Freienohl. Kurz vor dem Umzug steht Arno Blessenohl ohne Internet da. Die Telekom widerspricht sich selbst. Die Kommunikation wird zur Geduldsprobe.

So hatte sich das Arno Blessenohl nicht vorgestellt: „Wir haben gerade gar nichts, kein Internet und kein Telefon“, sagt er. In wenigen Tagen ziehen der 59-Jährige und seine Frau in ihr neues Haus in Freienohl im Stadtgebiet Meschede ein, doch der vor Wochen bestellte Internet- und Telefonanschluss lässt auf sich warten. Stattdessen gibt es Ärger mit der Telekom und ein ewiges Hin und Her.

Aber von Anfang an: Der Neubau der Familie Blessenohl ist fast fertig, die nötigen Anträge für die Hausanschlüsse wurden schon längst gestellt, die Zugänge für Wasser und Strom bestätigt und die zuständige Tiefbaufirma Müller konnte die Zugänge anschließen. Auch die Telekom bestätigte den Auftrag für den Internet- und Telefonanschluss. So weit, so gut. Mit Blick in die Zukunft hat sich Arno Blessenohl auch schon Glasfaser legen lassen. „Wenn es so weit ist, ist der Anschluss schonmal da“, erklärt er. Doch jetzt braucht die Familie erstmal Kupfer – sprich: einen normalen Internetzugang.

Ärger mit der Telekom
Die nötigen Anschlüsse sind bereits gelegt: Jetzt müssten nur noch das Telefonkabel (mit kleinen Telefonhörern gekennzeichnet) und das Internetkabel (das schwarze Kabel, das quer durch das Bild verläuft) angeschlossen werden. © WP | Katleen Diekgraefe

Vor vier Wochen bekam die Firma Müller dann eine Nachricht von der Telekom, erinnert sich Arno Blessenohl: „Die Telekom hat den Auftrag abgebrochen. Es wird kein Kupfer angeschlossen.“ Warum jetzt doch die Absage? „Ich habe es so verstanden, dass in allen Häusern, die in den kommenden eineinhalb Jahren einen Glasfaseranschluss bekommen, kein Kupfer mehr angeschlossen wird“, so Blessenohl. In seinem Fall bedeutet das: Er steht erstmal ohne Internet und Telefon da. Ein echtes Problem, vor allem da er von zu Hause aus arbeitet und auf Internet angewiesen ist. Er ist Gewerbekunde, sein Büro liegt oben bei ihm im Haus. „Ich muss doch etwas haben“, ärgert er sich.

Zwei Absagen, zwei Zusagen: ein ewiges Hin und Her

Doch damit nicht genug: In der Nacht auf den 30. September meldet sich die Telekom wieder bei Arno Blessenohl per Mail – um 0.42 Uhr. Es ist die Auftragsbestätigung für den Internetzugang. Alles also nur ein Missverständnis und der Anschluss kommt doch? Nein, so einfach ist es nicht.

Arno Blessenohl nimmt wieder Kontakt mit der Firma Müller auf, das Internet werde doch angeschlossen, die Telekom gibt grünes Licht. Die Antwort der Firma überrascht: Der Auftrag wurde nicht genehmigt, die Tiefbaufirma kann die Kabel also nicht anschließen lassen. „Das ist ärgerlich. Wie kann man zusagen, dann absagen und dann wieder zusagen?“, fragt sich Arno Blessenohl – vor allem, weil die zweite Zusage nun auch nicht zu stimmen scheint.

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„Unglückliche Umstände“ und Glasfaser bis 2025

Dazu kommt die Zeit, die der 59-Jährige bereits mit dem Hin und Her verbracht hat. „Ich habe gefühlt vier Stunden damit verbracht, mit der Telekom zu telefonieren.“ Beim Kundenservice spreche man auch immer mit anderen Personen, „dann erklärt man auch immer wieder von vorne“, sagt Arno Blessenohl. Er werde von der Telekom oft an Glasfaser plus verwiesen, erzählt er weiter, dabei sei das nicht das Problem. Schließlich geht es nicht um den Glasfaseranschluss, sondern um einen Kupferanschluss. Dabei sei es wahrscheinlich nicht mal eine große Arbeit. Die nötigen Kabel sind ja bereits verlegt – sie müssten nur noch angeschlossen werden. Er ist enttäuscht: „Im ersten Moment hilft das Gespräch, aber am Ende bringt es doch nichts.“

Die Telekom entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten: „Der Sachverhalt ist durch unglückliche Umstände geprägt“, heißt es auf Nachfrage der Redaktion. „Der Neubau unseres Kunden konnte zum Zeitpunkt der Auftragsstellung im Juli nur mit einem DSL-Anschluss versorgt werden.“ Hinzukomme, dass in dem Gebiet bis voraussichtlich September 2025 Glasfaser ausgebaut werden solle. Der Auftrag wurde storniert, so die Telekom, da im „ weiteren Verlauf und der technischen Prüfung festgestellt wurde, dass wir dem Kunden nicht die gewünschte Bandbreite bereitstellen können.“ Die Telekom versichere jedoch für den Zeitraum zwischen Einzug und Glasfaserausbau eine Ersatzlösung für Familie Blessenohl zu finden und weiterhin im Kontakt mit ihm zu stehen.

Notlösung: „Internet aus der Luft“

Das Loch an der Straße, wo die Anschlüsse verlegt wurden, muss in den nächsten Tagen geschlossen werden, damit die Baustelleneinfahrt wieder eingerichtet werden kann. „Wir müssen hier weiterkommen“, sagt Arno Blessenohl mit Blick auf den Neubau.

Ärger mit der Telekom
Das Loch muss schnellstmöglich wieder geschlossen werden, damit die Arbeiter problemlos an das Haus gelangen. © WP | Katleen Diekgraefe

Er hat Glück: Ein Bekannter von ihm arbeitet bei Systemhaus Hartmann in Sundern. „Er holt uns das Internet aus der Luft“, so Blessenohl. Mithilfe eines LTE-Anschlusses wird die Familie Internet und Telefon haben, aber: „Ich höre, dass der LTE-Mast hier überlastet ist. Ich befürchte, dass das eine holprige Geschichte wird“, so der 59-Jährige.

Arno Blessenohl ist enttäuscht, zum Zeitpunkt des Gesprächs habe die Telekom auch noch keine alternative Lösung angeboten. Und den Anbieter wechseln? „Viele Alternativen gibt es ja nicht. Die Telekom ist eigentlich der zuverlässigste Partner und mit Glasfaser am schnellsten unterwegs“, sagt er. „Es muss was her, aber sie kommen nicht in die Puschen.“

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