Meschede/Hochsauerlandkreis. Die drei großen Sparkassen im Hochsauerlandkreis schließen sich zusammen. Wie kam es dazu? Ein Insider schildert die Hintergründe.
Aus drei Sparkassen im Hochsauerlandkreis wird künftig eine. Wie ist es dazu gekommen? Ein Insider erklärt die Hintergründe.
Eine gemeinsame Sparkasse
Zum 1. Januar 2025 startet die neue gemeinsame Sparkasse Mitten im Sauerland mit Sitz in Meschede – ihr gehören neben dem Namensgeber und den Kommunen Meschede, Schmallenberg und Finnentrop auch die Sparkasse Arnsberg-Sundern und die Sparkasse Hochsauerland in Brilon an.
Landrat Dr. Karl Schneider hat die Entwicklungen am Markt in den letzten Jahren aufmerksam verfolgt. Und mit Sorge. Er ist auch Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Hochsauerland. Die Volksbanken haben es vorgemacht, sagt er anerkennend: Sie haben sich neu orientiert und zusammengeschlossen – die Bilanzsumme der Volksbank Sauerland stieg auf 4,8 Milliarden Euro. Der Schmallenberger gab auch wesentliche Impulse für die Sparkassen-Fusion. Die Sparkasse im HSK wird künftig ebenfalls 4,8 Milliarden Euro aufweisen.
Fusionen: Viele Denkmodelle
In der Vergangenheit habe es immer mal Gespräche über mögliche Fusionen gegeben – denkbar wären sogar Zusammenschlüsse über die Kreisgrenzen hinweg in den Kreis Soest, nach Menden oder Ostwestfalen gewesen. Wäre das die Lösung gewesen? „Warum sollten wir uns zum Spielball machen?“, fragte sich Schneider. Ein Denkmodell in der Vergangenheit war sogar eine „Sprungfusion“ zwischen Arnsberg und Brilon – was aber wäre dann mit Meschede in der Mitte geworden: „Das hätte den HSK gespaltet.“ Schneider wollte stattdessen das Kreisgebiet als Sparkassen-Gebiet erhalten: „Naheliegender war es doch, die drei Sparkassen hier zu vereinen.“
„Mensch, wir sehen doch, was um uns herum passiert in Westfalen-Lippe: Die Sparkassen machen sich größer. Jeder für sich hier ist nur ein kleiner Player am Markt.“
Es gab Hintergrundgespräche Ende 2023 in Brilon, Meschede und Arnsberg, ob eine Fusion überhaupt ein Thema sein könnte. Da bestand schon eine Bereitschaft, denn: „Mensch, wir sehen doch, was um uns herum passiert in Westfalen-Lippe: Die Sparkassen machen sich größer. Jeder für sich hier ist nur ein kleiner Player am Markt.“ Die Verwaltungsräte gaben dann ein Mandat, 2024 aus Hintergrundgesprächen offizielle Sondierungsgespräche zu machen – mitsamt eines Beratungsunternehmens. 15 Vertreter bildeten eine Sondierungskommission: Die drei Verwaltungsratsvorsitzenden, die drei Vorstandsvorsitzenden, drei Vertreter der Personalräte, aus jedem Verwaltungsrat zwei weitere Vertreter – dann wurden Arbeitsgruppen gebildet.
Keine aufgeblähten Gremien
Hätte die Fusion scheitern können? Schneider sagt: „Die Notwendigkeit einer Fusion haben alle eingesehen. Wir haben von vornherein versucht, Emotionen rauszunehmen. Wir haben stringent gearbeitet, wir haben die Mitarbeiter sofort einbezogen.“ Der erfahrene Politiker sagt: Der Zeitpunkt sei auch richtig gewesen – alles vor der Kommunalwahl 2025 zu klären. Denn noch sind alle Verwaltungsräte im Amt. Nach der Kommunalwahl wären neuen Verwaltungsräte geschaffen worden – die sich dann selbst hätten abschaffen müssen. Wer einem Verwaltungsrat angehört, darf sich über eine Aufwandsentschädigung in Form von Sitzungsgeldern freuen, muss man wissen. Künftig wird es statt 36 nur noch 12 Mitglieder im gemeinsamen Verwaltungsrat geben: „Wir wollen keine aufgeblähten Gremien.“ Das gelte auch für den Vorstand: Es wird drei ordentliche Vorstandsmitglieder geben, Vorstandsvorsitzender wird Ingo Ritter aus Brilon.
„Die Notwendigkeit einer Fusion haben alle eingesehen. Wir haben von vornherein versucht, Emotionen rauszunehmen.“
Die neue Sparkasse sollte im ersten Entwurf den Namen Sparkasse Sauerland tragen. Das war für alle drei Häuser akzeptabel. Dagegen sprachen aber Wettbewerbsgründe. Daher wurde der bereits bestehende Name gewählt, der ebenfalls das Geschäftsgebiet abbildet. Da die Gemeinde Finnentrop mit zur neuen Sparkasse gehört, aber sich nicht im Hochsauerlandkreis befindet, schied wiederum der mögliche Name Sparkasse Hochsauerland aus.
Die Sache mit dem Namen
Also bleibt es bei dem sperrigen Namen – „man darf das auch nicht hochspielen“, sagt der Landrat: „Wir haben dann gesagt, wir schließen uns doch nicht wegen einem Namen zusammen, sondern weil wir gemeinsame Ziele haben.“ Er räumt ein, dass da durchaus Überzeugungsarbeit bei Verwaltungsräten geleistet werden musste, die einen Verlust an Selbstständigkeit und Identifikation fürchteten. Schneider sagt aber: „Der Bürger sagt doch auch nicht, ich gehe jetzt zur Sparkasse Mitten im Sauerland, sondern der sagt, er geht mal eben zu seiner Sparkasse.“
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Wichtiger sind ihm die großen Ziele. Künftig könnten höhere Kredite vergeben werden: „Wir wollen wirtschaftlich stärker werden.“ Ganz wichtig: „Wir müssen die Bürokratie bewältigen.“ Die Vorschriften und Berichte der Geldinstitute zu Nachhaltigkeit, Geldwäsche, Eigenkapital hätten gewaltig zugenommen – zur Bewältigung hätte jede Sparkasse neues Personal aufbauen müssen. Künftig kann das zentral geschehen. Und: Die Sparkasse rechnet damit, Kosten einsparen zu können – 40 bis 45 Stellen sollen es zusammen sein, nicht durch Entlassungen, sondern durch normale Fluktuation.
„Wir müssen aufpassen, dass die Sparkassen noch als heimisch angesehen werden. Man kann die Gebilde auch so groß machen, dass man sich von Großbanken nicht unterscheidet. “
Nicht zu groß werden, warnt der Landrat
Wird dies das Ende der Fusionen sein? Langsam, warnt Dr. Karl Schneider: „Wir müssen erst mal diese hinbekommen, wir brauchen eine Menge formeller Beschlüsse und Mehrheiten aller Räte und des Kreistages.“ Er warnt auch: „Wir müssen aufpassen, dass die Sparkassen noch als heimisch angesehen werden. Man kann die Gebilde auch so groß machen, dass man sich von Großbanken nicht unterscheidet. Sparkasse lebt von der Präsenz in der Fläche.“
Auf den Bürger komme maximal eine andere IBAN-Nummer zu durch die Fusion, sagt Schneider. Die Vereine können sich freuen: Es wird weiter Ausschüttungen durch die Sparkasse geben – und das Niveau wird leicht erhöht.
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