Siegen. 2004 brach der Untergrund am Rosterberg in Siegen ein, das Siegener Loch machte bundesweit Schlagzeilen. Jetzt ist das baufällige Haus abgerissen

Das abbruchreife Haus am „Siegener Loch“ an der Rosterstraße ist Geschichte. Ein großer Abrissbagger hat jetzt das Sechsfamilienhaus zurückgebaut an der Stelle, die im Februar 2004 bundesweit Schlagzeilen machte: Bei einem Tagesbruch waren mehrere Wohnhäuser am Rosterberg erheblich beschädigt worden – die Hausnummer 112 war baufällig.

Die Grube „Hohe Grethe“ wurde 1900 endgültig geschlossen. Aus bis zu 8,5 Meter hohen Kammern wurden tausende Tonnen erzhaltiges Mineral wurden dort über die Jahrhunderte abgebaut. Risse in den Wohnhäusern an der Gläserstraße tauchten ab Ende 2003 auf, das zuständige Bergamt Recklinghausen setzte einen Gutachter ein, Sicherungsmaßnahmen wurden durchgeführt, ebenso Probebohrungen zur Erkundung des Untergrunds.

Gewaltige Mengen Beton in unterirdisches Bergwerk gepumpt

Durch die Bohrung senkte sich das Gelände, ein erster Tagesbruch trat auf, die umliegenden Gebäude wurden teils evakuiert, am 25. Februar 2006 brach die Mulde ein – das im Durchmesser etwa zehn Meter große „Siegener Loch“. Das Haus mit der Nummer 112 drohte ein- bzw. teilweise abzustürzen. Zentimeterbreite Risse durchzogen insgesamt zwei Wohnhäuser, die teilweise immer noch sichtbar sind.

Die Anwohner mussten damals anderweitig untergebracht werden, Polizei, Feuerwehr und technisches Hilfswerk organisierten in aller Eile die Evakuierungsaktion – die Betroffenen durften nur das nötigste aus ihren Wohnungen holen. In den folgenden Tagen wurden riesige Mengen Beton in die weitverzweigten Gänge und Stollen der stillgelegten Grube gepumpt – es wurden dazu gleich mehrere Betonsilos vor Ort aufgestellt. Das Bergwerk war so groß, dass der Beton teilweise aus einem Stolleneingang an der Eiserfelder Straße wieder herausfloss. 

Das Siegener Loch: Die angrenzenden Häuser waren nicht mehr bewohnbar.
Das Siegener Loch: Die angrenzenden Häuser waren nicht mehr bewohnbar. © Unbekannt | Horstgünter Siemon

Bis Ende 2010 wurden immer wieder Sicherungsmaßnahmen am Rosterberg und bis unter die Siegerlandhalle nötig. Es traten bis dahin noch weitere Tagesbrüche auf, aber von deutlich kleineren Ausmaßen.

Investoren kaufen die Häuser am Siegener Loch, Abrissarbeiten starten

Die Häuser hatten teils erhebliche Schäden davongetragen und die ehemaligen Bewohner hatten in der Zwischenzeit neue Unterkünfte gefunden. Nachdem der damalige Besitzer in Insolvenz dann in Insolvenz geriet, zogen zwischenzeitlich auch heimlich Wohnungslose in das Haus ein. 

In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich allerdings etwas am Rosterberg getan: Investoren hatten die Häuser Gläserstraße 106 bis 112 erworben, bis auf das Haus Nr. 112 sollen sie kernsaniert und wieder vermietet werden. Der in den Jahren angefallene Abfall Müll, darunter zahlreiche Kühlschränke und Truhen, wurden aus den Wohnungen und Kellern geräumt, Bautrupps entkernten das Gebäude. Der Bauschutt des abgebrochenen Hauses wurde zum Teil an Ort und Stelle recycelt.

Was genau mit der Fläche passiert, auf der das Haus 112 stand, ist noch nicht geklärt: Es muss abgesprochen werden, was an dieser Stelle baulich möglich und erlaubt ist. Im Laufe des Jahres soll das entschieden werden – dann sind die Spätfolgen des „Siegener Loch“ endgültig Geschichte.