Bestwig/Nuttlar. Vor ziemlich genau fünf Jahren ist in Bestwig das neue Teilstück der A46 eröffnet worden. Rückblick auf einen historischen Moment.
Die Landschaft zieht so rastlos vorbei wie die Wolken am grauen Himmel über dem Ruhrtal. Der Festakt auf der A46 ist vorbei - die neue Autobahn damit zumindest symbolisch freigegeben. Wenige Minuten danach geht es zwar nicht schnell voran, weil alle gleichzeitig in ihre Autos steigen. Aber es läuft. Langsam aber sicher. Es geht vorbei an Velmede, vorbei an Bestwig, vorbei an Nuttlar - ohne rote Ampeln, ohne zähfließenden Verkehr, ohne Stau. Irgendwie fühlt sich das nach all den Jahren ungewohnt an. Und doch gut! Irgendwie historisch.
Zweifelhaften Ruf abstreifen
„Endlich wird die Gemeinde in die Lage versetzt, den höchst zweifelhaften Ruf der Staugemeinde, der in den vergangenen Jahren schwer auf ihr lastete, abzustreifen“, leitete Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus seine Rede zum Festakt ein. Erinnerungen werden wach. Wie oft waren wir Teil dieses Staus, saßen in einem der rund 20.000 Fahrzeuge, die sich Tag für Tag über die Bundesstraße geschoben haben.
Fantastische Ausblicke trotz trüber Sicht
Bei der ersten Fahrt über die neue Autobahn in Richtung Olsberg lassen sich trotz trüber Sicht fantastische Ausblicke genießen - auch auf die Bundesstraße. Während die Lüftung im Auto auf der höchsten Stufe warme Luft ins Wageninnere pustet, weil das Wetter eines historischen Festaktes alles andere als würdig ist, klingeln die Worte des Bürgermeisters auf der Autobahn in den Ohren.
Sicherlich gebe es auch Skeptiker, die sich die Frage stellen, welche Auswirkungen die Eröffnung des Teilstücks haben wird, ob es am Ende in Bestwig ohne den Durchgangsverkehr zu ruhig werde und die Geschäftswelt darunter zu leiden haben werde, sagte er. Die Bedenken seien verständlich, aus seiner Sicht jedoch nicht begründet, weil es ja auch der Realität entspreche, dass Bestwig an den Wochenenden oder im Feierabendverkehr in der Vergangenheit von nicht wenigen gemieden worden sei, um dem Stau zu entgehen. „Sehen wir der Zukunft also positiv entgegen“, lautete sein Appell.
In einer Liga mit Neuschwanstein
Die Temperatur im Auto ist noch nicht wirklich wohliger geworden, als schon die Talbrücke Nuttlar erreicht ist. „Die gigantischen und optisch äußerst gelungenen Brückenbauwerke werden sich zu einem Alleinstellungsmerkmal unserer Gemeinde entwickeln“, ist Péus überzeugt. Insbesondere die Talbrücke Nuttlar als höchste Autobahnbrücke in Nordrhein-Westfalen, stehe im Ranking der meistfotografierten Bauwerke Deutschlands inzwischen vermutlich in direkter Konkurrenz zu Schloß Neuschwanstein oder dem Brandenburger Tor, witzelte er beim Festakt. Deutlich wird diese Imposanz vor allem aber von unten. Auf der Brücke geht sie eher unter.
Warten auf Entlastung
Bereits nach wenigen Minuten ist schon das Ende der Autobahn erreicht. Bleibenden Eindruck hinterlässt dabei - neben der neuen Rastlosigkeit - auch die massive Gabionenwand, die viele Wanderer und Fußgänger in den vergangenen Monaten bereits bestaunt und bewundert haben. „Mit der heutigen Verkehrsfreigabe wird das Sauerland vermutlich den meist frequentierten Wanderweg verlieren“, sagte Péus, der als Bürgermeister am Tag der Freigabe auch einen Blick über die neue A46 hinaus wagte - in Richtung Nuttlar, in Richtung Altenbüren, in Richtung Antfeld und in Richtung Brilon.
Denn dort wird immer noch dringend auf eine Entlastung durch den Bau der B 7n beziehungsweise der L 776n gewartet. „Liebe Nachbarn, wenn jemand Ihre berechtigten Anliegen nachvollziehen kann, dann sind es wir Bestwiger“, formulierte es Ralf Péus und schob hinterher „Ich drücke Ihnen die Daumen, dass auch Sie in nicht allzu langer Zeit sagen können: Endlich! Auch wir haben unsere Verkehrsentlastung!“
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Willkommen im Alltag
Vorbei ist der historische Festakt. Vorbei ist die historische erste Fahrt über die neue A46. Am Ende der B480 holt alle Besucher, die auf der Autobahn dabei waren, der Alltag wieder ein: Am Zubringer B480 staut sich der Verkehr vor der roten Ampel. Während ein Teil der Gäste ein paar Kreuzungen später später zur anschließenden Feier in der Schützenhalle Nuttlar abbiegt, geht es für den anderen Teil in Richtung Meschede weiter - über die Bundesstraße 7 - im bewährten Stop and Go! Denn die Freigabe und das Beiseiteschieben der Schranke war ja nur symbolisch. Während in der Nuttlarer Halle gefeiert wird, sorgt der Landesbetrieb dafür, dass im Laufe des Nachmittags auch „der echte Verkehr“ endlich rollen kann.
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