Siegen. Es ist ein elendes Katzenleben auf Höfen, Straßen, Firmengelände. Auch in Siegen leiden unzählige Streunerkatzen. Ein neuer Verein hilft ihnen nun.
Viele Katzen werden nicht älter als ein halbes Jahr – alleine in Deutschland leben und leiden Millionen Streuner auf der Straße. Auch in Siegen und Umgebung besteht das Problem, das die örtlichen Tierschutzvereine alleine nicht mehr bewältigen können. Die „Streunerkatzenhilfe“ greift deshalb mit ein.
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Im Oktober gründeten Viola Zimmermann, Mareike Haas und Stella Freytag den Verein zu gründen, der sich ganz den Streunerkatzen im Siegerland, im Kreis Olpe und im Lahn-Dill-Kreis widmet. „Streunerkatzen sind eigentlich verwilderte Hauskatzen und haben nichts mit der Wildkatze zu tun. Deshalb sind die Tiere auf menschliche Hilfe angewiesen“, erklärt Stella Freytag, die sich schon seit ihrer Kindheit für den Tierschutz engagiert.
Siegen: Viele Streunerkatzen brauchen Hilfe von Menschen – ein Verein nimmt sich der Thematik an
Eines der größten Probleme ist die ungehinderte Fortpflanzung. „Eine Katze hat zwei bis drei Würfe pro Jahr. Oft sind die Mütter aber so geschwächt, dass sie nicht alle Kätzchen durchbringen und leider viele sterben“, sagt Viola Zimmermann. Dabei kann eine einzige Katze nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes in zehn Jahren 200 Millionen Nachkommen haben. Das Wichtigste sei daher die Kastration.
Für die Muttertiere bedeute dieser Eingriff eine Erleichterung und die Chance auf ein besseres Leben. „Das Austragen und Aufziehen der Kitten ist für die Katze sehr stressig, da das Futter meist nicht ausreicht und die Tiere geschwächt sind, aber auch die Rolligkeit ist ein Stressfaktor“, sagt Stella Freytag. Viola Zimmermann ergänzt: „Wir haben lange versucht, eine Mutterkatze mit ihren sieben Jungen zu fangen. Es war für uns erstaunlich, wie sie es geschafft hat, alle zu versorgen. Dann haben wir erfahren, dass sie Ratten für die Kätzchen fängt. So eine Jagd ist auch für die Mutterkatze gefährlich.“
Siegen: Streunerkatzenhilfe – die geschwächten Katzenmütter können die Kitten kaum versorgen
Obwohl die Tiere gefüttert werden und der Verein über verschiedene Fallen verfügt, dauert es oft lange, bis die Tiere in Obhut genommen werden können – oft vergehen einige Tage bis Wochen. „Aber wir haben auch Muttertiere, bei denen es ein Jahr gedauert hat“, sagt Viola Zimmermann. Derzeit hat der Verein 43 Vierbeiner auf die Pflegestellen verteilt, alle suchen ein neues Zuhause. Etwa 50 weitere Tiere leben draußen und werden an Futterstellen versorgt und medizinisch betreut. „Nicht alle Streuner können an Menschen gewöhnt und vermittelt werden. Wir hoffen aber, dass sie durch die Kastration noch ein stressfreies Leben führen können. Aber auch sie müssen versorgt werden“, erklärt Stella Freytag.
Eine Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht für Katzen sei daher unumgänglich, eine landesweite Regelung gibt es jedoch nicht. Einige Städte und Gemeinden haben diese bereits eingeführt, darunter Kreuztal und Siegen, allerdings nur für Freigänger. Hauskatzen müssen weder kastriert noch gekennzeichnet werden, obwohl sie zum Problem beitragen. Viele ausgesetzte oder entlaufene Wohnungskatzen enden nämlich verwildert auf der Straße. „Eine landes- oder bundesweite Lösung wäre wichtig. Der Kreis Olpe hat den Antrag bisher fünfmal abgelehnt“, sagt Stella Freytag. Dabei ist laut Deutschem Tierschutzbund das Leid der Streunerkatzen das größte Tierschutzproblem in Deutschland.
Siegen: Die Tierschützerinnen der Streunerkatzenhilfe stoßen oft auf Unverständnis
Die genaue Zahl der Katzen, die auf Höfen, Straßen und Firmengeländen leben, sei unklar, da die Gemeinden und Städte nur die eingefangenen zählen, erklären die Vereinsgründerinnen. „Oft ist es gar nicht so einfach, den Tieren zu helfen, denn wir stoßen bei den Menschen vor Ort häufig auf Ablehnung und Unverständnis“, sagt Stella Freytag. Viola Zimmermann fügt hinzu, dass Anwohner eigentlich immer von den Tieren wüssten, sich aber niemand verantwortlich fühlen. Im Extremfall werden die Tierschützerinnen beschimpft oder es wird mit der Polizei gedroht.
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Auch wenn es nicht immer einfach ist, bleiben die Tierschützerinnen ruhig und gelassen. „Wir versuchen weiterhin, Aufklärungsarbeit zu leisten und die Menschen davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, die Tiere zu kastrieren und zu versorgen“, sagt Stella Freytag. Obwohl die Streunerkatzenhilfe in kurzer Zeit bereits 80 Mitglieder gewonnen hat, ist Unterstützung immer willkommen. „Wir suchen weiterhin Pflegestellen, Menschen, die Fahrdienste oder Büroarbeiten übernehmen. Aber auch Menschen, die Katzen adoptieren“, erklärt Viola Zimmermann. Weitere Informationen zum Verein und den Katzen gibt es unter www.streunerkatzenhilfe.de oder auf Instagram und Facebook.