Meschede. Sie ist Polin, er ist Spanier - wie Natalia Lentas und Joaquin Saez Belmonte nach Meschede fanden und was ihnen hier besonders gefällt.
Studium in Breslau, Palma, München, Basel, Köln, Düsseldorf, Essen, Konzertreisen nach China, Mexiko, Taiwan - das sind Stationen auf dem Weg eines Künstlerlebens. Heute leben Natalia Lentas und Joaquin Saez Belmonte, beide 36, in Meschede. „Mit der Geburt unseres Sohnes hat sich für uns viel verändert.“
2500 Kilometer Entfernung
Man muss schon ein wenig an Schicksal glauben, denn wie sonst sollten sich die Polin aus der Nähe von Breslau mit einem Schwerpunkt für historische Tasteninstrumente und der Spanier aus der Nähe von Alicante, mit einer Leidenschaft für experimenteller Musik für Saxophon und Klarinette, ausgerechnet in Deutschland treffen? Ihre Heimatorte liegen rund 2500 Kilometer auseinander.
Früher Start als Musiker
Beide begannen schon früh zu musizieren. Natalia Lentas spielt Klavier seitdem sie fünf ist und besuchte dafür ab 12 Jahren ein Internat in Breslau. „Ich wollte einfach spielen, an Konzerten und Wettbewerben teilnehmen. Das machte mich glücklich.“ Joaquin Saez Belmonte stammt aus einem musikalischen Ort in der Nähe von Alicante, Bogastro. „Bei uns beginnt das Musizieren in Musikvereinen, in jeder Familie spielt jemand ein Instrument.“
„Was ist Heimat? Ich bin schon länger aus Niederschlesien weg, als ich dort gelebt habe.“
Professoren und der Schwester gefolgt
Die jungen Musiker folgten letztlich Professoren, die sie begeisterten und so landeten sie zum Studium in Köln, wo sie sich ineinander verliebten. „Köln ist eine internationale Stadt, da ist es leicht als Ausländer zu leben. Man muss keine Angst haben, Fehler zu machen, wenn man die Sprache lernt.“
Nach Meschede kamen sie, weil sie Eltern wurden. „Die finanzielle Sicherheit spielt für uns seit Nathans Geburt 2021 eine größere Rolle“, erzählt Natalia Lentas. Und als ihre Schwester, die Musikschullehrerin an der Musikschule des HSK ist, begeistert berichtete: „Bei uns ist eine Stelle für Saxophon und Klarinette frei“, entschlossen sie sich, in diese kleine unbekannte Stadt im Sauerland zu ziehen. Das war im Oktober 2022.
„In meinem Heimatort beginnt das Musizieren in Musikvereinen, in jeder Familie spielt jemand ein Instrument.“
Wetterprobleme
Grundsätzlich sei das Leben in Meschede für beide kein Problem. „Wir kommen beide aus Kleinstädten, waren als Kinder viel draußen.“ Die Natur, die Ruhe, all‘ das sei genau richtig, vor allem, wenn man ein Kind großziehen wolle. Das Wetter …? Der Spanier verdreht ein wenig die Augen. Seine Frau greift mit einem Lächeln ein: „... ist in Niederschlesien auch nicht viel anders, vielleicht ein wenig trockener.“ Die Eltern ihres Mannes seien allerdings im vergangenen Jahr im Winter zu Besuch gewesen, eine schlechte Entscheidung. „Es war kalt, nass und dunkel. Ich weiß nicht, ob sie noch mal wiederkommen“, sagt Joaquin Saez Belmonte ironisch.
Vermissen Netzwerk und Gastro-Angebot
Was beide vermissen? Ein breites gastronomisches Angebot, um abends mal ausgehen zu können. Doch dafür fehlt ihnen nicht nur das Angebot, sondern als junge Eltern auch das Netzwerk einer großen Familie, wie sie es von ihren Heimatorten kennen. „Aber was ist Heimat?“, überlegt Natalia Lentas laut. „Ich bin schon länger von Zuhause weg, als ich dort gelebt habe.“
Leben und arbeiten mit Kind
Die beiden haben darüber nachgedacht, ob Polen oder Spanien eine Alternative für sie wäre. „Aber einer von uns wäre dort immer benachteiligt“, glauben sie. Hier leben sie jetzt erstmal das Beste beider Welten, sprechen zu Hause Polnisch und Spanisch mit ihrem Sohn - „und er antwortet meist auf Deutsch.“
Musikschule HSK als familienfreundlicher Arbeitgeber
Auch Natalia Lentas arbeitet mittlerweile „mit einer kleinen Stelle“ an der Musikschule des HSK - in einem großen internationalen Team - und unter einem Chef, Marcos Kopf, der, weil er selbst Familienvater ist, sehr viel Verständnis für ihre Situation habe. „Ich kann in Meschede arbeiten und muss keine weiten Wege machen.“ Auch ermögliche er es ihr, Nathan vom Kindergarten abzuholen. „Das ist sonst schwierig in unserem Beruf, wir arbeiten ja in der Regel nachmittags.“
In ein Haus verliebt
2023 erfuhr das Paar über einen Musikerkollegen, dass ein Haus in der Nördeltstraße zu verkaufen ist. „Wir haben uns direkt verliebt“, schwärmen beide. Die Nähe zum Blickpunkt und zur katholischen Kirche führte dazu, dass Natalia Lentas ehrenamtlich die Gottesdienste im Seniorenheim Blickpunkt am Klavier begleitet - und zum ersten gemeinsamen Konzert der beiden als LÍBER DUO im Quartierstreff, den Jürgen Alliger organisiert.
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Angekommen in Meschede
Die Arbeit an der Musikschule des HSK gefällt beiden, versichern sie. „Die Musikschularbeit an den privaten Schulen, die wir vorher kannten, war nicht befriedigend. Es gab kein Kollegium und keinen Austausch.“ Natalia Lentas: „Hier habe ich gute Schüler von Monika Bonk-Wiedeking übernommen, habe ein junges, sehr herzliches Kollegium. Und auch schon andere junge Eltern als Freunde gefunden. Ich bin angekommen.“
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