Hochsauerland. Der CDU-Bundestagskandidat im HSK könnte nicht nur Abgeordneter, sondern auch Bundeskanzler werden. Friedrich Merz über seinen Wahlkreis.
Friedrich Merz tritt in einer dreifachen Rolle bei der Bundestagswahl an: Als CDU-Kandidat für den Hochsauerlandkreis, als Parteivorsitzender und angesichts der Umfragen als potenzieller Bundeskanzler: Wie wird er seine Rolle künftig im heimischen Raum definieren? Ein Interview über den Wahlkreis und Fragen zu einer künftigen Regierung.
Mit Blick auf die Wahlprognosen stehen die Chancen gut, dass Sie nicht nur Abgeordneter für den Hochsauerlandkreis, sondern auch Bundeskanzler werden: Würden Sie in dieser Doppelrolle weiterhin Bürgersprechstunden anbieten können? Auch persönlich in Meschede?
Der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern im Hochsauerlandkreis wird so bleiben, wie ich das bisher in meinem Wahlkreis auch gemacht habe. Ich biete regelmäßig Bürgerfragestunden an, manche davon auch telefonisch. Und ich werde versuchen, meine Präsenz hier in dem Rahmen aufrechtzuerhalten, wie bisher. Ich werde auch weiter das Wahlkreisbüro in Meschede haben. Dort sind zu jeder Zeit Ansprechpartner für alle Bürgerinnen und Bürger.
CDU-Parteichef und möglicherweise Bundeskanzler: Wie häufig würden Sie noch im Hochsauerlandkreis auf offiziellen Terminen zu sehen sein? Und wie planen Sie privat?
Ich habe immer die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag als die wichtigste Aufgabe empfunden. Alles andere leitet sich daraus ab. Volksvertreter in der Herzkammer unserer Demokratie zu sein, und das ist der Bundestag, ist für mich immer die wichtigste und zugleich ehrenhafteste politische Aufgabe gewesen. Vor diesem Hintergrund ist es für mich auch wichtig, eine Basis in meiner Heimat zu haben. Wann immer es geht, bin ich am Wochenende zu Hause. Die begrenzte Zeit hier zu haben, das ist für mich auch emotional sehr wichtig. Wenn ich länger nicht zu Hause gewesen bin, dann merke ich, dass mir etwas fehlt, sowohl physisch als auch emotional.
„Wann immer es geht, bin ich am Wochenende zu Hause. Die begrenzte Zeit hier zu haben, das ist für mich auch emotional sehr wichtig. “
Was ist aus Ihrer Sicht das größte Problem im Hochsauerlandkreis und wie würden Sie es politisch lösen?
Momentan sicherlich der Ausbau der Windkraft. Ich hoffe, dass wir eine Lösung für diesen Konflikt, den wir zurzeit haben, bekommen. Denn er betrifft besonders stark diesen Teil des Hochsauerlandkreises, in dem wir gerade sind. Ich bin nicht gegen Windkraft, aber der Ausbau muss kontrolliert stattfinden und mit dem Landschaftsbild, das wir hier haben, einigermaßen in Übereinstimmung stehen. Schön ist das alles nicht, aber leider eine Notwendigkeit. Wir leben in einer Industrieregion und brauchen Stromerzeugungskapazitäten. Und bei den alten fossilen Energieträgern können wir nicht bleiben. Aber wenn wir eine solche Transformation machen, dann geht das nur mit der Bevölkerung, nicht gegen sie.
Ihr SPD-Mitbewerber Dirk Wiese ist immer mal wieder für eine Spitze gegen Sie gut. Können Sie sich eine Zusammenarbeit mit ihm in einer künftigen Bundesregierung vorstellen?
Die Frage stellt sich im Moment nicht. Wir schauen nicht nach rechts und links, sondern kämpfen dafür, so stark zu werden, dass gegen die CDU nicht regiert werden kann.
Sie werben mit „Mehr Sauerland für Deutschland“: Was macht das Sauerland aus und was können Sie davon mit nach Berlin nehmen?
Das Sauerland ist eine Industrieregion im Grünen. Wir verbinden Industrie und Tourismus und leben im Einklang mit der Natur. Um auch künftig Arbeitsplätze in der Region zu sichern, müssen Wirtschaftspolitik und Klimaschutz zusammen gedacht werden. Zudem braucht es eine gute Infrastruktur – schnelle Datennetze ebenso wie den Ausbau von Straßen. Nicht nur im Sauerland, sondern in ganz Deutschland. Leider hat der Bürokratieaufwand für Unternehmen und Bürger so rasant zugenommen, dass die wirtschaftliche Entwicklung und damit unser Wohlstand ernsthaft in Gefahr geraten. Deutschland verliert im internationalen Vergleich immer mehr den Anschluss. Wirkliche Abhilfe schafft deshalb wohl nur ein maximal-invasiver Schnitt in das bisherige System von Genehmigungen und Planverfahren, damit wir uns nicht zu Tode regulieren. Dort, wo wir regulieren, sollten wir Regelungen mit einer Experimentierklausel versehen oder von vornherein zeitlich befristen, damit wir innovativ und veränderungsfähig bleiben.
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Welche Wunsch-Koalition haben Sie nach der Wahl? Und wie stehen Sie dabei zu den Grünen?
Wir führen keinen Koalitionswahlkampf. Klar ist aber: Wir arbeiten nicht mit der AfD zusammen, die raus will aus der NATO, raus will aus dem Euro und raus will aus der EU. Wir haben dazu eine klare Beschlusslage. Und ich stehe dafür persönlich. Die demokratischen Parteien der Mitte müssen untereinander gesprächsfähig bleiben.
Zur Person
Friedrich Merz ist in Brilon geboren und wohnt heute mit seiner Ehefrau in Arnsberg. Der 69-Jährige war von 1989 bis 1994 Abgeordneter im Europa-Parlament. Zwischen 1994 und 2009 war er erstmals im Deutschen Bundestags, von 2000 bis 2002 erstmals Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. 2021 zog er erneut in den Bundestag ein, 2022 wurde er zum Bundesvorsitzender und 2024 zum Kanzlerkandidaten seiner Partei gewählt. Merz ist verheiratet mit Ehefrau Charlotte, er hat einen Sohn und zwei Töchter. Beruflich war der Jurist als Wirtschaftsanwalt, Unternehmensberater und Aufsichtsratsmitglied tätig.
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