Meschede. Der Mescheder Zahnarzt Thomas Hermann hat in Technik investiert, die die Arbeit am Patienten für beide Seiten deutlich erleichtert.
Das Gerät sieht aus wie eine Mischung aus Fernbedienung und elektrischer Zahnbürste. Mit einem Intraoralscanner kann der Mescheder Zahnarzt Thomas Hermann das Gebiss seiner Patienten abscannen. Es erscheint dann als 3D-Modell auf dem Bildschirm, bereit für die weitere Bearbeitung - und die geht dann deutlich schneller.
30 Minuten statt sechs Wochen
Für eine neue Krone, eine Brücke, ein On- oder Inlay sind längere und meist mehrere Besuche beim Zahnarzt nötig. Erst muss der Zahn abgeschliffen werden, dann wird ein Abdruck erstellt und ans Labor geschickt. Bis dann der Zahnersatz eingesetzt wird, musste man bisher mit einem Provisorium leben, das nicht so stabil ist, wie eine echte Krone. Besonders harte oder klebrige Lebensmittel sollte man besser meiden. Insgesamt eine unangenehme Sache. „Bis die Krone fertig war, konnte das gut und gerne zwei bis drei Wochen dauern“, weiß Thomas Hermann, „Prothesen auch bis zu acht Wochen“.

Auch wenn er noch wenig verbreitet ist: In Zahnmediziner-Kreisen ist der Intraoralscanner ein bekanntes Gerät. Hermann hat es bei zwei Seminaren im Labor von Volker Hamm näher kennengelernt. „Mittlerweile ist es wirklich sehr gut ausgereift und hat kaum noch Schwächen.“ Nur bei einer starken Blutung nach dem Präparieren oder Beschleifen von Zähnen könne es leichte Ungenauigkeiten geben.
„Das spart den Abdruck, das Provisorium, Laborkosten, und der Patient muss nicht mehrmals in die Praxis kommen.“
Krone aus Keramik-Block
Der Zahnarzt kann mit dem neuen Gerät Kronen oder Brücken direkt während der Behandlung fertigen. Wenn die Zähne geschliffen wurden, werden Ober-, Unterkiefer und Aufbiss gescannt und in ein Online-3D-Modell verwandelt. „Das Gerät macht dafür 50.000 Bilder und eine Million 3D-Punkte pro Sekunde.“ Am Bildschirm bestimmt Hermann Position und Größe des Zahnersatzes. Diese Informationen werden an ein Schleifgerät weitergegeben, das noch während der Patient im Stuhl sitzt, die Krone aus Zirkon-Blöcken fertigt. Zirkon ist eine extrem harte Keramik, wie hart, das zeigt Hermann durch ein Missgeschick. Als ihm nämlich eine fertige Krone aus den Händen auf die Fliesen rutscht: Die Krone springt wie ein Flummi, doch sie zerbricht nicht.
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Weniger fehleranfällig
„Wir können den fertigen Zahnersatz dann noch farblich leicht verändern, müssen ihn glasieren und brennen.“ All das dauere nur 30 bis 45 Minuten. „Das spart den Abdruck, das Provisorium, Laborkosten, und der Patient muss nicht mehrmals in die Praxis kommen.“ Patienten mit Würgereiz bei der Behandlung oder beim Abdruck würden entlastet. „Vor allem wollten wir einfach die Wartezeit verkürzen und die Labore entlasten.“

Rund 120.000 Euro kostet die Anschaffung von Scanner, Schleifmaschine und Brennofen. Hermann ist überzeugt, dass sich das relativ schnell rentiert. „Konservativ gerechnet in zwei bis zweieinhalb Jahren.“ Für die Kunden ändere sich nichts. „Der Preis für die Behandlung bleibt gleich“, verspricht der Zahnarzt.
Nicht zufrieden mit Labor aus China
Und natürlich werde er für andere Arbeiten weiter die Mescheder Labore von Jan Stappert und Volker Hamm nutzen, „die auf allerhöchstem Niveau arbeiten“, betont er. Dort bestellt er weiter Vollprothesen, herausnehmbaren Zahnersatz und kosmetische Korrekturen, wie Veneers, um Schmalzeffekte oder Zahnlücken zu überdecken. Er weiß, was er an den Laboren hat: Für Kunden, die Geld sparen wollten, hatte er versuchsweise herausnehmbaren Zahnersatz und Aufbissschienen in einem Labor in China erstellen lassen. „Damit war ich aber überhaupt nicht zufrieden. Die Aufträge sind komplett wieder in Meschede“, berichtet Hermann. „Die Qualität war deutlich schlechter und bei Reklamationen waren die Unternehmen wenig kulant.“

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Gründe für geringe Verbreitung
Warum nur acht Prozent der Zahnärzte deutschlandweit den Intraoralscanner nutzen, der doch offenbar so viele Vorteile birgt, darüber kann auch Hermann nur spekulieren: Im Studium lerne man die Arbeit damit noch nicht. Es brauche schon eine gewisse Online-Affinität. „Und Zahnärzte, die ein eigenes Labor haben, werden natürlich erstmal versuchen, ihre Mitarbeiter weiterzubeschäftigen.“
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