Siegen. Unter dem Künstlernamen „BazHed“ tritt Tristan Löhr regelmäßig vor hunderten Leuten auf. Das Album „22“ ist das Produkt seiner Liebe zum Hip-Hop.
Wenn Tristan Löhr auf der Bühne steht, spürt er etwas ganz Besonderes: Die Musik um ihn herum ist laut, der Boden unter seinen Füßen bebt und seine Zuschauer haben eine gute Zeit. In diesem Moment haben sie teil an seiner größten Leidenschaft, sie hören dem Siegener zu. Dieses Gefühl ist für den 23-Jährigen unbeschreiblich. Mit dem Mikro in der Hand wird er zu „BazHed“, unter diesem Namen kennen ihn seine Fans. Lange schon ist das Musizieren sein Hobby, nun bringt der Hip-Hop-Künstler im Juli sein erstes Album heraus.
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Schon auf dem Grundschulhof läuft der gebürtige Siegener mit seinem MP3-Player durch die Gegend und hört dabei Hip-Hop. Später fängt er an, in Gruppen dazu zu tanzen und sammelt schon früh Erfahrung auf der Bühne. Im Teenager-Alter begeistert ihn der „Battle-Rap“: Amateur-Künstler versuchen sich mit scharfen Texten und rhythmischer Raffinesse zu beleidigen. Ihn fasziniert vor allem die musikalische Komponente. Er krallt sich den Laptop seiner Eltern und probiert sich am Produzieren. „Dann habe ich das immer weiter aufgestockt und gemerkt, dass ich meine Gedanken und die Dinge, die mich so beschäftigen, einfach aufschreiben kann“, erinnert er sich.
Vom Schulkonzert nach Köln und Düsseldorf: Siegener Rapper spielt regelmäßig vor Hunderten von Leuten
Mit 15 fängt er an, so richtig Musik zu machen. Er fuchst sich rein, spielt selbst Melodien auf dem Keyboard ein und rappt auf seine gebastelten Beats. Fehlt nur noch ein passender Künstlername. „Ich stand total auf Bass, der war in meinen Liedern am Anfang auch viel zu laut“, erklärt der 23-Jährige. Den Namen „BaseHead“ will er sich auf seine Sneaker drucken lassen, auf jeder Ferse ist aber nur Platz für drei Buchstaben. „BazHed“ ist geboren.
Vor rund zwei Jahren folgt sein erster Auftritt. Auf dem Schulkonzert ist er so nervös, dass er sich bei jedem zweiten Satz verschluckt. „Ich bin niemand, der in einem sozialen Kontext gerne im Mittelpunkt steht, das ist mir tendenziell eher unangenehm“, sagt er selbst. Trotz seiner Nerven feiern die Leute das, was er macht. Mit der Zeit wird er sicherer in der Betonung, weiß, wie er sich auf der Bühne bewegt und wie er das Publikum zwischen seinen Liedern abholt. Seine Shows werden größer, regelmäßig kann er sein Hobby vor Zuschauern ausleben. Oft sieht man ihn in Siegen im Verstärker oder im Vortex, dann tritt er sogar bei Hip-Hop-Veranstaltungen in Köln, Düsseldorf und Bonn auf. Teilweise kommen bis zu 250 Menschen. In diesem Jahr hat er öfter außerhalb als in Siegen gespielt. „Wir verzeichnen da also eine positive Tendenz“, freut sich ‚BazHed‘. Die ganz große Vergütung bleibt dabei aus, dafür werden immer mehr Leute auf ihn aufmerksam.
Zehntausende Hörer auf Spotify, auf der Straße wiedererkannt: „Das bedeutet mir viel“
Das zeigt sich auch auf den Streaming-Plattformen. Sein bekanntester Song „Cali Orange“ kommt richtig gut an. Über 80.000 Mal wurde dieser auf Spotify angehört. „Der Song ist ein bisschen durch die Decke gegangen. Ich werde eigentlich auf jeder Party darauf angesprochen und Leute, die ich noch nie gesehen hab, schreien von der anderen Straßenseite: ‚Hey, du bist doch der von Cali Orange‘“, so der 23-Jährige. Auch wenn ihm Leute für Shows aus Siegen bis nach Köln folgen, bewegt das den jungen Rapper sehr. „Es bedeutet mir viel, weil es mir zeigt, dass mein Bauchgefühl irgendwo richtig war“, sagt er. Siegen ist laut ihm nicht unbedingt für kreative Leute gemacht, seine persönliche Herausforderung ist umso größer, es trotzdem mit der Musik von hier aus zu schaffen.
