Meschede. Bus stürzt Böschung herab, Bewährung für Ex-Sparkassenchefs, Welle der Hilfsbereitschaft für acht Waisen in Fredeburg - vor 45 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 45 Jahren, im Dezember 1979, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Ex-Honselaner in Ostfriesland verhaftet

Drei Jahre lang gilt ein Haftbefehl gegen einen früheren Beschäftigten der Honsel-Werke in Meschede. Dann wird er in Papenburg in Ostfriesland verhaftet. Der 34-Jährige hat bei Honsel als Verwalter der Getränkekasse 38.000 Mark unterschlagen. Vor Gericht bleibt offen, was aus dem Geld der Honselaner geworden ist: Angeblich habe er 17.000 Mark verloren, den Rest will er im Lotto verspielt haben. Vor Gericht stellt sich heraus, dass es bei Honsel keine Kontrollinstanz über die hohen Summen der Getränkekasse gab. Der 34-Jährige kassierte von Kollegen das Kleingeld, nahm es mit nach Hause zum Zählen und brachte es zur Bank – an warmen Tagen kamen so täglich durchaus 1000 Mark zusammen. Getränkelieferungen wurden bar bezahlt. Wegen „fortgesetztem Treuebruch“ wird der Mann zu einem Jahr Haft und 4500 Mark Geldbuße verurteilt – die Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt, weil er inzwischen als Kellner arbeitet und sich verpflichtet hat, die 38.000 Mark ratenweise zurückzuzahlen.

Kunst an Schule in Bestwig

Vor dem Schulzentrum in Bestwig werden zwei 2,50 Meter hohe und zweieinhalb Tonnen schwere Stelen aus schwarzem Diabas als „Kunst am Bau“ aufgestellt. Die Gemeinde zahlt für das Kunstwerk von Johannes Dröge aus Sundern 30.000 Mark. Der warme Stein, so der Künstler, soll zum Streicheln animieren.

Leitplanke verhindert Schlimmeres

Ein Schulbus fährt am Rumbecker Hammer plötzlich eine zwölf Meter tiefe Böschung zu den Ruhrwiesen herunter. Drei Schulkinder aus Arnsberg werden schwer, zwölf leicht verletzt. Sie haben noch Riesenglück: Die Leitplanke schließt sich um den Bus und hält ihn aufrecht. Der 40 Jahre alte Fahrer aus Freienohl gibt an, die Lenkung des Busses habe versagt. Bei ihm ist ein Alkoholtest positiv.

Protest gegen Wahl von Ortsvorstehern

In Schmallenberg verlässt die SPD-Fraktion die Sitzung des Stadtrates. Damit wählt die CDU-Fraktion allein die 17 Ortsvorsteher für das Stadtgebiet. Die SPD protestiert, weil noch keine Hauptsatzung beraten wurde. Die SPD macht sich für Ortsausschüsse anstelle von Ortsvorstehern stark.

Vier Millionen Mark Schaden durch Leichtfertigkeit

Am Landgericht Arnsberg endet der Wirtschaftsprozess gegen die frühere Leitung der Sparkasse Fredeburg: Angeklagt wegen Untreue sind der ehemalige Sparkassenchef, sein Stellvertreter und der Rechtsberater. Ihnen werden leichtfertige Kreditvergaben vorgeworfen. Die Verteidigung spricht von Fehlern beim Kreditausschuss und bei der Revision. Unter anderem konnte ein Kunde sein Konto um 1,2 Millionen Mark überziehen. Insgesamt entsteht ein Gesamtschaden von vier Millionen Mark für die Allgemeinheit. Die drei Angeklagten erhalten Bewährungsstrafen zwischen acht und 21 Monaten sowie Geldbußen. Bereichert hat sich von ihnen niemand.

50 Jahre Kino in Schmallenberg

In Schmallenberg besteht das Kino seit 50 Jahren. 270 Sitzplätze gibt es in den „Schmallenberger Lichtspielen“ der Besitzer-Familie Habbel. Zur Eröffnung 1929 war ein Stummfilm gezeigt worden, „Christus – König der Könige“. Filme gab es anfangs nur samstags und sonntags im Winter, im Sommer diente der Kinosaal als Theatersaal oder Tanzlokal.

Neuanfang nach Großbrand

Nach dem Großbrand Ende 1978 in Frielinghausen, der einen Schaden von mehr als 500.000 Mark anrichtet, weiht die Firma Christoph Gabriel eine neue Fabrikhalle ein. In der 80 Meter langen Halle werden Transportgeräte produziert: Sackkarren, Kaufhauswagen, Magazinkarren, Anhänger von Elektrokarren. Metall hat längst Holz als Werkstoff abgelöst. Die Fertigung hat sich seit 1975 verdoppelt.

Weitere Rückblicke hier:

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  • Zwei Tote durch Unfall bei Schmallenberg, Tiefflüge in Kanada, leeres Becken am Hennesee, Puhdys in Schützenhalle, Abgase schaden Heiligenfiguren in Meschede - vor 45 Jahren.
  • 25 Jahre alter Zuhälter aus Velmede muss ins Gefängnis, tollwütiger Fuchs beißt Bäuerin, Unterschriften gegen Schließung von Krankenhaus in Eslohe, Lkw stürzt bei Meschede ab - vor 50 Jahren.
  • Ehepaar aus Meschede stirbt am Hochzeitstag am Hennesee, Severin baut nach Großbrand neues Werk bei Eslohe, Besitzer muss Wochenendhaus abreißen, neues Schwimmbad in Meschede - vor 55 Jahren.
  • Modernstes Schiff auf Rhein auf „Fredeburg“ getauft, Erzbischof untertage, „Todesbrücke“ in Freienohl erneuert, drei Tote bei Unfällen, Bau von Ingenieurschule in Meschede - vor 60 Jahren.
  • Familientragödie mit drei Toten auf B55 bei Meschede, erstmals Italienerinnen für Arbeitsmarkt, Polizeischutz fürs Gnadenbild aus Werl, Wünschelrutengänger entdeckt Quelle - vor 65 Jahren.

Nach der Tragödie in Fredeburg

Die Welle der Hilfsbereitschaft für acht Kinder in Fredeburg geht weiter. Innerhalb von vier Monaten hatten die Kinder im Alter von zehn und 21 Jahren ihre Eltern verloren: Der 46 Jahre alte Vater stirbt im Juli bei einem Betriebsunfall auf einer Baustelle, ihre Mutter (49) ist im Februar plötzlich gestorben. Geschäftsleute übergeben jetzt 4000 Mark an Geldspenden. Der Pfarrgemeinderat Fredeburg leitete nach dem Unglück eine Spendenaktion ein. Das elterliche Haus bleibt der Familie so schuldenfrei erhalten.

Hilfe für junge Portugiesin

Bei Besuch einer Bekannten in Velmede stellt sich eine lebensgefährliche Herzkrankheit bei einer 21 Jahre alten Frau aus Porto heraus – die Erkrankung ist so gefährlich, dass ihr ärztlich die Heimreise untersagt wird. Ihr fehlt das Geld für die Behandlung. Portugiesische Landsleute rund um Meschede und Bestwig sammeln jetzt für sie, ein Arzt in Bonn ist bereit, die junge Frau kostenlos zu operieren.

Neues Ski-Langlaufzentrum

In Westfeld-Ohlenbach wird das neue Ski-Langlaufzentrum Hochsauerland eingeweiht. Die zehn maschinell gespurten Loipen haben insgesamt eine Länge von 80 Kilometern.

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