Freudenberg. Händler in Siegen und Umland hofften auf Silvester 2021 – doch der Verkauf von Feuerwerk an Privatleute ist verboten. Kunden suchen andere Wege.

Mit buntem Feuerzauber und einem Knall ins neue Jahr – das wird auch diesmal schwierig. Der Verkauf von Feuerwerkskörpern für Silvester wurde erneut untersagt. Thomas Fischer (41), Inhaber von „Fischer Pyrotechnik“ in Freudenberg, zeigt sich enttäuscht.

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Er und viele andere Anbieterinnen und Anbieter hatten die Hoffnung, dass der Verkauf normal stattfinden könnte. „Genau wie letztes Jahr kam das Verbot wieder mal sehr plötzlich“, ärgert sich Thomas Fischer. Anfang Dezember wäre in der Öffentlichkeit kommuniziert worden, dass Feuerwerke wieder ein Problem seien. „Schlag auf Fall war das Verbot dann auch schon beschlossen.“ Thomas Fischer hätte sich gewünscht, dass die Politik den Schritt – verabschiedet vom Bundesrat am 17. Dezember – früher kommuniziert. „Dann hätte sich die Branche darauf einstellen können und vielleicht nicht so viel Material eingekauft.“ Er vermutet aber, dass der Schritt bei früherer Mitteilung bei den Menschen auf größeren Widerstand gestoßen wäre.

Siegen und Umgebung: Verbot von Feuerwerk an Privatpersonen trifft Händler hart

Niemand in der Feuerwerksbranche habe mit dem erneuten Verbot gerechnet. „Alle haben eingekauft und sich eingedeckt.“ Nach der Zwangspause im vorigen Jahr habe man einen Ansturm an Kundinnen und Kunden erwartet. Thomas Fischer hat 48 Paletten mit verschiedenen Feuerwerkskörpern bestellt. „Wenn am Ende fünf von den Platten weg sind, dann ist das schon ein Erfolg in diesem Jahr.“ Einen großen Teil wird er wieder zurückschicken, die Kosten für all das müsse er trotzdem decken. „Wir stehen alleine auf weiter Flur. Die Politik hat uns vor vollendete Tatsachen gestellt und damit komplett allein gelassen.“

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Das Schlimmste daran, dass das Verbot so plötzlich kam, sei die Tatsache, dass Fischer Pyrotechnik bereits viel Werbung gedruckt hat. „Wir hatten schon Plakate für die Straße erstellt, Werbung in der Zeitung geschaltet und extra Blättchen für den Verkauf anfertigen lassen“, erklärt der Inhaber. Das wären noch einmal 5.000 bis 6.000 Euro und „das war wieder alles für die Katz im Endeffekt“.

Siegen: Privates Feuerwerk ist erlaubt – aber der Kauf ist nur eingeschränkt gestattet

Es handele sich nicht um ein Feuerwerksverbot, sondern lediglich um Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper, erklärt Thomas Fischer. Das Abbrennen des Feuerwerks sei nach wie vor erlaubt. Der Experte befürchtet, dass nun dasselbe wie im vergangenen Jahr passiere: „Die Leute werden ins Ausland nach Polen oder Tschechien fahren und am Silvesterabend die dort gekauften, meist gefährlicheren Böller abfeuern.“

Notaufnahmen entlasten

„Betroffen vom Verbot sind die typischen, in anderen Jahren nur zu Silvester erhältlichen Gegenstände wie z.B. Silvesterknaller und Raketen“, schreibt das Bundesministerium des Innern und für Heimat auf seiner Seite. Untersagt ist auch das „Überlassen“ dieser Gegenstände, wie es weiter heißt. Dies gilt unabhängig vom Zeitpunkt des Kaufes. „Damit dürfen auch bereits zuvor z.B. über den Online-Handel getätigte Bestellungen nicht mehr an den Endkunden ausgeliefert werden.“Das Ministerium möchte mit diesem Schritt die Krankenhäuser in der Pandemie entlasten. An Silvester ist der Andrang in den Notaufnahmen erfahrungsgemäß höher als an anderen Tagen – und diese Steigerung soll in der momentan ohnehin vielerorts angespannten Situation vermieden werden.

