Hochsauerland. Würde Deutschland angegriffen, die Menschen im Hochsauerlandkreis wären schutzlos. Erst jetzt gibt es Pläne - doch es würde dauern.
Nur angenommen, es käme zu einem bewaffneten Konflikt zwischen Russland und der NATO und angenommen, es würde Luftalarm auch im Hochsauerlandkreis ausgelöst: Die Bewohner hier wären relativ ausgeliefert. Es gäbe keinen Schutzraum und keinen Bunker. Nichts ist mehr funktionsbereit. Das bestätigte Martin Reuther als Pressesprecher des Hochsauerlandkreises auf Nachfrage.
Neubau wäre teuer und würde lange dauern
Fünf Jahre wird von Experten oft als Zeitraum genannt, ab dem Russland so weit sein könnte, dass es den Westen angreift. Dass sich in fünf Jahren etwas an der Situation im Hochsauerlandkreis grundlegend geändert haben könnte, ist möglich, aber unwahrscheinlich. Komplett neue Bunker zu bauen ist teuer und wird zu lange dauern. Alte zu reaktivieren, dürfte in der Regel an der Bausubstanz scheitern.

Allein in Meschede gab es früher zahlreiche Anlagen: im Klausenberg etwa und die größte Konstruktion in der Schützenstraße, wo der Eingang heute noch zu sehen ist Dieses Bauwerk, das 1944 errichtet wurde und tief in den Berg hineinragt, ist seit Jahrzehnten nicht modernisiert und unterhalten worden. Stattdessen wurde es mit schweren Stahltoren zugesperrt - und seit der langen Friedensphase dem inneren Zerfall überlassen.
Hochsauerlandkreis wartet auf Erlass
Aus Sicht des Hochsauerlandkreises liegt die Zuständigkeit für die Vorsorge bei einem kriegerischen Angriff zunächst einmal beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Nach Gesprächen bei der Innenministerkonferenz wurde eine Überarbeitung des so genannten Schutzraumkonzeptes besprochen. „Auf dem Erlassweg liegen uns dazu noch keine weiteren Daten vor“, so Reuther. Entsprechend wartet die heimische Behörde ab.

Gleichwohl gibt es auch bei den Zuständigen hier schon Vorstellungen, wie das Schutzraumkonzept weiter entwickelt werden könnte: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe möchte schwerpunktmäßig auf U-Bahn-Stationen und Tiefgaragen im städtischen Raum setzen. Auch Kellerräume oder Treppenhäuser und Innenräume von Gebäuden in Massivbauweise seien hilfreich und würden einen guten Grundschutz vor Druckwellen, Trümmer- und Splitterflug, sowie herabfallenden Trümmern bieten, heißt es. Wichtig sei, dass es keine direkte Öffnung nach außen gebe, also keine Fenster oder Glasfronten.
Bundesbehörde sorgt sich vor präzisen, schnellen Angriffen
Anders als im Zweiten Weltkrieg geht die Bundesbehörde bei einem Konflikt zwischen NATO und Russland nicht von flächendeckenden Bombardements aus, sondern von präzisen, schnellen Angriffen innerhalb weniger Minuten. Grund: Deutschland hätte eine „zentrale Rolle als Drehscheibe für eigene und verbündete Streitkräfte“. Soldaten und Kriegsmaterial würden durch die Bundesrepublik transportiert. Ergebnis: keine zentralen großen Bunker-Anlagen, sondern Bauwerke, die schnell erreichbar sind und dennoch Schutz bieten würden.
Lesen Sie auch
- Medizin: Chirurg Dr. Drüppel: Diese OPs würde er niemals empfehlen
- Wirtschaft: Meschede: Staatsanwalt ermittelt gegen Martinrea Honsel
- Kriminalität: Tausende Euro weg: Betrug an Sparkassen-Kundin in Meschede
Gerade Keller- und Innenräume, so die Vision, könnten sich bereits mit einfachen Mitteln kurzfristig verstärken lassen. Einen behördlichen Begriff dafür gibt es dafür schon: baulicher Selbstschutzraum. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und das Bundesministerium erarbeiteten hierfür derzeit eine ausführliche und einfache Handreichung für die Bevölkerung, heißt es.
Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Meschede in den sozialen Medien:
- Folgen Sie uns auf Facebook: Westfalenpost Meschede
- Bekommen Sie neue Einblicke auf Instagram: @wp_meschede
- Nichts mehr verpassen auf X: @WPMeschede
- Die WP Meschede auf WhatsApp: WP Meschede
- Das tägliche Update per E-Mail: Der WP-Meschede-Newsletter