Nuttlar. Pflanzen eigens ausgegraben. Stillstand an Baustelle in Nuttlar: Gemeinde Bestwig setzt Bahn Frist für Fertigstellung zum Schützenfest.
Wann hier wohl wieder Farn angepflanzt werden kann, der nebenan ausgegraben wurde? Wann hier wohl mit Eidechsen zu rechnen ist? Und überhaupt: Wann wird diese eigenartige Baustelle in Nuttlar wohl fertig sein?
Frist bis zum Schützenfest
Auch Nuttlars Ortsvorsteher Markus Sommer weiß darauf keine Antworten: „Es ist eben typisch Bahn“, sagt er – alles sei ungewiss. Die Gemeinde Bestwig hat inzwischen der Tochtergesellschaft InfraGO der Deutschen Bahn AG eine letzte Frist gegeben, dass bis zum Schützenfest im Mai 2025 die Baustelle endlich beseitigt sein muss.
Die Bahn reagiert nicht auf Anfragen, die diese Zeitung seit August gestellt hat: Unter anderem mit Fragen, wo die Probleme liegen, was noch erledigt werden müsste, wann mit einem Fortschritt zu rechnen sei.
Was in dem Fall bekannt ist: Im Juni 2022 hatte die Gemeinde Bestwig der Bahn (damals hieß das zuständige Tochterunternehmen noch DB Netz AG) die Erlaubnis erteilt, am Dümel in Nuttlar auf einem Grundstück der Gemeinde arbeiten zu dürfen – nämlich eine Stützmauer zu erneuern. Hintergrund war die Sperrung für die Erneuerung des Bahn-Tunnels in Elleringhausen. Diese Gelegenheit nutzte die Bahn wiederum, um eine Stützwand zwischen den Schienen und dem Weg zum Dümel zu erneuern. Diese Mauer der Wand liebte allerdings der Milzfarn, eine Pflanze, die Fels- und Mauerspalten schätzt – und die unter Naturschutz steht. Bevor die Stützwand erneuert werden durfte, wurde der Farn ausgegraben und ist seitdem bei einer Gärtnerei eingelagert: Der Milzfarn wartet auf eine neue Ersatzheimat, die die Bahn ihm schaffen wollte.
Stillstand an Baustelle
Nach dem Vogelschießen 2023 begannen die Arbeiten. Ab Frühsommer wurde der obere Teil des Weges zum Nuttlarer Schießstand gesperrt. Die Sperrung sollte voraussichtlich bis Ende August 2023 dauern. Ende Oktober 2023 war die Stützmauer tatsächlich erneuert, auch an der Bahnstrecke hatte es Verzögerungen gegeben, sie wurde erst im November 2023 freigegeben.
Der Farn aber musste warten. Für ihn war entlang der Schieferhalde an dem Weg der Ersatzbau einer neuen Natursteinmauer geplant – für die neue Mauer allerdings wäre wiederum zunächst eine Sicherung des Hanges erforderlich. Die Idee zur Sicherung hatte sich die Bahn in Nuttlar an der Autobahn A 46 abgeschaut: Auch am Sengenberg ist der Berg durch Erdnägel befestigt worden, die in ihn hineingetrieben wurden. Dort ist allerdings Felsen, in dem die Nägel halten. Am Dümel ist Schiefer. Dort halten die Nägel nicht. Seitdem ist Stillstand an der Baustelle. Der Farn ist deshalb weiterhin eingelagert.
Eidechsen-Projekte bundesweit
Und nicht nur die Pflanze muss jetzt warten. Denn die Bahn rechnet auch mit Eidechsen an der neuen Mauer: Bisher leben die zwar nicht in dem Bereich, aber die Bahn rechnet fest mit ihnen, weil sie eben Natursteinmauern mögen – es ist sozusagen Eidechsen-Erwartungsland in Nuttlar.
Eidechsen sind hoch angesehen bei der Bahn: Im Internetauftritt der Bahn gehört den Eidechsen beim Thema „Nachhaltigkeit“ eine eigene Seite – dort wird unter anderem berichtet, wie rund 100 Zauneidechsen beim Großprojekt Stuttgart-Ulm in alte Weinberge umgesiedelt worden, wie tausende Mauereidechsen aus dem Gebiet des ehemaligen Güterbahnhofs Stuttgart-Untertürkheim in neu errichtete Steinwälle umsiedelten. Im Zuge der Modernisierung der Linie Knappenrode-Horka in der Oberlausitz bekamen 3500 Eidechsen ein neues Dach über dem Kopf, es wurden 45 Ersatzlebensräume für Sandeidechsen und glatte Schlangen geschaffen: „Sie wurden alle von Reptilienexpert:innen professionell umgesiedelt“, so die Bahn.
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Ortsvorsteher Markus Sommer verweist auf ein zusätzliches Problem am Dümel. So ist auf die sanierte Stützwand zur Bahn hin bereits im Februar 2024 ein Geländer montiert worden. „Das Geländer ist massiv und sieht auch recht gut aus. Das ist sehr erfreulich“, sagt er.
Aber: Weitere Arbeiten haben daran nicht stattgefunden – und jetzt befindet sich in dem Bereich, in dem keine Stützwand gebaut worden ist, auch kein Zaun mehr, denn dieser war im Rahmen der Arbeiten abgebaut worden. Dadurch gibt es nun keine Absperrung mehr zu den Gleisen, man kann quasi direkt vom Weg ebenerdig auf die Gleise gelangen – ein großes Gefahrenpotential, sagt der Ortsvorsteher. Außerdem habe der Weg von Nuttlar zum Dümel durch die Bauarbeiten massiv gelitten: „Es bleibt zu hoffen, dass die Bahn den Asphaltweg nach Beendigung der Arbeiten wieder vollständig instand setzt.“
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