Schmallenberg. Dr. Hans-Georg Grobbel setzt sich für bessere Notfallrettung ein. Dazu gehören auch die mobilen Retter - warum gerade die wichtig sind.

Rund 1000 Mobile Retter gibt es schon im Hochsauerlandkreis: Das sind Menschen, die freiwillig und ehrenamtlich zu Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand eilen, um die Reanimation durchzuführen, bis Notarzt und Rettungspersonal eintreffen. Das appbasierte System wurde im Oktober 2019 eingeführt - und hat seitdem schon zahlreichen Menschen das Leben gerettet, das erste Mal direkt einen Tag nach Einführung.

Gerade in Schmallenberg sind die mobilen Retter eine sinnvolle Ergänzung in der Rettungskette: Je nach Einsatzaufkommen und Fahrtstrecke kann es schonmal zehn oder sogar 15 Minuten dauert, bis die Rettungskräfte am Notfallort eintreffen - besonders, wenn die Rettungswagen aus den Nachbarkommunen kommen.

Wofür die Mobilen Retter benötigt werden

„Genau da kommen die Mobilen Retter ins Spiel“, erklärt Dr. Hans-Georg Grobbel. Der Schmallenberger war Arzt am Fredeburger Krankenhaus, ist Notarzt und engagiert sich ehrenamtlich bei den First Respondern und auch bei den Mobilen Rettern. Die Mobilen Retter sind nicht zu vergleichen mit den First Respondern, einer Einheit in Schmallenberg, die mit eigenem Auto zu Einsätzen alarmiert wird, bei denen auch ein Notarzt benötigt wird. Sie sind rettungsdienstlich geschulte Ehrenamtliche mit eigenem Einsatzfahrzeug und Ausrüstung.

Die Mobilen Retter hingegen werden nur zu Herz-Kreislauf-Stillständen gerufen, um eine Laienreanimation durchzuführen, bis der Rettungsdienst eintrifft. „Das ist wie Nachbarschaftshilfe bei Notfällen.“ Die Menschen, die sich als Mobile Retter melden, bekommen einen Alarm aufs Smartphone mit dem Standort der reanimationspflichtigen Person - immer die drei Mobilen Retter, die am nächsten dran sind, werden alarmiert. Sie eilen zum Opfer und beginnen mit der Herzdruckmassage; wenn möglich, organisieren sie einen der elf Defibrillatoren, die im Stadtgebiet an öffentlichen Orten frei zugänglich hängen.

Im vergangenen Jahr wurde Neele Agel als 1000. Mobile Retterin von Karsten Müller, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, und den Projektkoordinatoren Nicole Gerke und Markus Drews geehrt.
Im vergangenen Jahr wurde Neele Agel als 1000. Mobile Retterin von Karsten Müller, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, und den Projektkoordinatoren Nicole Gerke und Markus Drews geehrt. © Hochsauerlandkreis | Hochsauerlandkreis

Wer eignet sich als Mobiler Retter?

„Am einfachsten ist das natürlich bei Menschen, die eh schon aus einem medizinischen Hintergrund kommen“, sagt Dr. Grobbel. Alten- und Krankenpflegepersonal, Rettungsschwimmer und Bademeister, medizinische Fachangestellte, Ärzte. Aber auch Polizisten, Soldaten und Rettungsdienstpersonal, sowie ehrenamtliche Feuerwehrleute, Sanitäter und Katastrophenschützer. „Und jeder, der Interesse daran hat, ein Leben zu retten.“

So können die Mobilen Retter binnen weniger Minuten vor Ort sein und dem Menschen helfen - meistens viel schneller als der Rettungsdienst. „Im Notfall zählt jede Minute“, betont Dr. Hans-Georg Grobbel. „Viele Menschen haben Angst davor, etwas falsch zu machen - aber alles ist besser als nichts!“ In Deutschland gibt es nur eine Laienreanimationsquote von rund 50 Prozent; viel zu niedrig, findet der Schmallenberger Arzt.

Das Training an Übungspuppen soll den Mobilen Rettern Sicherheit für den Ernstfall geben.
Das Training an Übungspuppen soll den Mobilen Rettern Sicherheit für den Ernstfall geben. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Wie das System funktioniert

Die Mobilen Retter sollen es möglichst einfach haben, sich zu engagieren. Sie laden die App herunter, melden sich bei einem Training an und werden dann als Mobile Retter freigeschaltet. Im Training geht es nicht nur um die Einweisung in die App, sondern allem voran um Reanimationstraining - wie man eine richtige Herzdruckmassage durchführt, wie man den Defibrillator nutzt. Das Gute am System: Zum Einsatz kann man immer „Nein“ sagen. Und auch die psychosoziale Nachsorge ist durch den Kreis gewährleistet, sodass niemand mit seinen Erfahrungen allein bleiben muss.

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Das Problem: „Der HSK tut nicht genug, um weitere Helfer zu finden“, sagt Dr. Hans-Georg Grobbel bestimmt - und auch die Unterstützung fehle. Im Nachbarkreis Soest zum Beispiel werde zwar das Ersthelfer-System „Corhelper“ genutzt und nicht die App „Mobile Retter“ - aber das System dahinter sei das Gleiche. „Da haben sich die Städte und Gemeinden, Warstein zum Beispiel, viel mehr angestrengt, um die Leute auszubilden und für die Sache zu gewinnen.“ Hier in Schmallenberg dagegen tue sich zu wenig.

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