Kreuztal. Im offenen Ganztag wären Plätze frei. Die Eltern wollen aber nur die Betreuung bis 13 Uhr und an Nachmittagen nach Wahl. Eine Lösung ist nicht in Sicht.
Böse Überraschung zum Ferienbeginn: Rund 100 Kinder bekommen im neuen Schuljahr keinen Betreuungsplatz an einer Grundschule. Betroffen ist nicht der offene Ganztag, den die Stadt schon im vorigen Jahr erweitert hat. Sondern verlässliche Vormittagsbetreuung und Tagesschule, womit die Betreuung von 7..30 bis 13.30 Uhr (Vormittagsbetreuung) und zusätzlich an ein bis zwei Nachmittagen („Tagesschule“) gemeint sind.
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Bürgermeister Walter Kiß war im Rat auf die Anfrage von Philipp Krause (CDU) vorbereitet. Die meisten Ablehnungen wurden in Eichen (34), Kredenbach (39) und Fellinghausen (20) ausgesprochen. Die Eltern würden jeweils auf den offenen Ganztag verweisen, wo – anders als im Vorjahr – Plätze frei geblieben sind, „Der offene Ganztag ist bei den Eltern nicht beliebt“, folgerte der Bürgermeister. Was nicht an den zu zahlenden Elternbeiträgen liegt, sondern an der täglichen Anwesenheitspflicht der Kinder bis 15 oder 16 Uhr. „Das Land kontrolliert das.“ Wird ein OGS-Platz nicht regelgemäß gelegt, holt sich das Land das Geld für den Platz von der Stadt zurück. Eltern allerdings, so Kiß, legten Wert darauf, dass ihre Kinder nachmittags Zeit für Hobbys, Vereine und Familie haben.
Plätze für Vormittagsbetreuung dratsisch reduziert
Im vorigen Jahr waren über 50 Kinder nicht von den offenen Ganztagsschulen aufgenommen worden. Grund für die gestiegene Nachfrage war wohl auch die gestiegene Kinderzahl, insgesamt mussten drei zusätzliche 1. Klassen gebildet werden. Die Stadt trotzte den Schulen fünf Prozent mehr Plätze ab und begann die Beratung über ein Ausbauprogramm: Ab 2026 wird jahrgangsweise ein OGS-Rechtsanspruch eingeführt, Kreuztal hat ein 20-Millionen-Euro-Investitionsprogramm vor sich.
Im April legte der Rat per Satzung Kapazitäten fest. Die Grundschule Kredenbach erweiterte den offenen Ganztag von 50 auf 75 Plätze, Dreslers Park von 100 auf 105, Eichen von 50 auf 75, und Fellinghausen kam mit 75 Plätzen neu dazu. Im Gegenzug wurden – Kiß: „Auf Drängen der Schulen“ – verlässliche Halbtags- und Tagesschule reduziert: in Kredenbach von 50, in Eichen von 60 und in Littfeld von 35 auf 25. Nur in Fellinghausen wurden 25 Plätze neu geschaffen. „Wir werden dem Bedarf der Eltern mit dieser Regelung nicht gerecht“, stellte Bürgermeister Kiß nun fest.
Grundschulen wollen nur noch offenen Ganztag
Ob denn die freien OGS-Plätze nicht für die Halbtagsbetreuung verwendet werden können, fragte Simone Farr (Grüne). „Das wäre auch mein Gedanke gewesen“, antwortete der Bürgermeister, „wir können den Eltern aber keine Lösung anbieten.“ Was nicht an den unterschiedlichen Finanzierungen liegt (das Land fördert die OGS stärker als andere Betreuungsformen), sondern an den Schulleitungen. Bei denen ist die Tagesschule so unbeliebt, dass sie jetzt gemeinsam deren Abschaffung beantragt haben – die wechselnde Beteiligung erschwere die Planung von AGen und Mahlzeiten: „Je flexibler, um so mehr Arbeit für die Lehrkräfte“, stellte der Bürgermeister fest.
„Wir kommunizieren den ganzen Tag mit aufgeregten Eltern.“
Vergeblich fragte Philipp Krause (CDU) nach der Antwort der Schulen auf die Bitte der Verwaltung, doch noch Kapazitäten zu schaffen. Die sei „nicht zitierfähig“, antwortete Bürgermeister Walter Kiß. „Ich komme nicht hinterher“, gestand Julia Morgenstern (CDU): Warum Kinder, die um 13 Uhr gingen, denn mehr Arbeit machten als die, die bis 15 Uhr blieben? „Wir kommunizieren den ganzen Tag mit aufgeregten Eltern“, berichtete Walter Kiß, „das tut wirklich weh.“ In den Ferien will die Stadt auch die Schulaufsicht einbinden, um gemeinsam mit den Schulen Lösungen zu finden. „Wir müssen sprechen.“
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