Meschede. Markus Meyer ist seit zwölf Jahren stellvertretender Leiter des Finanzamtes Meschede. Wie er als Insider seine eigene Steuererklärung angeht.

Markus Meyer ist stellvertretender Leiter des Finanzamtes in Meschede. Während die Vorsteher alle paar Jahre wechseln, ist der Bödefelder seit zwölf Jahren die Konstante an der Fritz-Honsel-Straße. Im Interview verrät er, wie er selbst seine Steuererklärung macht und was Mescheder, Schmallenberger, Bestwiger rund Esloher Bürger dafür tun können, dass ihre Steuererklärung schnell zurückkommt.

Herr Meyer, das Mescheder Finanzamt ist laut „lohnsteuerkompakt“ eines der schnellsten Finanzämter in NRW bei der Bearbeitung von Steuererklärungen. 33,3 Tage dauert es im Schnitt, bis man den Bescheid erhält. Können Sie uns verraten, was Ihr Amt anders macht als andere?

Steuererklärungen
Wann reicht man die Steuererklärung am besten ein, um sein Geld zurückzuerhalten? Tipps vom stellvertretenden Leiter des Finanzamtes Meschede, das zu den schnellsten in NRW gehört. © DPA Images | Oliver Berg

Das haben wir natürlich gerne gelesen. Wir werden auch viel darauf angesprochen. Aber: Ganz so einfach ist es leider nicht. Vergleiche von Bearbeitungszeiten einzelner Finanzämter von Portalen sind nicht aussagekräftig, weil sich die Finanzämter nicht oder nur schwer miteinander vergleichen lassen. Hinzu kommt: Wir kennen noch nicht einmal die Datenlage der Prüfer.

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Welche Maßnahmen oder Prozesse haben Sie eingeführt, um die Effizienz bei der Bearbeitung von Steuererklärungen zu steigern?

Ein Aspekt ist natürlich die Digitalisierung, die bei uns immer weiter voranschreitet. Bei der Einkommensteuererklärung zum Beispiel werden bereits über 37 verschiedene Mitteilungsarten elektronisch übermittelt und in die Steuererklärung vorausgefüllt. Dazu gehören unter anderem Lohnsteuerbescheinigungen, Rentenbezugsmitteilungen, Kranken- und Pflegeversicherungsmitteilungen oder Lohnersatzleistungen. Bedeutet, weniger Aufwand für die Bürgerinnen und Bürger und keine Übertragungsfehler.

Finanzamt Meschede
Das Finanzamt Meschede gehört zu den schnellsten in NRW. © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

Wie früh gehen bei Ihnen Steuererklärungen überhaupt ein. Und wie viele laufen mittlerweile online?

Mehr als 77 Prozent werden mittlerweile elektronisch eingereicht. Manche Bürgerinnen und Bürger sind sehr schnell. Es kam schon vor, dass Steuererklärungen am 1. Januar kurz nach Mitternacht eingereicht wurden. Tatsächlich können wir aber erst im Laufe des März mit der Bearbeitung der Steuererklärungen starten. Bis Ende Februar haben nämlich Arbeitgeber, Versicherungen und andere Institutionen Zeit, zum Beispiel Lohnsteuerbescheinigungen, Beitragsdaten zur Kranken- und Pflegeversicherung, Altersvorsorge sowie Rentenbezugsmitteilungen an die Finanzverwaltung zu übermitteln.

Welche Tipps können Sie Steuerpflichtigen geben, damit deren Erklärungen möglichst zügig bearbeitet werden?

Bearbeitungszeiten können sich in Stoßzeiten, zum Beispiel vor Ablauf von Abgabefristen, vorübergehend leicht verlängern. Eine frühzeitige Abgabe kann die Bearbeitungszeit gegebenenfalls beeinflussen. Wichtig ist auch, die allgemeinen Daten immer aktuell zu halten. Dazu gehört zum Beispiel, dass man - ganz praktisch - seine Anschrift und Bankverbindung überprüft.

