Siegen. Der Vorstand des Siegen-Wittgensteiner AfD-Kreisverbandes ist seines Amtes enthoben worden. Henning Zoz soll dabei eine Rolle spielen.

Der Landesvorstand der AfD hat den AfD-Kreisvorstand Siegen-Wittgenstein seines Amtes enthoben. Das hat der bisherige Kreisvorsitzende Roland Steffe dieser Zeitung auf Anfrage bestätigt. „Uns ist mitgeteilt worden, dass wir abgesetzt sind.“ Das Landesschiedsgericht der Partei wird einen Notvorstand einsetzen, der einen Parteitag und die Neuwahl des Vorstandes vorbereiten wird. „Man kann dann natürlich kandidieren“, sagt Steffe, er selbst habe sich dazu „noch keine abschließende Meinung gebildet“. Die dürfte davon auch abhängen, ob der Landesvorstand die Absetzung der Vorstandsmitglieder mit einem Parteiausschlussverfahren verbindet.

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Anlass für das Vorgehen des Landesvorstands soll der Umgang der Siegener AfD-Kreisspitze mit Mitgliedsanträgen sein. Es habe sich tatsächlich um etwa 20 Anträge gehandelt, die der Kreisvorstand zurückgewiesen habe. „Äußerst problematische Personen“, so Steffe, habe der Vorstand aus der Partei heraushalten wollen. Der Landesvorstand habe daraufhin selbst Aufnahmegespräche geführt und sei zu einem anderen Ergebnis gekommen.

„Problematische“ Mitgliedsanträge von Henning Zoz „eingeschleust“

In der Auseinandersetzung spielt der frühere Landtags- und Siegener Bürgermeisterkandidat Henning Zoz eine Rolle. Er soll die Neumitglieder „eingeschleust“ (Steffe) haben, um in der Mitgliederversammlung der Partei eine Mehrheit gegen den amtierenden Vorstand aufzubauen. Angeblich soll Zoz dann, wie schon einmal vor längerer Zeit, den Landesvorstand eingeschaltet haben. Henning Zoz und Unterstützer bauen regelmäßig AfD-Stände auf den Wochenmärkten in Kreuztal und Bad Laasphe auf, Zoz ist auch Organisator samstäglicher Autokorsos zu verschiedensten Themen. „Den Autokorso Siegen mit all seinen Mitstreitern auch nur in die Nähe von Staatsfeinden, Delegitimierern oder radioaktiven Gänseblümchen zu bringen, bleibt aussichtslos“, schreibt Zoz auf seiner Homepage.

Die Siegener und Siegen-Wittgensteiner AfD ist traditionell zerstritten. Im Siegener Rat hat die AfD sich über Jahre immer wieder gespalten, aufgelöst und neu formiert. Zuletzt haben Michael Schwarzer und Annette Six die AfD verlassen und im Siegener Rat ein „Liberal-Konservatives Bündnis“ gebildet. Im Wilnsdorfer Rat und Siegen-Wittgensteiner Kreistag sind Ex-AfD-Mann Martin Schwarzer und Ex-FDP-Mann Andreas Klein kürzlich bei der neuen Werteunion angekommen.

Politischer Plan der Landes-AfD gegen Höcke-Anhänger?

Kritiker des nun abgelösten Kreisvorstands, zu dem auch Christian Zaum (Chef der Kreistagsfraktion und AfD-Bezirksvorsitzender), Barbara Dylong (Vorsitzende der Siegener Ratsfraktion) und Kreistagsmitglied Regine Stephan gehören, sehen im Vorgehen der Landes-AfD, geleitet von dem als gemäßigt geltenden Martin Vincentz, einen politischen Plan: den als Höcke-nah geltenden Flügel herauszudrängen. Tatsächlich sitzt neben Zaum und Steffe im Bezirksvorstand auch der mit einem Parteiausschlussverfahren belegte Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich, der sich selbst als „freundliches Gesicht des NS“ bezeichnet hat. „Es ist zu vermuten, dass der Vincentz-Vorstand Henning Zoz dort installieren möchte“, schreibt Helferich auf X zu den Siegener Auseinandersetzungen.

„Die Siegener AfD gilt mit ihrer enthusiastischen Höcke-Verehrung und ihrer Verachtung allen Andersdenkenden gegenüber ja selbst im Landesverband NRW als ‚failed state‘“, sagte Martin Schwarzer erst am Donnerstag im Siegener Rat. Schwarzer wiederum war selbst im Februar 2021 Vorsitzender der Siegener AfD-Ratsfraktion, aus der Roland Steffe ausgeschlossen worden war. Steffe wiederum hatte Schwarzer vorgeworfen, Parteimitglieder „öffentlich auf übelste Art und Weise parteischädigend und verleumderisch zu diffamieren“.

Der AfD-Landesverband hat auf eine Anfrage dieser Zeitung nicht reagiert. Henning Zoz wollte sich am Montagabend äußern.

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