Siegen. Blutspende-Nachschub ist enorm wichtig – und hat Vorteile: Man hilft nicht nur anderen, sondern wird auch noch medizinisch durchgecheckt.

Sich medizinisch durchchecken lassen und anderen Menschen dabei helfen? Das geht – beim Blutspenden. Derzeit spenden in Deutschland aber nur drei bis vier Prozent der in Frage kommenden Bevölkerung Blut. Jedoch werden circa 80 Prozent aller Deutschen einmal in ihrem Leben auf ein Blutprodukt angewiesen sein. In Siegen gibt es mehrfach pro Woche die Möglichkeit, zur Blutspende zu gehen. Wie das funktioniert, erklärt Stephan David Küpper, Pressesprecher des DRK-Blutspendedienstes West.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Siegen: Wie läuft eine Blutspende ab?

Nach Aufnahme der persönlichen Daten und Registrierung als Spender oder Spenderin (erforderlich: Lichtbildausweis und, falls vorhanden, Blutspendeausweis) ist ein Fragebogen rund um die Gesundheit auszufüllen. Es folgen Untersuchung und Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin. Dabei werden Puls, Blutdruck, Körpertemperatur und der Hämoglobinwert – also der Eisengehalt – des Blutes gemessen. 500 Milliliter Blut werden entnommen, außerdem vorab einige Teströhrchen. Es dauert sechs bis acht Minuten. Nach der Spende ruht man sich noch etwa zehn Minuten aus. Anschließend bietet das Team einen kostenlosen Imbiss an. „Der ganze Prozess dauert circa eine Stunde“, sagt Stephan David Küpper.

Wer darf Blut spenden – und wie oft?

Alle, die zwischen 18 und 68 Jahre alt sind, mindestens 50 Kilogramm wiegen und sich gesund fühlen. Wiederholspender und -spenderinnen dürfen sogar bis einen Tag vor dem 76. Geburtstag spenden. Schwangere und Stillende sind ausgeschlossen. Weitere Hinderungsgründe sind beispielsweise Reisen in Risikogebiete, die Einnahme bestimmter Medikamente oder Erkrankungen, die zu einem Ausschluss führen könnten. Der DRK-Blutspendedienst West bietet einen kostenlosen online Spende-Check an, mit dem festgestellt werden kann, ob eine Blutspende in Frage kommt. Für Fragen gibt es außerdem eine kostenfreie Hotline unter 0800/11 949 11. Männer dürfen sechs Mal pro Jahr Blut spenden, Frauen nur vier Mal. Der Abstand zwischen zwei Blutspenden muss jedoch immer mindestens 56 Tage, sprich acht Wochen, betragen.

+++ Lesen Sie hier: Lappalien in der Notaufnahme: In Siegen soll das vorbei sein +++

Um die Regeneration des Blutes zu begünstigen, sollten Spenderinnen und Spender im Vorfeld bis zu zwei Liter Wasser oder Tee trinken und ausreichend essen. Das sei schon die „halbe Miete“ sagt der Pressesprecher. Im Nachhinein solle man sich etwas schonen und sich nicht am selben Tag körperlich anstrengen.

Etwa 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mindestens einmal in ihrem Leben auf Blutkonserven oder auf daraus gewonnene Medikamente angewiesen.
Etwa 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mindestens einmal in ihrem Leben auf Blutkonserven oder auf daraus gewonnene Medikamente angewiesen. © Unbekannt | DRK-Blutspendedienst West

Was passiert mit dem Blut nach der Spende?

Nach der Spende wird das Blut ins Zentrum für Transfusionsmedizin in Hagen transportiert. Im Zentrallabor wird das Blut aus den Teströhrchen untersucht. Im ersten Schritt werden die Blutgruppen bestimmt. Im Anschluss wird das Blut auf Infektionskrankheiten gecheckt, etwa Hepatitis-A, -B, -C und -E, HIV-Infektionen oder Syphilis. Sollte ein Befund von der Norm abweichen, werden Spender oder Spenderin beziehungsweise deren Hausärztin oder Hausarzt informiert. Anschließend wird das Blut in seine Bestandteile (Erythrozyten, Thrombozyten und Plasma) aufgeteilt. Aus einer Spende entstehen so verschiedene Präparate, die direkt in die Krankenhäuser gebracht werden. „24 Stunden nach der Spende kann sie schon zum Einsatz kommen“, erklärt Stephan David Küpper. Nach Angaben des DRK-Blutspendedienstes West kommen 26 Prozent der Blutspenden bei Krebserkrankungen zum Einsatz, 20 Prozent bei Herzerkrankungen und jeweils vier Prozent bei Komplikationen während der Geburt und für Knochen- und Gelenkkrankheiten. „Die Anzahl der Blutspenden für Unfallpatienten und -patientinnen ist gar nicht so hoch, wie man vielleicht denkt“, erläutert ein Mitarbeiter des DRK- Blutspendedienstes. „Das meiste geht wirklich für Krankheiten drauf.“ Die Blutkonserven für Unfallpatienten und -patientinnen machen nur rund 15 Prozent aus.

+++ Lesen Sie hier: Endometriose: Experte erklärt, was Diagnose so schwer macht +++

„Aus jeder Blutspende wird ein Medikament“, erklärt der Pressesprecher des DRK. Denn auch die Spenden, die als Konserven in den Krankenhäusern landen, helfen den Menschen wie ein Medikament. Das Plasma, das an dieser Stelle nicht verbraucht wird, wird an die Pharmazie verkauft, um daraus Medikamente zu machen. „Ethische Weiterverarbeitung“, sagt der Pressesprecher, da die Reste ansonsten ungenutzt entsorgt würden.

Welche Blutgruppen werden am meisten benötigt?

Jeder Mensch, unabhängig von der eigenen Blutgruppe, kann Blutgruppe Null Rhesus negativ empfangen. Personen, die Blutgruppe Null Rhesus negativ haben, können jedoch nur diese Blutgruppe bekommen – genauso, wie Babys nur diese Blutgruppe verabreicht wird, da deren Immunsystem noch sehr schwach ist. Menschen mit AB Rhesus positiv können jede Blutgruppe empfangen, jedoch nur an andere mit derselben Blutgruppe spenden. Die meisten Menschen haben A Rhesus positiv. Am seltensten ist AB Rhesus negativ.

Gibt es den „typischen Spender“?

Der Durchschnittspendende ist männlich. Das liegt vor allem daran, dass Männer jährlich zwei Mal öfter spenden dürfen als Frauen. Diese sind außerdem auch während Schwangerschaft oder Stillzeit ausgenommen. Der durchschnittliche Spender ist um die 46 Jahre alt und wird tendenziell immer älter.

Wie viele Blutspenden werden benötigt?

Deutschlandweit werden täglich im Schnitt 14.000 Blutspenden benötigt. In NRW allein sind es 3.000 bis 3.500 täglich. Nicht immer passen Bedarf und Zahl der abgegebenen Spenden aber zusammen – insbesondere in den Sommermonaten kommt es zu Engpässen. Ein Mitarbeiter des DRK-Blutspendedienstes West, der die Blutspenden in Siegen begleitet, erklärt, dass es gerade in Siegen viel zu wenig seien. Während Ferienzeiten sich einkalkulieren lassen, gibt es auch unvorhersehbare Probleme wie Grippewellen oder die Pandemie. Außerdem sei die Spendebereitschaft auch vom Wetter abhängig. Doch es ist umso wichtiger, dass regelmäßig Blut gespendet wird: Viele Leute, die auf Blutspenden angewiesen sind, können nicht warten.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++