Meschede. Prämie wegen Tollwut für Abschuss von Füchsen, Mescheder wird per Steckbrief gesucht, neues Gewerbegebiet bei Velmede - vor 50 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 50 Jahren, im Juli 1974, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Vater, Kinder und ein Freund sterben

Auf der B7 zwischen Nuttlar und Antfeld ereignet sich einer der schwersten Verkehrsunfälle im Kreis Meschede seit Kriegsende: Dabei werden vier Menschen getötet - zwei Männer, ein Kind und ein Säugling. Bei strömenden Regen fährt der Fahrer eines Ford am unbeschrankten Bahnübrgang auf die Bundesstraße und missachtet dabei die Vorfahrt eines Lkw. Es kommt zum Frontalzusammenstoß.

In dem Pkw sterben der Fahrer, ein 33 Jahre alter Portugiese aus Meschede, außerdem sein 61 Jahre alter Freund aus Meschede - der sich in Meschede stets für Ausländer eingesetzt hat. Getötet werden auch der sieben Jahre alte Sohn des Portugiesen und die zehn Monate alte Tochter. Die Mutter wird lebensgefährlich verletzt: Zur Versorgung der Frau wird eigens ein Krankenwagen zur Blutbank nach Hagen geschickt.

Tödlicher Unfall in Cobbenrode

Der Unfall mit dem 13. Verkehrstoten des Jahres im Kreis Meschede ereignet sich auf der B55 in Cobbenrode. Wegen überhöhter Geschwindigkeit gerät ein Pkw in einer leichten Kurve auf die Gegenfahrbahn und prallt vor einen Baum. Der 37 Jahre alte Fahrer aus Marienmünster stirbt im Mescheder Krankenhaus.

Weitere Rückblicke hier:

  • Mord bei Schmallenberg an 17-Jähriger, Frauen stürmen Bühne mit Howard Carpendale, 23-Jähriger ertrinkt im Hennesee, Fußball-Nationalspieler in Gleidorf - vor 55 Jahren.
  • Modernstes Schiff am Rhein auf „Fredeburg“ getautf, Erzbischof untertage, „Todesbrücke“ in Freienohl erneuert, drei Tote bei Unfällen, Bau von Ingenieurschule in Meschede - vor 60 Jahren.
  • Heimtückischer Anschlag auf neue Reinigung in Meschede, Fernseher explodiert in Hospital, Verärgerung im Dorf um Schalke 04, Brief ins Gefängnis verrät Brüder in Velmede - vor 40 Jahren.
  • Kind stirbt bei Eslohe nach Stichflamme am Grill, in Meschede entsteht das höchste Haus, Schmallenberger Unternehmen macht in Bergbau, zwei besondere Abitur-Jahrgänge - vor 50 Jahren.
  • Stadt Meschede will Lärmschutzwälle an A46 bauen, erstmals Wahl zum Europa-Parlament, Tod im Schmallenberger Schwimmbad, erste Abschlüsse an der Realschule Bestwig - vor 45 Jahren.

Schon 54 Fälle von Tollwut

Die Tollwut im Kreis Meschede nimmt immer stärker zu: Bis Juli 1974 werden allein 54 Fälle bekannt, darunter sind 40 Füchse. Allein in einer Woche verzeichnet das Kreisveterinäramt Meschede drei tollwütige Füchse, außerdem Tollwut bei einem Marder und einem Rind. Das Amt ordnet den vermehrten Abschuss von Füchsen als Hauptverbreiter der Krankheit an: Pro erlegtem Fuchs werden dann vom Land 50 Mark gezahlt.

Anfänge des Computer-Zeitalters

Der Förderverein der Ingenieurschule Meschede, die zurzeit von 650 Studenten besucht wird, will in das Rechenzentrum investieren. Bislang besitzt die Schule zwei Computer, einer davon soll jetzt um einen Großraumspeicher erweitert werden.

Das Wiemecker Feld entsteht

Bei Velmede beginnen, nach vielen Jahren der Vorbereitung, die Bauarbeiten im neuen Gewerbegebiet Wiemecker Feld. Als erster Betrieb errichtet die Firma Fliege eine Fabrikations- und Lagerhalle, um aus der Kapellenstraße auszusiedeln.

Nach Einbruch gefasst

Per Steckbrief wird seit einem Jahr ein 26 Jahre alter Mann aus Meschede von der Polizei gesucht. Er hat 1973 eine 61 Jahre alte Frau in Lennestadt auf dem Fußgängerüberweg angefahren - die Frau stirbt, der alkoholisierte Fahrer flüchtet. Er taucht unter und begeht weitere Straftaten. Bei einem Einbruch in Ense wird er gefasst.

Umstrittenes Bad eingeweiht

In Bödefeld wird das Hallenbad eingeweiht. Der Bau ist 1970 von der Gemeindevertretung beschlossen worden. Das Projekt ist im Ort umstritten - Befürworter verweisen auf den Nutzen für den Tourismus, Gegner auf die hohe Bausumme von 1,4 Millionen Mark, die auch anderswo dringender hätten investiert werden können. Die Kosten musste die Gemeinde Bödefeld-Freiheit aufbringen.

Vom jüngsten Lehrling in Bank zum ältesten Leiter

Mit 13 Jahren ist Eduard Menzebach 1923 der jüngste Banklehrling in Südwestfalen gewesen. Inzwischen ist er der älteste Leiter einer Bank. 51 Jahre arbeitet er bei der Spar- und Darlehnskasse Eslohe. Jetzt geht er in den Ruhestand. Bekannt ist er auch als aktiver Fußballspieler und Schiedsrichter in Westfalen - außerdem als Sänger. Gerade ist er noch bei der Fußball-WM in München im großen Chor dabei.

Brandstifter ist unzurechnungsfähig

Einschlägig vorbestraft als Brandstifter ist ein 31 Jahre alter Hilfsarbeiter aus Fredeburg. Das Landgericht Arnsberg weist ihn wegen einer weiteren Brandstiftung jetzt dauerhaft in eine Heil- und Pflegeanstalt ein. Die Richter sehen ihn als unzurechnungsfähig an. 1973 hat er demnach versucht, das Haus Alter Bahnhof in Fredeburg anzuzünden, in dem er selbst einige Jahre gewohnt hat. Davor hatte er für einen Schaden von 500.000 Mark gesorgt, als er Brände in der Meisenburg in Schmallenberg legte.

Im Juli 1974 wird das Besucher-Bergwerk in Nuttlar eingeweiht.
Im Juli 1974 wird das Besucher-Bergwerk in Nuttlar eingeweiht. © WP Meschede | Jürgen Kortmann

Besucher-Bergwerk Ramsbeck in Betrieb

In Ramsbeck eröffnet das Besucher-Bergwerk. Gäste können jetzt mit der „Knappenbahn“ 1,5 Kilometer weit in den Berg hineinfahren, wo 300 Meter unter der Erde die Führungen stattfinden. Die Grube ist fast so hinterlassen worden, wie sie die Bergleute Anfang 1974 verlassen haben.

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