Die aktuellen Regelungen seien nicht immer ganz nachvollziehbar. Weihnachtsmärkte dürften zwar stattfinden, gibt Thomas Fischer ein Beispiel – aber das Einkaufen für das kleine Silvesterfeuerwerk im eigenen Garten mit der Familie, bei dem ein paar Raketen in den Himmel geschossen werden, sei verboten. Zweifellos hätten zum Jahreswechsel die Notaufnahmen mehr zu tun, weil Leute sich unter Alkoholeinfluss verletzten – und ohne Frage auch, weil Menschen Unfälle mit Feuerwerkskörpern haben. „Der eine hat die Finger verbrannt, der andere einen Funken ins Auge bekommen.“ Das seien aber meist Fälle, die nicht stationär aufgenommen werden müssen, sondern ambulant behandelt werden können, argumentiert Thomas Fischer. „Die schweren Unfälle, die an Silvester stattfinden, passieren meistens nicht durch geprüftes deutsches Feuerwerk, sondern durch gefährliche ungeprüfte Böller.“

Verkauf von Feuerwerk in Siegen: Mehr Kunden mit neuen Gewerbescheinen

Die Aussage, dass die Intensivstationen wegen der Silvesterfeuerwerke volllaufen würden, hält Thomas Fischer für falsch. Seine Firma habe das im Siegerland überprüft. „Letztes Jahr hat es deutschlandweit vier wirklich schwere Unfälle an Silvester gegeben.“ Aber diese seien mit selbst gebauten oder selbst gemischten Materialien oder Artikeln aus dem Ausland geschehen.

Ein Feuerwerk wie zum Jahreswechsel 2017/18 wird es über Siegen an Silvester 2021 wohl nicht zu sehen geben: Der Verkauf von Feuerwerkskörpern an Privatpersonen wurde wegen der Pandemie verboten.
Ein Feuerwerk wie zum Jahreswechsel 2017/18 wird es über Siegen an Silvester 2021 wohl nicht zu sehen geben: Der Verkauf von Feuerwerkskörpern an Privatpersonen wurde wegen der Pandemie verboten. © WP | Hendrik Schulz

Komplett fällt das Geschäft allerdings nicht aus. Fischer Pyrotechnik bietet weiterhin Kinderfeuerwerk in bunt zusammengestellten Paketen für Familien an. Außerdem dürften Feuerwerkskörper an Gewerbetreibende verkauft werden. „Wer einen Gewerbeschein hat, darf kaufen, aber die Ware nicht an Dritte weiterverkaufen“, erklärt Thomas Fischer. „Jeder, der einen Gewerbeschein hat, darf also sein privates Feuerwerk für zu Haase legal kaufen und abbrennen, aber alle anderen dürfen es nicht.“ Plausibel findet er das nicht, „das ist total Banane“. Es sei übrigens auffällig, wie viele Kunden auf einmal mit einem frisch angemeldeten Gewerbeschein vorbeikämen.

Siegen: Für das Tierwohl beim Feuerwerk auf laute Böller verzichten

Thomas Fischer vermutet, dass die Politik aus Gründen des Klimaschutzes das Feuerwerk nach und nach immer weiter verbieten wolle. Die Hersteller hätten das im Blick. „Natürlich ist komplett klimaneutrales Feuerwerk bis jetzt noch nicht möglich“, räumt er ein. „Aber es gibt tatsächlich mittlerweile Feuerwerkskörper, die komplett aus Pappe sind, um Plastik zu vermeiden.“ Seit ein paar Jahren werde immer intensiver daran gearbeitet, die Klimabilanz von Feuerwerkskörpern zu verbessern.

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Auch die Tierfreundlichkeit von Feuerwerkskörpern werde immer wichtiger. Thomas Fischer kann die Vorbehalte von Tierbesitzerinnen und -besitzern verstehen. Er hat selbst mehrere Schafe „Bestimmte Sachen müssen einfach nicht sein!“ Sein Vorschlag: Die lauten Böller, die kräftige Schläge verursachen, weglassen – dafür lieber auf zertifiziertes, schön anzusehendes und leises Leuchtfeuerwerk setzen. Es gäbe auch weniger laute Batterien zu kaufen, damit das Silvesterfest für Mensch und Tier gleichermaßen gelingt.

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