt Samira Münker. „Als die Google-Bewertungen runtergingen, wurde ich rundgemacht.“ Von der Post.

Betreiberin ist verärgert über die Darstellung der Post

Die Pressesprecherin der DHL Group stellte die Situation so dar: „Unsere Filialpartnerin der Postfiliale am Hauptmarkt 23 kann leider aufgrund von Personalmangel die Öffnungszeiten nicht immer einhalten, obwohl sie sehr darum bemüht ist. Leider können wir daran im Moment nichts ändern und bitten um Verständnis, dass die Öffnungszeiten variabler sind.“ Im kommenden Jahr stehe allerdings ein Betreiberwechsel in der Filiale bevor, „und dann hoffen wir, dass sich die Lage stabilisiert.“

Bestätigt wird auch, dass die Postbank Finanzdienstleistungen ab dem 1. Januar 2025 am Hauptmarkt 23 in Weidenau nicht mehr anbietet. Hintergrund sei die fortschreitende Digitalisierung. Kunden und Kundinnen führten finanzielle Transaktionen zunehmend online aus und der Anteil bargeldloser Zahlungen steige. Das Angebot an Postdienstleistungen in der Partner-Filiale bleibe aber in vollem Umfang erhalten.

Da war die Stimmung noch gut: In Netphen gratulieren Beigeordneter Andreas Fresen (links) , Bürgermeister Paul Wagener und Post-Regionalbeauftragter Post Berthold Hoppe (von rechts) Filialleiterin Samira Münker am 1. Dezember 2022 zur Eröffnung.
Da war die Stimmung noch gut: In Netphen gratulieren Beigeordneter Andreas Fresen (links) , Bürgermeister Paul Wagener und Post-Regionalbeauftragter Post Berthold Hoppe (von rechts) Filialleiterin Samira Münker am 1. Dezember 2022 zur Eröffnung. © Jürgen Schade | Jürgen Schade

„Traurig“ sei diese Art der Kommunikation, bedauert Samira Münker, die vor fünf Jahren zusätzlich zum Betrieb der eigenen Spedition ins Post-Geschäft eingestiegen ist. In Weidenau höre sie zum Jahresende auf, weil die Postbank früher als erwartet auszieht und damit ein wichtiger Teil der Provision verloren geht. Bis dahin aber, so Samira Münker, bleibt es bei den gewohnten Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9 bis 18, samstags von 9 bis 13 Uhr.

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Post wechselt mehrfach den Standort in Weidenau

Die Filiale gegenüber dem altem Sparkassengebäude an der Haardter Brücke wurde erst 2020 eröffnet. Vorher wurde die Post durch die Buchhandlung im Einkaufszentrum betrieben, nachdem die Post die selbst betriebene Filiale am Busbahnhof aufgegeben hatte. Ein richtiges Postamt hatte Weidenau bis zur Stadtsanierung. Das alte Postamt stand da, wo heute die Straße Bahnhof Weidenau neben dem Finanzamt in die Weidenauer Straße einmündet. In dem dort errichteten Neubau wurde eine Zeitlang die Gaststätte „Kaiserliche Post“ betrieben.

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