Siegen. In der Auseinandersetzung um die drohende Schließung des Benteler-Werks in Siegen-Weidenau ist das Ergebnis der Urabstimmung eindeutig.
100 Prozent für Streik: Das Ergebnis der Urabstimmung unter den erreichbaren IG-Metall-Mitglieder innerhalb der Benteler-Belegschaft ist eindeutig. Die Arbeitnehmerseite hat das Mandat, in der laufenden Auseinandersetzung um die Schließung des Weidenauer Werks, eine Transfergesellschaft und angemessene Abfindungen, die Arbeit niederzulegen. 97,4 Prozent der Stimmberechtigten gaben ihr Votum ab.
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Beide Seiten kamen und kommen am Freitag und Montag zu Verhandlungen zusammen. „Wir erwarten ein deutliches Signal der Arbeitgeberseite“, so Gewerkschaftssekretär Peter Richter. Bisher habe Benteler die Position vertreten, Abfindungen an einer gesetzlichen Untergrenze zu zahlen – mit dem Mandat großer Teile der Belegschaft könne nun die Arbeitnehmerseite im Zweifel ein deutliches Zeichen setzen: Man wolle sich am Verhandlungstisch einigen, wenn das nicht gelinge, sei man bereit zum Arbeitskampf. „Wir sind nach den langen Verhandlungen jetzt an einem Punkt, an dem wir den Werkzeugkoffer öffnen“, so Richter weiter. Benteler hingegen bekräftigt, schnell zu einer einvernehmlichen Lösung kommen zu wollen.
IG Metall Siegen hofft auf Einfluss der Urabstimmung auf Verhandlungen mit Benteler
„Wir hoffen, dass das Einfluss auf die Verhandlungen hat“, bekräftigt der Betriebsbetreuer, „dass Benteler sich der Verantwortung stellt gegenüber Kolleginnen und Kollegen, die teils seit 40 Jahren im Betrieb sind; dass sie zur Einsicht kommen, sich schnellstmöglich ihrer sozialen Verantwortung zu stellen“, so Richter vor allem mit Blick auf eine Transfergesellschaft und angemessene Abfindungen.
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Edgar Barkow, Betriebsratsvorsitzender des Weidenauer Werks, zeigt sich eher wenig optimistisch, dass die Arbeitgeberseite ein verbessertes Angebot auf den Tisch legt. Die Hoffnung auf Annäherung oder Bewegung in den festgefahrenen Gesprächen – zwischenzeitlich hatte Benteler eine Einigungsstelle beantragt – sei nicht groß. Die Position Bentelers, dass das Werk nicht ausgelastet sei, keine Aufträge kämen – daraus könne man nicht viel Spielraum beim Gegenüber erkennen.
Betriebsrat und IG Metall: Benteler rekrutiert schon Streikbrecher
Gleichzeitig sei so etwas wie Bewegung dann doch erkennbar. Denn nachdem sich führende CDU-Vertreter aus der Region, von Siegens Bürgermeister bis zu Bundestags- und Europaparlamentsabgeordneten, in einem offenen Brief an die Benteler-Geschäftsführung gewandt und dringend an die unternehmerische Verantwortung des Konzern gegenüber den Beschäftigten appelliert hatten, reagierte der Vorstand in einem von Geschäftsführer Ralf Göttel unterzeichneten Schreiben: Das Werk Weidenau sei nicht mehr profitabel zu betreiben; gleichzeitig habe man das Ziel, den Personalabbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten, hieß es dort. Gewerkschaftssekretär Richters Einschätzung nach sei Benteler sehr an seinem guten Ruf interessiert, daran würden solche Äußerungen aus der politischen Sphäre durchaus kratzen.
Unterdessen, berichten IG Metall und Betriebsrat, sei Benteler dabei, Beschäftigte anderer Werke zu organisieren, die im Falle eines Streiks die Produktion in Weidenau aufrecht erhalten sollen. Das sei im Arbeitskampf ihr gutes Recht, so Peter Richter, man werde mit den Kolleginnen und Kollegen sprechen, ihnen die Situation in Weidenau klarmachen und sie davon zu überzeugen versuchen, im Ernstfall nicht als Streikbrecher herzuhalten. Denn laut IG Metall bestehe ja die Gefahr, dass es bei den Maßnahmen nicht beim Standort Weidenau bleiben könnte.
Benteler-Betriebsrat lässt Gegenmaßnahme im Arbeitskampf juristisch prüfen
Nach einer Kurzarbeitsphase von inzwischen anderthalb Jahren gebe es durchaus Kolleginnen und Kollegen im Konzern, die für einen zusätzlichen Obolus empfänglich seien, vermutet Betriebsrat Edgar Barkow. Im Wesentlichen sei das Werk lieferfähig, so Barkow mit Blick auf mögliche Regressansprüche durch Kunden, die Benteler fürchten dürfte.
Die mögliche Gegenmaßnahme sei auch deshalb seltsam, weil laut Verlagerungsplan, der dem Betriebsrat vorliege, weder die Werke Warburg noch Kleinenberg, wo die Streikbrecher wohl rekrutiert werden sollen Nutznießer der Schließung in Weidenau seien. Der Betriebsrat lässt die Gegenmaßnahme zudem juristisch prüfen.
Benteler bekräftigt: Bei Sozialplan herausfordernde Wirtschaftssituation berücksichtigen
Nach Angaben von Benteler hat am Freitag ein Termin mit der Einigungsstelle mit Unternehmensvertretern, Betriebsrat, Rechtsvertreter, Wirtschaftssachverständigem und IG Metall stattgefunden: „Trotz inhaltlicher Übereinstimmung beim Interessensausgleich konnte leider keine Einigung erzielt werden. Der Versuch eines Interessensausgleichs wurde daher als gescheitert erklärt“, heißt es vom Unternehmen.
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Das Ergebnis des Sozialplans müsse den Hintergrund anhaltend herausfordernder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen berücksichtigen. „Unser Ziel ist, möglichst zügig einen Umsetzungsweg zu finden, um die Zeit der Unsicherheit für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst gering zu halten.“ Man sei weiterhin überzeugt: „Lösungen entstehen durch Dialog.“ Sollten die Gespräche zu keinem einvernehmlichen Ergebnis führen, obliege es der Einigungsstelle, eine Entscheidung zu treffen.