Kreuztal. Tausende Follower bei TikTok: Felix Badermann ist mit seinen Videos erfolgreich. Damit möchte er Leute für die Freiwillige Feuerwehr begeistern.
„Auf der Langenauer Brücke in Kreuztal ist ein Autofahrer in einen Bus gerast“, erinnert sich Felix Badermann aus Kreuztal-Buschhütten. „Wir mussten ihn aus dem Auto herausschneiden.“ Das war der erste Todesfall, den der Feuerwehrmann bisher erlebt hat. „Solche Einsätze sind selten“, sagt er. Mit 13 Jahren ist der waschechte Buschhütter in die Freiwillige Feuerwehr eingetreten: Türen öffnen, Bäume von der Straße zu holen oder Rettungskräfte bei Unfällen unterstützen – das sind Einsätze, die öfter vorkommen. Normalerweise arbeitet der 28-Jährige als Rettungssanitäter in Erndtebrück, die Tätigkeit bei der Feuerwehr ist seine Nebenbeschäftigung. „Rettungssanitäter ist ein toller Job, den ich mir schon seit Kindesbeinen an gewünscht habe.“
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Brände, Überschwemmungen, Unfälle, Sturmschäden − wenn es brenzlig wird, ist in Kreuztal und den umliegenden Dörfern auch die Freiwillige Feuerwehr in Buschhütten zur Stelle. Sowohl Berufsfeuerwehr als auch Freiwillige Feuerwehr werden in der Regel gleichzeitig informiert. Die Freiwillige Feuerwehr in Buschhütten braucht mehr Personal, deshalb hat Felix Badermann vor drei Jahren den TikTok-Kanal „baderboom“ gestartet. „Mein Wehrleiter wusste davon zuerst nichts“, sagt er. Sein TikTok-Kanal erreicht ein Millionenpublikum – über 50.000 Follower und fast zwei Millionen Likes hat der Kreuztaler bereits.
Kreuztal: Die Freiwillige Feuerwehr braucht mehr Personal – „baderboom“ begeistert mit TikTok-Videos
Mit seinen lustigen Videos zeigt er, was ein Feuerwehrmann wissen muss, und möchte besonders Mythen über die Feuerwehr entkräften. Oft beantworte er auch die Fragen der Follower in seinen Videos. Die meistgestellte Frage ist: „Wie gut bist du mit Atemschutzgeräten?“ Seine Antwort: „Man muss nicht alles können als Feuerwehrmann. Viele wissen garnicht, dass jeder Feuerwehrmann oder jede Feuerwehrfrau werden kann.“ Felix kann den Atemschutz-Lehrgang nicht machen – die Maske werde bei seinem Bart undicht, sagt er. Wer in der Freiwilligen Feuerwehr Atemschutzgeräteträger ist, macht einen speziellen Lehrgang und seine gesundheitliche Eignung muss geprüft werden.
„„Man muss nicht alles können als Feuerwehrmann. Viele wissen garnicht, dass jeder Feuerwehrmann oder jede Feuerwehrfrau werden kann.“ “
Unterstützung bei seinen TikTok-Videos bekommt Felix Badermann von seinen Einsatzkollegen der Freiwilligen Feuerwehr in Buschhütten. „Aber ganz oft habe ich das Handy selber in der Hand.“ Geplant seien die Videos nicht. „Die Idee kommt eher spontan.“ In Deutschland sind fast ausschließlich freiwillige Einsatzkräfte im Einsatz. In Nordrhein-Westfalen sind 90.000 ehrenamtliche Mitglieder in insgesamt fast 400 Gruppen der Freiwilligen Feuerwehr. Ohne das Ehrenamt wäre eine funktionierende Feuerwehr also undenkbar. In vielen Orten prägen die Gruppen das Gemeinschaftsleben, sind etwa bei Veranstaltungen eng eingebunden, wie Felix Badermann, der bei dem Hähnewettkrähen in Buschhütten als Jugendwart im Rassegeflügelzuchtverein tätig ist.