„Es bedeutet mir viel, weil es mir zeigt, dass mein Bauchgefühl irgendwo richtig war.“
Permanent beobachtet er sich und seine Arbeit selbst, wird besser und besser. Über die vergangenen drei bis vier Jahre sammeln sich viele Songs an, von denen er überzeugt ist. Er entschließt sich, sein erstes Album daraus zu machen. Am 5. Juli erscheint es mit 14 Songs unter dem Titel „22“. Hinter dem Namen steckt das, was in einem 22-Jährigen so vorgeht, in jenem Lebensjahr befasst er sich so gut wie täglich mit dem Album. Er selbst beschreibt seine Musik als modernen Hip-Hop, dessen Beats viel Einfluss von Soul, Jazz und R&B haben. Seine Inspiration findet er schon immer außerhalb vom Hip-Hop. Seine Hörer können auf Instagram, YouTube und gängigen Musik-Streaming-Plattformen seine Songs auf die Ohren bekommen und ihn in Musikvideos sehen.
Liebe, Lifestyle, Gesellschaftskritik: Siegener Rapper kann mit seinen Texten alles herauslassen
Seine Texte erlauben ihm, sich auszudrücken. Mal geht es um klassischen Herzschmerz wie bei „Flieger“, Songs wie „Shoreline“ gehen eher nach vorne, „wo der Umgangston vielleicht ein bisschen gröber ist“, wie er selbst sagt. In Liedern wie „Cali Orange“ werden das Miteinander und der schnelle Lebensstil zelebriert. Es geht ums Party machen, in der Sonne sitzen, einfach eine gute Zeit haben. In dem Song „Neue Welt“, der am 1. Juli erscheint, wird es auch um die Kritik am Kapitalismus und Konsum gehen. Tristan Löhr beschreibt sich selbst als einen geselligen Menschen, der zufrieden mit seinem Leben ist. „Es gab aber auf jeden Fall auch lange Phasen in meinem Leben, wo das nicht so war. Musik ist da immer ein Ventil. Manchmal schreibt man eben fröhliche Songs, manchmal wütende, das ist je nach Laune.“ So kann er den unterschiedlichen Facetten von sich selbst Gehör verschaffen.
Er weiß auch um das negative Image, das klassischer Deutschrap vor allem bei der älteren Generation weiterhin hat. „Deutschrap ist nicht Mackertum, nicht nur Drogen nehmen oder Gangstergehabe. Leider ist man aber einfach gezwungen, ab und zu mal ein Auge zuzudrücken.“ Auch der Hip-Hop ist von diesen Einflüssen nicht frei. Immer wieder kommen Leute dazu, die meinen, ein sexistisches Narrativ weiterführen zu müssen – für den 23-Jährigen ein Problem, das das Genre hat. „Hip-Hop ist für mich mehr als nur ein Genre, das ist auch Kultur. Wenn dir das wirklich etwas bedeutet und du siehst, wie diese Kultur verschandelt wird, dann ist das schade, weil Hip-Hop für mich die geilste und abwechslungsreichste Musikrichtung ist“, sagt er.
Bühnen von Beyoncé, The Weekend und 50 Cent aufgebaut: Siegener Rapper stellt sich vor, auch mal da zu stehen
Er liebt das Miteinander innerhalb der Szene, dieses fehle ihm jedoch in Siegen ein wenig. Viele, mit denen er mal kurz zusammenarbeitet, wollen ihr eigenes Ding machen oder nehmen die Musik nicht so ernst. Er hat schon immer die Ambition, damit etwas zu erreichen. Denn das Hobby ist auch nicht gerade billig. Mit einem Audio-Interface, Mikro, Boxen, Laptop, Keyboard, Drum Pad, Stativen und Polsterungen für die Wände ist man auch in einem kleinen Ein-Raum-Studio bei ein paar Tausend Euro. Ein großes Tonstudio brauche man heutzutage nicht mehr, mit dem nötigen Know-How höre man den Unterschied kaum. Theoretisch kann also jeder Musik machen, gleichzeitig Fluch und Segen, wie ‚BazHed‘ betont.
Wenn er nicht musiziert, dann studiert der 23-Jährige Medienwissenschaft. Das helfe ihm, neben der Produktion der visuellen Elemente von Kumpel Paul Jedrkowiak, auch bei der Vermarktung seiner Musik. Noch könne man nicht von kommerziellem Erfolg sprechen. „Ich will auch nicht darauf pokern, dass das mit der Musik klappt. Mein Traum ist es aber, mit meiner Leidenschaft Geld zu verdienen. Im Optimalfall fülle ich irgendwann Arenen“, ist ‚BazHed‘ zuversichtlich. Vor seinem Studium arbeitet er als Bühnentechniker und baut unter anderem Konzerte von Beyoncé, The Weekend und 50 Cent auf. „Jedes Mal, wenn ich eine Bühne aufgebaut habe, habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, wenn ich da mal stehen würde“, schwelgt er in Erinnerungen. Und wer weiß, vielleicht schafft er es irgendwann einmal auf die ganz großen Bühnen.
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