Siegen. Generationen von Azubis hat Gregor Kölsch bei Hees in Siegen in den Beruf begleitet. Manche haben international enorm erfolgreich Karriere gemacht.

Seit 1975, da war er 15 Jahre alt, arbeitet Gregor Kölsch schon für seine Firma, die früher Louis Hees hieß. Jetzt ist er in den Ruhestand verabschiedet worden.

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Nicht nur der Name des Unternehmens hat sich in diesem halben Jahrhundert verändert, sondern auch die Standorte innerhalb Siegens: Als Lehrling erlebte er noch die Anfänge in der Fürst-Johann-Moritz-Straße. Es folgte der Umzug nach Weidenau, danach in die Hagener Straße und schließlich ins Leimbachtal. Auch seine Chefs wechselten, und damit auch Führungsstile. Auf Firmengründer Walter Leipold folgte Sohn Manfred und nach dessen frühem Tod seine Söhne Florian und Sebastian. Gregor Kölsch erlebte mit, wie Hees Bürowelt gerade in den letzten Jahren expandierte: Zunächst nur in Südwestfalen beheimatet, hat es nun Standorte in Gießen, Lohmar, Bochum, Hagen, Dortmund. Und aus den 20 Mitarbeitern bei seinem Berufseinstieg sind inzwischen 370 Kolleginnen und Kollegen geworden.

Gregor Kölschs ursprünglicher Berufswunsch war Radio- und Fernsehtechniker. „Das galt früher als modernster Beruf“, sagt er. Er entschied sich jedoch um, wurde Büromaschinen-Mechaniker, inzwischen verändert in Informations-Elektroniker, bildete sich im Bereich IT weiter, schloss danach noch die Ausbildung zum Betriebswirt an und machte 1986 seine Meisterprüfung.

Siegen: Der Ausbilder, der Meister macht

Hees Bürowelt beschloss damals, verstärkt selbst auszubilden. In Gregor Kölsch fand man genau den richtigen Mann, all diese Ausbildungswege – bis zu zwölf kann die Firma anbieten - zu koordinieren. Dass daraus einmal eine Erfolgsgeschichte der besonderen Art werden sollte, war damals noch nicht abzusehen: Im Jahr 2000 wird erstmalig einer seiner Azubis Bundessieger im Bereich Büroinformationselektronik. Fünf weitere „Deutsche Meister“ kommen hinzu, außerdem drei „Deutsche Vizemeister“ und einige dritte Plätze. Auch die Zahl der NRW-Landessieger kann sich sehen lassen.

Dass einige seiner Besten inzwischen zu anderen Firmen abgewandert sind, ist für Gregor Kölsch kein Problem: „Manche kommen wieder, nachdem sie woanders neue Erfahrungen gesammelt haben.“ Zwei von ihnen sicherlich nicht: Der eine ist inzwischen als promovierter Ingenieur für Mercedes tätig und entwickelt in leitender Funktion selbstfahrende Autos. Der andere, er wurde beim Bundeswettbewerb „nur“ Dritter, arbeitet für SAP im kalifornischen Silicon Valley und hat dort die Stars der IT-Welt, unter anderem auch Bill Gates, kennengelernt. Mit großer Freude blickt Gregor Kölsch auf die Vielzahl der Siegerurkunden, die in seinem Büro hängen. Zu jedem Namen kann er deren persönliche Geschichte erzählen.

Gregor Kölsch engagiert sich auch ehrenamtlich: Etwa in der Handwerkskammer Südwestfalen als Lehrlingswart und im Berufsbildungsausschuss der IHK Siegen. Und kann dabei auch mal sehr bestimmend sein, als man etwa die Ausbildung für IT-Technik in Arnsberg schließen und nach Dortmund verlagern wollte. Er führte den „Kampf meines Lebens“ mit dem Ergebnis, dass Arnsberg heute das Top-Zentrum ist.

Jetzt spielt die Musik

Doch das alles wird mit Ablauf des August Vergangenheit sein. Gregor Kölsch wird wieder mehr Zeit für seine Musik haben. „Jetzt kann ich mich um 8 Uhr ans Klavier setzen“, freut er sich. Diese Leidenschaft hat ihn und seine Familie lebenslang begleitet. So, als er im 1980 mit Freunden gegründeten „Johannland-Express“ Schlagzeug spielte. „Wir waren die führende Tanzkapelle der Region, hatten oft bis zu drei Auftritte pro Woche.“ Es folgten „Die Paten“ und die „Alphornsolisten“, bei denen er Konzertpauker ist. Ganz wichtig sind ihm die Fensterkonzerte, bei denen er mit seinem E-Piano vor allem in der Coronazeit Menschen in Seniorenheimen ein wenig Licht in die Isolation gebracht hat.

Vielleicht gibt es irgendwann auch mal eine „Kölsch-Band“ im wahrsten Sinn dieses Namens: Sein ältester Sohn Benedikt ist Schlagzeuger und Pianist wie sein Vater und dazu noch Trompeter. Niklas, der Jüngere, spielt Tuba, Geige und das längste Kontrabass-Alphorn der Welt. Hannah Maria, die Jüngste, beherrscht Trompete und Flügelhorn. Die Fünfte In der Kölsch-Band wäre seine Frau Ursula Liedtke-Kölsch, Flötistin und Sängerin bei „Neue Töne Dielfen“. Die Schwierigkeit aber ist: Außer Gregor Kölsch sind alle noch voll im Beruf: Benedikt als promovierter Maschinenbau-Ingenieur, Niklas als Politologe in Berlin, Hannah Maria bei Hees Bürowelt und Ursula Liedtke-Kölsch in der Verwaltung des Marienkrankenhauses.  

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