Startseite von Elster
Die Lohnsteuererkkärung kann online über Elster erledigt werden. © dpa-tmn | Christin Klose

Sind digitale Werkzeuge wie die elektronische Steuererklärung (ELSTER) oder Steuersoftware ein Schlüssel zur Beschleunigung des Verfahrens?

Die Nutzung von Elster bietet viele Vorteile. Hierzu gehört zum Beispiel eine Plausibilitätsprüfung. Das Programm prüft dabei vor Absendung der Steuererklärung, ob die gemachten Angaben plausibel sind. Das vermeidet Nachfragen. Aber auch die Funktion der „vorausgefüllten Steuererklärung“ hilft dabei, dass keine Übertragungsfehler passieren, die zu Nachfragen führen könnten.

„Bei mir kommt alles, was für die Steuererklärung wichtig ist, im Laufe des Jahres zumindest als Kopie in einen Ordner. Und wenn dieser Ordner durchgearbeitet ist, ist auch die Erklärung fertig.“

Markus Meyer
stellvertretender Leiter des Finanzamtes Meschede

Gibt es bestimmte Unterlagen, die immer wieder zu Verzögerungen führen, weil sie fehlen oder Fehler aufweisen?

Seit einiger Zeit gilt bei uns die sogenannte Belegvorhaltepflicht. Das bedeutet, dass Belege zur Steuererklärung grundsätzlich nur vorzuhalten und erst nach Aufforderung des Finanzamtes vorzulegen sind. Damit können sie bei der Steuererklärung erst einmal nicht fehlen. Sollten Belege vom Finanzamt angefordert werden, können diese auch ganz einfach über Elster übermittelt werden. Natürlich ist eine Zusendung auf Papier auch möglich. Hier bitten wir die Bürgerinnen und Bürger allerdings grundsätzlich Kopien und nicht Originalunterlagen einzureichen.

Die Abgabe der Steuererklärung scheint auch eine Typsache. Sie erledigen das ja wahrscheinlich selbst, oder? Wie früh geben Sie sie ab?

Natürlich mache ich meine eigene Steuererklärung auch mit Elster selbst. Vor vielen, vielen Jahren war ich mal ganz schnell und mit Beginn des neuen Jahres immer bei den ersten dabei. Das ist jetzt schon lange nicht mehr so, ich gehe da im Laufe des Jahres dran und gebe aber immer innerhalb der gesetzlichen Frist ab.

Und wer prüft die Steuererklärung eines Finanzbeamten?

Natürlich darf man seine eigene Erklärung nicht selbst bearbeiten. Dies ist auch gesetzlich geregelt. Aber auch bei der Bearbeitung durch eine Kollegin oder einen Kollegen muss der Fall durch eine Führungskraft freigegeben werden. Alternativ haben Amtsangehörige die Möglichkeit, ihre Steuererklärung durch ein sogenanntes „Ersatzfinanzamt“ bearbeiten zu lassen. Also zum Beispiel durch ein benachbartes Finanzamt.

Haben Sie Tipps, wie man im Laufe eines Jahres, Belege und Unterlagen am besten sammelt?

Jeder hat da seine eigene Art und Weise. Bei mir zum Beispiel kommt alles, was für die Steuererklärung wichtig ist, im Laufe des Jahres zumindest als Kopie in einen einzigen Ordner. Dann bedarf es überhaupt keiner Suche und wenn dieser Ordner durchgearbeitet ist, ist auch die Erklärung fertig.

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Wie hält man sich über gesetzliche Neuerungen am besten auf dem Laufenden. 

Hier kann ich unsere Internetseite nur empfehlen. Unter www.finanzamt.nrw.de findet man alles Wissenswerte rund um die aktuelle Steuererklärung. Mit dem Steuerkalender hat man alle Fristen im Blick und unter der Rubrik „TOP Anliegen“ sind die Informationen zusammengestellt, nach denen bereits viele gesucht haben.

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