Netphen. Für die Belange von Menschen mit Behinderung in der Stadt Netphen einsetzen will sich der neue Behindertenbeauftragte. Was er sich vorgenommen hat.

Etwa zwei Jahre lang war die ehrenamtliche Position vakant gewesen. Jetzt hat Netphen wieder einen Behindertenbeauftragten: Roman Hausicke. Er folgt auf Wolfgang Merdes. „Ich setze mich gerne für Menschen ein“, sagt Roman Hausicke.

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Der 67-Jährige ist im Alter von 13 Monaten an Kinderlähmung erkrankt, ein verkürztes Bein war die Folge. „Meine Schulzeit war alles andere als einfach. Ich weiß, mit welchen Problemen die Menschen zu kämpfen haben.“ Der Netphener hat 47 Jahre lang als Fleischer gearbeitet. „Das waren noch Zeiten. Ich habe manchmal bei minus 29 Grad gearbeitet“, schwelgt er in Erinnerung. 2022 hat sich Roman Hausicke dann auf das Ehrenamt beworben. „Ich bin schon mein ganzes Leben lang politisch aktiv gewesen.“

Hausicke setzt sich für ein barrierefreies Netphen ein

Im Februar dieses Jahres kam seine erste Anfrage. In der Weidenauer Straße in Netphen sollte ein Treppenlift zurückgebaut werden, weil er den Gehweg beeinträchtigte. „Das konnte ich zum Glück verhindern. Ich habe bei dem Ordnungsamt der Stadt Netphen beantragt, dass die Genehmigung für den Lift weiter verlängert wird.“ Wenn Straßenerneuerungen geplant werden, habe er Einsicht in die Pläne des Ordnungsamtes, sagt Hausicke. „Manchmal muss man aber auch Zugeständnisse machen. Zum Beispiel bei denkmalgeschützten Gebäuden.“ Mit Behörden, Ämtern und anderen Stellen stehe er stetig in Kontakt. Die Zusammenarbeit habe sich verbessert, sagt er. „Ich bekomme auch immer mehr Unterstützung von Politikern. Sie kommen auf mich zu.“ Doch Roman Hausicke wünscht sich mehr Unterstützung, vor allem mehr Schulungen. „Die Sozialgesetzbücher habe ich zwar, möchte mich aber gerne darüber austauschen.“

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Ansprechpartner für die Sorgen und Anliegen von Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen möchte Roman Hausicke nun sein. „Es soll einfach keine Integration mehr geben, sondern alles normal sein.“ Die Stadt Netphen hat für seine Arbeit eine Homepage auf ihrer Seite eingerichtet. Hausickes Sprechstunde findet jeden ersten Dienstag im Monat von 10 bis 12 Uhr im Rathaus (Raum 2212) statt. „Bei Problemen von Menschen mit Behinderung werde ich Kontakte zu den zuständigen Stellen vermitteln.“ So haben sich beispielsweise soziale Einrichtungen, wie die Lebenshilfe, die AWO oder der Blindenverein an ihn gewandt. „Nicht immer kann ich all ihre Anliegen bewältigen, aber ich versuche mein Bestes.“ Die AWO habe sich beispielsweise nach Gruppenangeboten für Menschen mit Behinderung erkundigt. „Die gibt es aber kaum“, sagt Hausicke. Ihn haben auch viele Anrufe erreicht, weil die Homepage der Stadt durch den Cyberangriff nicht erreichbar war, erzählt er.

Zu wenig Parkplätze für Menschen mit Behinderung in Netphen

Ein besonderes Anliegen von Roman Hausicke ist, dass mehr Parkplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen werden. „Schauen Sie mal den Parkplatz am Neumarkt in Netphen an. Hier könnte es doch nur Behindertenparkplätze geben. Für alle anderen gibt es doch genügend andere Parkmöglichkeiten.“ Auf einem Behindertenparkplatz dürfe man zudem nur stehen, wenn man einen Grad der Behinderung von 90 nachweisen könne, sagt Hausicke. „In meinem Urlaub an der Nordsee darf man zum Beispiel auch mit einem Grad der Behinderung von 50 am Markt parken. Das wünsche ich mir hier in Netphen auch.“

Oft komme es vor, dass Menschen mit Behinderung aus anderen Städten anrufen, sagt er. „Manchmal habe ich das Gefühl, wir haben keine Menschen mit Behinderung in Netphen.“ Mit einer Behinderung werde einem ziemlich viele Steine in den Weg gelegt, sagt er. „Man muss schon manchmal ein Schwein sein und sich durchsetzen.“ Dem 67-Jährigen ist wichtig, dass Menschen mit Behinderung ihre Rechte kennen. So habe er zuletzt einen Zuschuss für eine Sitzschienenverlängerung für sein Auto bei der Rentenkasse beantragt. Der Antrag wurde zunächst abgelehnt, er habe dann Widerspruch eingelegt. „Ich musste damals um 4 Uhr nachts zur Arbeit fahren und konnte keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Deswegen wurde mir dann der Zuschuss gewährt.“ Doch wenn die Unterstützung von dem Partner oder Familie wegbreche oder nicht vorhanden ist, könne es schwer werden den Weg des Widerspruches zu gehen, sagt Hausicke.

Roman Hausicke hat auch den Bau von barrierefreien Bushaltestellen in Netphen im Blick. Wenn Probleme mit Behördenbriefen entstehen, sei er eine Anlaufsstelle. Roman Hausicke will sich zudem dafür starkmachen, dass es auch für Geflüchtete barrierefreie Unterkünfte gibt. Ambitionierte Ziele.

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