Bad Fredeburg. Herbert Tröster aus Bad Fredeburg bewahrt die Vergangenheit des Einzelhandels. Das sind seine Ideen. Ein Blick ins Innere des Geschäfts
Die Welt verändert sich, Einzelhandel verschwindet aus den Städten, doch Herbert Tröster hält sie fest. Der Antikhändler aus Bad Fredeburg hat ein Faible für alte Ladeneinrichtungen. Sein letzter Coup: Er hat die Inneneinrichtung der Reinigung von Korff gekauft - original aus den 50er-Jahren.
Die große geschwungene Ladentheke, großzügige, offene Hängeschränke und ein Pult, um Aufträge handschriftlich aufzunehmen. All‘ das steht jetzt in der Straße Wehrscheid 26. Die Theke im klassischen schwarz-weißen Look und die Ablage für die Hand- und Einkaufstaschen in Gold scheinen wie gemacht für das eigene Verkaufslokal.
Herbert und Regina Tröster hatten immer mal wieder, wenn sie in Meschede waren, vor den Fenstern der alten Reinigung gestanden und „haben uns die Nasen plattgedrückt“, berichtet Regina Tröster mit einem Lachen. „Denn die stilvolle Inneneinrichtung war original aus den 50er-Jahren.“ Die Wäscherei war im Krieg komplett zerstört und dann in den 50er-Jahren aus einem Guss und vom Feinsten wieder aufgebaut worden. „Das war damals hochmodern“, weiß Herbert Tröster.
Ein Zufall brachte ihn und die Einrichtung zusammen: „Nachbarin Antje von Korff wusste von meiner Leidenschaft für die Inneneinrichtung und als klar war, dass die Reinigung schließen und die Inhaber sie verkaufen wollen, hat sie mich direkt informiert.“
Das Ehepaar von Korff und Herbert Tröster wurden auch schnell handelseinig. „Ihnen war es wichtig, dass alles nicht verramscht, sondern weiter gewürdigt wird“, weiß er. Ganz nebenbei erfuhr er viele Geschichten aus einem Betrieb, der mit 135 Mitarbeitern zu den großen und internationalen Firmen in Meschede gehört hatte. „Das müsste eigentlich aufgeschrieben werden“, findet er.
„Wir haben uns vor den Fenstern der alten Reinigung von Korff die Nasen plattgedrückt.“
Schrank mit der Schiebe-Leiter
Aber auch andere Betriebe leben in Bad Fredeburg weiter. Das Schrankregal des Mescheder Handwerkerbedarfs Theodor Meschede, in dessen Schubladen man wirklich alles finden konnte - das mit der Schiebe-Leiter - steht heute bei Tröster im Geschäft. „Als Junge wäre ich auf der Leiter so gern einmal hin- und hergefahren, aber das durfte ich natürlich nicht.“ Auch Trösters Vater kaufte als Schreinermeister in Meschede ein.
Tröster „rettet“ sie alle: die Theke eines Dessous-Geschäfts, die Inneneinrichtung von Juwelier Scheffer und Hut Heue aus Arnsberg, Schreibwaren Bamfaste und Lederwaren Kramer aus Bad Fredeburg, „da ist heute die Eisdiele drin“. 30 bis 40 Inneneinrichtungen, so schätzt er, vor allem aus dem Sauerland, stehen noch bei ihm im Ausstellungsraum und vor allem im Lager. Er betont: „Dabei ging es mir nie ums Geld.“
Doch ein Museum sei das alles eben auch nicht. Die meisten Einrichtungsstücke würde Tröster wieder verkaufen. „Viele kleine moderne Läden schätzen es, sich so individuell und stilvoll einzurichten.“ Für West 15 - das Dessous, Badebekleidung und Wäschegeschäft in der Schmallenberger Weststraße - baute Herbert Tröster die Inneneinrichtung und nutzte dafür auch seine alten Möbel.
„Die damalige Inhaberin Taru Theiwes hat dann dafür sogar einen Preis erhalten, als eines der deutschlandweit am besten eingerichteten Dessous-Geschäfte“, berichtet Regina Tröster. Auch die Rösterei im Birkenhof ziert eine Verkaufstheke, die Tröster in Neustadt an der Weinstraße fand sowie Stühle aus dem Werler Ursulinenkloster.
Mit den Ladeneinrichtungen hat er auch gemalte Ladenschilder und jede Menge Inhalt übernommen, von fast 100 Jahre alten Seifenstücke, „das sind die besten“, über Wasch- und Putzpulver, Zigarren und Bohnerwachs bis zum Kaffee. „Wir haben das mal getestet, der Kaffee ist sogar noch genießbar“, sagt er und seine Frau ergänzt: „Von dem Soda nehme ich mir ab und zu etwas mit nach Hause.“ All‘ diese Dinge füllen einen kleinen Nebenraum. „Das ist mein Museum“, betont der Händler.
Herbert Tröster denkt zwar noch lange nicht ans Aufhören, doch er überlegt natürlich schon, was mit den Sammlerstücken mal passieren könnte. Am liebsten sähe er sie in einem Sauerlandmuseum. Er denkt ans Amtsgericht in Bad Fredeburg, das ja in einen barrierefreien Neubau umziehen soll. Im Freilichtmuseum Hagen sieht er sie eher nicht, zu weit weg. „Das gehört doch hierher“, findet auch seine Frau.
Erstmal jedoch, hat vor allem die von-Korff‘sche Ladentheke einen neuen Ehrenplatz in Tröster Antikstore erhalten. Regina Tröster präsentiert dort ihr Modelabel „Feenreich“. „Die verkaufe ich auch nicht“, sagt Herbert Tröster bestimmt und seine Frau unterstützt ihn: „Die gehört einfach hier rein!“
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