Siegen. Das Apollo-Theater Siegen startet trotz Corona-Krise zuversichtlich in die Spielzeit 2021/22: Mit drei Programmblöcken und Vertrauen ins Publikum.
Über Worst-Case-Szenarien möchte Apollo-Intendant Magnus Reitschuster nicht so gerne sprechen. „Wir könnten auch mal über Best Case nachdenken.“ Das Siegener Theater und sein Publikum mussten in der Pandemie viel Verzicht üben, nun beginnt in der kommenden Woche, am 24. August, mit der „Gala der Filmmusik“ und der Philharmonie Südwestfalen die Spielzeit 2021/22. Natürlich könnten die Infektionszahlen die Planungen wieder über den Haufen werfen. „Aber ich bin begründet zuversichtlich“, sagt Magnus Reitschuster. „Ich halte das für wichtig.“
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So viele Hoffnungen seien in den vergangenen anderthalb Jahren immer wieder enttäuscht worden, „dass man gar nicht mehr zu hoffen wagt“. Die Theaterleitung möchte trotzdem dazu ermutigen. „Wir haben einen Plan. Mit Realitätssinn, Offensivgeist und Kreativität wollen wir der Ungewissheit begegnen“, sagt der Intendant. Eine wesentliche Entscheidung dabei: Die Spielzeit wird nicht in zwei, sondern in drei Blöcke geteilt. Der erste von August bis November bietet etwa 40 Nachholtermine für pandemiebedingt ausgefallene Aufführungen und Konzerte. Der zweite von Dezember bis Mitte Februar ist dem Weihnachts- und Silvesterprogramm sowie dem Jungen Apollo (JAp) gewidmet. Und der dritte von Ende Februar bis Juni gehört den Abos – einschließlich der Gastspiele großer Bühnen, die dafür typisch sind.
Apollo-Theater Siegen: Pandemie erschwert die langfristige Programmplanung
Die Dreiteilung erlaubt dem Apollo mehr Flexibilität – weil heute eben niemand weiß, wie die Welt in drei oder vier Monaten aussehen wird, welche Corona-Regeln dann gelten. Über die Aufführungen für die Abo-Spielzeit wird deshalb auch erst im Herbst und Winter verhandelt, wie Magnus Reitschuster erläutert. Die langfristigen Planungszyklen, die im Kultursektor sonst üblich sind, passen derzeit einfach nicht mehr. Erst einmal geht es jetzt bis November, „und dann betrachten wir die Lage wieder“.
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Wirtschaftlich stehen die Zeichen nicht schlecht. „Wir haben die Corona-Spielzeit finanziell einigermaßen überstanden. Wir hatten noch Rücklagen“, sagt der Intendant über die vergangenen Monate.
Siegen: Apollo-Theater bleibt sich treu – trotz Pandemie kein Sparprogramm
Halbe Sachen, da bleibt sich das Theater auch in der Pandemie treu, kommen nicht in die Tüte. In die neue Spielzeit geht es „nicht mit einem Sparprogramm, sondern mit einem Programm, wie es Apollo gebührt“, betont der Chef. Bei Konzerten mit der Philharmonie Südwestfalen etwa wird es das Orchester nicht in kleiner Besetzung geben, um die Mindestabstände auf der Bühne einhalten zu können. Statt dessen werden die Seitenbühnen hinzugenommen, um die Vorgaben zu erfüllen. Dann sind zwar nicht mehr alle Musikerinnen und Musiker zu sehen, wohl aber zu hören – auch, wenn das an die Tontechnik besondere Anforderungen stellt, für die zusätzliche Kosten und mehr Personalbedarf entstehen.
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Mut und Erfindungsreichtum hat das Apollo auch bisher schon in der Krise bewiesen. Im Juni 2020 gab es zunächst das „Festival der Abstände“. Vor der zweiten Welle begann die Spielzeit im Oktober und wurde am 1. November, dem letztmöglichen Tag vor dem zweiten Lockdown, schon wieder abgebrochen. Im Juni und Juli 2021 folgte das Apollo Freilicht Festival im Leimbachstadion. Das Apollo habe auf die Schwierigkeiten sehr gut reagiert, sagt Bürgermeister Steffen Mues bei der Vorstellung der neuen Spielzeit. „Streaming ist eine Möglichkeit. Aber Theater lebt davon, dass das Publikum live dabei ist. Und das hat das Apollo mit Bravour geschafft.“
Siegen: Apollo-Theater hofft darauf, dass das Publikum zurückkehrt
Natürlich: „Die Gefahr einer Post-Corona-Depression und eines Rückzugs der Menschen auf die Couch besteht“, räumt Magnus Reitschuster ein. Ob die Leute ins Theater zurückkehren oder sich aus Angst vor Begegnungen mit größeren Gruppen von Menschen, vielleicht auch aus veränderten Gewohnheiten heraus, fernhalten werden, lasse sich nicht vorhersagen. „Aber es bringt nichts, zu spekulieren. Wir können nur ein attraktives Programm anbieten. Wir müssen uns dem Leben, der Kultur und den Schönheiten wieder öffnen – und nicht in Angst verharren.“
Reitschuster geht
2021/22 ist die letzte Spielzeit von Intendant Magnus Reitschuster. Das soll aber im Programm keine Rolle spielen, wie er selbst sagt.Ab Sommer 2022 übernimmt Markus Steinwender die Nachfolge (wir berichteten).
Optimistisch stimmt jedenfalls, dass von 20.000 Karten, die für die vergangene Spielzeit verkauft wurden, immer noch rund 15.000 in Umlauf sind. Nur ein Viertel der Tickets wurde also zurückgegeben oder gespendet – was im Umkehrschluss nahelegt, dass drei Viertel der Besitzerinnen und Besitzer diese für die Nachholtermine verwahrt haben. Wer eine Karte hat und sie noch nutzen möchte, muss dabei nichts weiter unternehmen: Jedem ausgefallenen Termin ist ein neuer Termin zugeordnet, an dem das Ticket zum Eintritt berechtigt.
„Damit wir eine Chance haben, ist es wichtig, dass die Menschen nicht mit Maske im Zuschauerraum sitzen müssen“, sagt Magnus Reitschuster. Auf 2G – nur Genesene und Geimpfte dürfen rein – möchte das Theater übrigens nach momentanem Stand nicht gehen, sondern auch den Getesteten (dem dritten G) Einlass gewähren. „Das ist noch eine sehr offene Frage, die gesellschaftlicht noch nicht geklärt ist“, sagt der Intendant. „Das würden wir uns vorbehalten. Aber man müsste wohl mit einem gewissen Shitstorm rechnen.“
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