Für die Freiwillige Feuerwehr in Buschhütten arbeiten 15 Einsatzkräfte, davon sind fünf Frauen, sagt Badermann. Wenn zu wenig Leute von der Freiwilligen Feuerwehr in Buschhütten zu einem Einsatz fahren müssen, kommen Einsatzkräfte der umliegenden Freiwilligen Feuerwehren. „Wir haben immer einen Funkmeldeempfänger dabei.“ Wenn ein größerer Einsatz, etwa ein Brand, bevorstehe, erweitere sich der Kreis und mehrere Feuerwehren werden tätig, sagt Badermann.
Kreuztal: Bei der Freiwilligen Feuerwehr braucht man keine besonderen Vorkenntnisse
Um sich ehrenamtlich in einer Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren, muss man kein Leistungssportler sein. Bereits ab dem zehnten Lebensjahr kann man Mitglied in der Jugendfeuerwehr werden. „Eine aktive Teilnahme am Einsatzdienst ist ab dem vollendeten 16. Lebensjahr möglich. Natürlich kann man auch ohne Erfahrung in der Jugendfeuerwehr ab dem 16. Lebensjahr in die Freiwillige Feuerwehr eintreten“, erklärt Felix Badermann in seinen TikTok-Videos.
Der gelernte KFZ-Mechatroniker für Nutzfahrzeuge ist durch Umwege zum Rettungssanitäter gekommen. Kurze Zeit war er als Taxifahrer für Krankentransporte tätig. Dann hat er jemanden kennengelernt, der beim Deutschen Roten Kreuz als Rettungssanitäter arbeitet. „Und schwups, habe ich die Ausbildung begonnen.“
Kreuztal: Einsatzkräfte erhalten psychologische Unterstützung
Felix Badermann liebt sein Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr. „Bei vielen Einsätzen bekommen wir von Nachbarn oder den Betroffenen schonmal was zu trinken oder andere Sachen angeboten.“ Aktuell bewerben sich wieder Personen im Alter von 18 bis 22 Jahren, was Felix Badermann sehr freut. Der 28-Jährige wirkt auch an dem Instagram-Kanal der Feuerwehr Kreuztal mit. „Man ist hier mit coolen Leuten zusammen“, sagt Badermann. Das Team der Freiwilligen Feuerwehr in Buschhütten ist bunt gemischt. „Mit manchen Kollegen arbeite ich schon, seitdem ich 13 Jahre alt bin, zusammen. Wir sind ein gemischter Haufen, im Alter von 18 bis 60 Jahren.“ Bis 63 Jahre könne man in der Freiwilligen Feuerwehr im aktiven Einsatzdienst sein, sagt er. „Wenn man länger machen möchte, also bis 65, kann man einen Antrag stellen.“
Damit der 28-Jährige nicht mit den Ereignissen alleine umgehen muss, gibt es die sogenannte Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV). „Dort arbeiten ehemalige Feuerwehrleute oder Kollegen, die noch im Einsatz sind, die speziell für eine Beratung geschult wurden. Das ist in unserem Job enorm wichtig.“ Hier können die Einsatzkräfte auch private Probleme besprechen. „Bei uns hat jeder ein offenes Ohr.“
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Der 28-Jährige ist stolz auf seinen langen braunen Bart und darauf, in Buschhütten zu wohnen und zu arbeiten; auf seinem rechten Arm ist das Ortswappen von Buschhütten tätowiert. „Ich wurde schon von den ‚Bearded Bad Boys Germany‘ auf TikTok angeschrieben.“ Der Verein sammelt Spenden für bedürftige Kinder. „Vor Kurzem haben wir ein Footballspiel in Kassel für ein Kinderpalliativzentrum veranstaltet. Es sind 10.000 Euro zusammengekommen.“ Felix Badermann wusste schon immer: „Ich will etwas Soziales machen.“
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