Meschede. Frauen stürmen Bühne mit Howard Carpendale, 23-Jähriger ertrinkt im Hennesee, Fußball-Nationalspieler in Gleidorf - vor 55 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 55 Jahren, im Juli 1969, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Furchtbare Entdeckung bei Suche

In Oberkirchen wird die Leiche einer vermissten 17-Jährigen aus Westfeld gefunden. 100 freiwillige Helfer haben nach ihr gesucht – darunter ihr 14 Jahre alter Bruder. Ein Feuerwehrmann macht schließlich in einem Waldgebiet zwei Kilometer von Inderlenne entfernt, die furchtbare Entdeckung: Eine Hand ragt aus einem Gestrüpp hervor. Die Jugendliche ist durch drei Schüsse in Kopf und Brust getötet worden, ermittelt die Mordkommission Dortmund. Ein Sexualverbrechen liege nicht vor, so der Leiter. Die Jugendliche ist zuletzt drei Tage zuvor in Schmallenberg gesehen worden, als sie als Anhalterin in einen Kombi einstieg. Später wird sie noch einmal in Gleidorf in einem Wagen gesehen. Am Fundort der Leiche werden von den Helfern Rufe nach Lynchjustiz laut: „Wenn wir den Burschen kriegen, wird er aufgehängt.“

Sechs Tage nach dem Verbrechen gesteht ein 43 Jahre alter Mann aus Niedersorpe das Verbrechen. Er hat die junge Frau in Gleidorf mitgenommen – er hatte zuvor Karten für den Auftritt von Howard Carpendale (siehe unten) in Schmallenberg gekauft. Auf der Fahrt, sagt er aus, sei ihm durch den Kopf gegangen, dass es unangenehm sein könnte, mit dem Mädchen im Auto gesehen zu werden – deshalb biegt er auf einen Waldweg ein, um sie auf Umwegen nach Hause bringen zu wollen. Bei einem Stopp sei sie plötzlich weggelaufen, er habe ihr dann nachgerufen, „Kommen Sie doch zurück, ich tue Ihnen doch nichts“ – dann will er aus Panik geschossen haben. Bei den Ermittlungen hatte sich ein Kriminalbeamter daran erinnert, dass ein Vorbestrafter in Westfeld wohnte. Gegen den Mann ergeht Haftbefehl wegen Mordes.

Stadt kauft Riesengrundstück an Ruhr

Die Stadt Meschede kauft an der Ruhr das 9000 Quadratmeter große Grundstück, das als Kerstings Wiesen bekannt ist. 4500 Quadratmeter davon könnten bebaut werden, ein anderer Teil ist Hochwassergebiet. Das Grundstück ist für den Bau einer Kulturhalle gedacht – in den nächsten Jahren zerschlagen sich diese Pläne, heute steht dort die Agentur für Arbeit.

Weitere Rückblicke hier:

  • Modernstes Schiff auf dem Rhein auf „Fredeburg“ getauft, Erzbischof untertage, „Todesbrücke“ in Freienohl erneuert, drei Tote bei Unfällen, Bau von Ingenieurschule in Meschede - vor 60 Jahren.
  • Heimtückischer Anschlag auf Reinigung in Meschede, Fernseher explodiert in Hospital, Verärgerung im Dorf um Schalke 04, Brief ins Gefängnis verrät Brüder in Velmede - vor 40 Jahren.
  • Kind stirbt durch Stichflamme am Grill, in Meschede entsteht das höchste Haus, Schmallenberger Unternehmen macht in Bergbau, zwei besondere Abitur-Jahrgänge - vor 50 Jahren.
  • Stadt Meschede baut Lärmschutzwälle an A46, erstmals Wahl zum Europa-Parlament, Tod im Schmallenberger Schwimmbad, erste Abschlüsse an der Realschule Bestwig - vor 45 Jahren.
  • Keine Beförderung von Beamten in Meschede, Baden im Hennesee verboten, Bundespräsident in Ramsbeck, 19-Jähriger bei Schmallenberg getötet, neues Baugebiet für Meschede - vor 55 Jahren.
Schmallenbergs Hofstaat der Schützen verkleidet im Festzug zum Stadtjubiläum im Juli 1969.
Schmallenbergs Hofstaat der Schützen verkleidet im Festzug zum Stadtjubiläum im Juli 1969. © WP Meschede | Jürgen Kortmann

Festwoche in Schmallenberg

In Schmallenberg wird mit einem großartigen Festzug das 725-jährige Bestehen der Stadt gefeiert. Die Schützen der Mittelstadt sind mit einem Wagen mit dem Modell der Kirche dabei – in der Ringstraße wird beim Vorbeizug das Turmdach von einer Leitung abgerissen. Am Wormbacher Berg spielt im Rahmen der Festwoche die Nationalmannschaft aus Südkorea gegen eine Auswahl der Bundeswehr, darunter Nationalspieler Willi Neuberger von Borussia Dortmund.

Im Juli 1969: Noch steht Howard Carpendale in Schmallenberg hier oben alleine - dann stürmen seine weiblichen Fans die Bühne.
Im Juli 1969: Noch steht Howard Carpendale in Schmallenberg hier oben alleine - dann stürmen seine weiblichen Fans die Bühne. © WP Meschede | Jürgen Kortmann

Kein Halten mehr bei Howard Carpendale

1400 Zuschauer feiern in Schmallenberg mit beim „Tanz für die Jugend“ des WDR. Die Techniker klagen zunächst darüber, dass niemand mittanzt – dann aber müssen sie eingreifen: Denn dann tritt Howard Carpendale auf – der 27-Jährige aus Südafrika lebt seit zwei Jahren in Köln, wird er angekündigt. Als er „Ich geb mir selbst ’ne Party“ singt, gibt es kein Halten mehr: Die weiblichen Fans stürmen die Bühne der Stadthalle, die kreischenden Fans bewerfen Carpendale mit den Blumen der Dekoration.

National-Verteidiger im Urlaub

Fußball-Nationalspieler Max Lorenz macht Urlaub im Haus Sempf in Gleidorf. Im Urlaub trainiert er mit dem Schmallenberger SC. Der 29-Jährige wechselt von Werder Bremen zu Eintracht Braunschweig. Der Verteidiger hat bereits 18 Länderspiele absolviert, gehörte zum Kader bei der Weltmeisterschaft 1966 in England, kam aber nicht zum Einsatz. Beim 12:0 gegen Zypern hat er gerade sein erstes (und einziges) Länderspieltor gemacht.

Neuer Amtsdirektor für Fredeburg

Aus 24 Bewerbern wird Josef Grumpe als neuer Amtsdirektor in Fredeburg gewählt. Der 41-Jährige ist bisher Stadtdirektor in Obermarsberg.

Badegäste entdecken Leblosen im Wasser

Die Badesaison hat ein erstes Todesopfer: Im Hennesee bei Meschede entdecken Badegäste am Vordamm einen 23 Jahre alten Mann aus Berghausen bei Fredeburg leblos im Wasser. Die Wiederbelebungsversuche sind erfolglos.

Katholische Schule für Meschede

Die Amtsvertretung in Meschede folgt einstimmig dem Willen von Eltern: 566 von 894 möglichen Stimmen von Eltern haben sich für die Einrichtung einer konfessionellen Hauptschule in Meschede ausgesprochen. Die katholische Schule wird damit zum 1. August am Schederweg gebildet. Die Marienschule in Meschede wird als Gemeinschafts-Hauptschule geführt.

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