Norden/Meschede. Ein Mescheder zeigt Zivilcourage bei einer Rettungsaktion an der Nordsee. Er wusste gleich, was zu tun ist und half einem Kind in Not.

Ein Mescheder hat am Montagnachmittag, 4. November, ein kleines Mädchen aus einer ausweglosen Lage befreit. Das ist passiert: Auf dem Freizeitareal am Norddeicher „Ocean Wave“ in einem Drehtor eingeklemmt worden. Das Kind war an dem Metalltor, wie es sich beispielsweise auch am Ausgang des Mescheder Freibads befindet, hochgeklettert. Ein Fuß rutschte dabei zwischen die Stäbe und klemmte fest. Die Mutter und ihre Begleitung konnte das Mädchen nicht allein befreien und riefen daher die Freiwillige Feuerwehr Norden zu Hilfe.

Kind in Panik

Mädchen in Norddeich aus misslicher Lage gerettet.
Das Mädchen war beim Klettern ausgerutscht und steckte dann in einem Drehtor fest. © WP | Privat

Außerdem suchte die aufgelöste Mutter nach weiterer Hilfe und stand vor dem Fahrzeugverleih SegTeam-Norden, den der Mescheder Ingo Hengesbach betreibt. Dieser schnappte seinen Werkzeugkoffer und lief zur Unglücksstelle. Vor Ort untersuchte er das Tor und stellte fest, dass er helfen konnte, um das Mädchen zu befreien. Das Kind weinte bitterlich und wurde von seiner Mutter und einer weiteren Frau gehalten, um nicht abzustürzen.

Fuß befreit

Bis zur Ankunft der Feuerwehr konnte Hengesbach den Fuß befreien, indem er die Muttern löste. Der Rettungsdienst untersuchte das Kind. Verletzungen konnte er nicht feststellen. „Das hätte jedoch auch ganz anders ausgehen können“, sagt Thomas Weege, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Norden. Das Kind hätte vom Tor stürzen können und sich dabei schwere Verletzungen zuziehen können. Für Hengesbach war die Hilfe eine Selbstverständlichkeit. „Ich habe drei Schrauben gelöst, das war jetzt keine große Sache“, sagt er und bezeichnet sich selbstironisch als „MacGyver des Sauerlandes“.

Mädchen in Norddeich aus misslicher Lage gerettet.
Der Fuß des Mädchens steckte zwischen den Bügeln fest. © WP | Privat

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Freiwillige Feuerwehr sieht das anders. „Wir begrüßen den Einsatz des Ersthelfers ausdrücklich. Denn es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Menschen helfen, wenn sie es können. Die Fähigkeit zur Selbsthilfe sinkt in der Gesellschaft.“ Viele hätten verlernt, sich selbst zu helfen, weil die 112 per Handy schnell gewählt sei. Als Beispiel nennt der Feuerwehrmann das Verhalten der Bürger bei Starkregen. „Wenn im Keller zwei Zentimeter Wasser stehen, wird die Feuerwehr gerufen, statt zunächst eigene Maßnahmen zu ergreifen. Die Nachbarn um Hilfe zu bitten, beispielsweise. Oder andererseits auch bei den älteren Nachbarn vorbeizuschauen, um ihnen Hilfe anzubieten.“

Direkt in Norddeich zwischen Abenteuergolf und Seehundstation findet man Ingo Hengesbach und sein SegTeam: von links stehend: Ingo Hengesbach, Dana Büsing, Sara Bredemeier, auf dem Scooter das Urgestein und Tourguide Jochen Hövelmann.
Direkt in Norddeich zwischen Abenteuergolf und Seehundstation findet man Ingo Hengesbach und sein SegTeam: von links stehend: Ingo Hengesbach, Dana Büsing, Sara Bredemeier, auf dem Scooter das Urgestein und Tourguide Jochen Hövelmann. © WP | Privat

Richtig, die 112 zu wählen

In diesem Fall am Montag sei es jedoch absolut richtig gewesen, auch die Feuerwehr zu alarmieren, so Weege: „Schließlich befand sich ein Kind in einer Notlage.“

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Unternehmen übernommen und ausgebaut

Ingo Hengesbach übernahm vor vier Jahren einen Fahrzeugverleih in Norddeich, einem hübschen Fleckchen Erde an der Küste, wo er bereits seit mehr als 16 Jahren zu den Dauercampern gehört. Zum Januar 2021 erwarb er das Unternehmen „SegTeam-Norden“ und baute es seitdem kontinuierlich aus. Derzeit befindet sich der Betrieb auf Abruf in der Winterpause. Die Zeit nutzt der Mescheder, um die kommende Saison vorzubereiten und für den notwendigen Papierkram. Dass er sich an jenem Abend dennoch im Verleih befand, war Zufall, weil ein Kunde einen Seniorenscooter zurückgeben wollte.

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