Meschede. Verwaistes Imkerhäuschen, demontiertes Aussichtsschiff: Der Zustand des Sinnepfads am Hennesee verschlechtert sich. So geht es weiter.

Wer dieser Tage den Sinnepfad am Hennesee aufsucht, wird möglicherweise enttäuscht. Viele der einstigen Stationen erleuchten nicht mehr im einstigen Glanze wie zur Eröffnung. Einige wurden abgebaut, andere wackeln, wiederum andere werden nicht mehr betreut. Was wird aus dem Erlebnispfad im Wald?

Diese Frage stellte sich auch eine Leserin, die bereits einige der Akteure um Antwort gebeten hat. In letzter Instanz hat sie sich an diese Redaktion gewandt, in der Hoffnung, dass nun Bewegung in die Sache kommt. Wir haben beim Ruhrverband, der Stadt Meschede und der Touristinformation nachgefragt.

Bienenhaus verwaist

Doch von vorn. Der Sinnepfad am Hennesee besteht seit zwölf Jahren. Der rund zwei Kilometer lange Rundkurs befindet sich auf der östlichen Seite des Staudamms und umfasst zehn Stationen. Darunter waren ein Imkerhäuschen, ein Aussichtsboot und die von der Volksbank gestiftete „Volksbank“.

Das Imkerhäuschen ist mittlerweile verwaist. Es surren keine Bienchen mehr um die Stöcke und tragen den gesammelten Pollen in die Waben ein. Das Aussichtsschiff war morsch und musste aus Sicherheitsgründen demontiert werden. Zudem ist die Aussicht am Schiff so weit zugewachsen, dass der ursprüngliche Charme nicht mehr bestünde, so Norbert Arens von der touristischen Arbeitsgemeinschaft „Rund um den Hennesee“.

War morsch und musste weg: 2008 wurde das Schiff am Sinnepfad eingeweiht, jetzt ist die Station weg. (Archiv)
War morsch und musste weg: 2008 wurde das Schiff am Sinnepfad eingeweiht, jetzt ist die Station weg. (Archiv) © Privat / WP Meschede | Privat

Signale vom Imkerverein

Warum sich der Imker zurückgezogen hat, kann aber auch Arens nicht beantworten. „Grundsätzlich ist es immer so, dass ehrenamtliches Engagement ein Einsatz auf Zeit ist und sich Verantwortlichkeiten wandeln. Es gibt vom Imkerverein Meschede Signale, sich künftig in eine entsprechende Station des Sinnepfads einzubringen“, teilt Arens auf Anfrage mit.

Diese Aussicht gibt es heute so nicht mehr. Die Kyrill-Fläche ist mittlerweile zugewachsen. (Archiv)
Diese Aussicht gibt es heute so nicht mehr. Die Kyrill-Fläche ist mittlerweile zugewachsen. (Archiv) © WP | Ute Tolksdorf

Doch auch vorhandene Stationen sind nicht mehr im besten Zustand. Die Balancier-Stümpfe beispielsweise sind locker, wie unser Reporter im April vor Ort bemerkte, und am Aussichtspunkt mit den Tieren fehle die Eichhörnchenattrappe, welche notdürftig durch ein Foto ersetzt worden sei, berichtet die Leserin.

Sinnepfad wandelt sich wie das Umfeld

Dennoch weist Arens den Begriff „verkommen“ entschieden zurück: „Dass der Pfad ‚verkommen‘ sei, ist sachlich falsch. In den 15 Jahren des Bestehens haben sich sowohl der Weg wie auch sein Umfeld verändert – ein völlig normaler Vorgang in einer Natur, die sich im Lauf der Zeit wandelt.“

Da die Stationen aus Holz gebaut wurden und dieser der Witterung ausgesetzt sind, wandelten sich auch die Stationen. Zudem wurden manche Stationen auch Opfer von Vandalismus. „Aus touristischer Sicht ist der Weg nach 15 Jahren nicht mehr neu, aber er ist immer noch lohnend zu gehen und wird auch gerne begangen“, so Arens.

Dieser Unterstand wurde mit Äxten mutwillig zerstört. (Archiv)
Dieser Unterstand wurde mit Äxten mutwillig zerstört. (Archiv)

Interesse an Qualität der Attraktionen

Dass der Pfad noch viel frequentiert wird, das bestätigt die Leserin. Nachdem der Ruhrverband der Leserin mitteilt hatte, dass er nicht für das Projekt zuständig, aber dennoch an der Qualität der touristischen Angebote rund um die Talsperre interessiert sei, wurde an die Tourismusinformation verwiesen.

Geantwortet hat jedoch der städtische Baubetriebshof. Dieser teilt mit, dass das Projekt seinerzeit nach dem Sturm Kyrill aus der Taufe gehoben wurde. „Die ursprüngliche Konzeption vom Sinnepfad kann heute in der Weise nicht mehr fortgeführt werden“, teilt Bauhofleiter Marc Böhm mit. Auch er spricht die zugewachsenen Sichtachsen an. „Der Ruhrverband möchte dort einen klimastabilen Wald aufbauen, weshalb die alten Sichtverbindungen nicht mehr gegeben sein werden“, ergänzt Böhm.

Klimastabiler Wald auf Kyrill-Flächen

Markus Rüdel, Pressesprecher des Ruhrverbandes, erklärt was es mit dem klimastabilen Wald auf sich hat: „Ein klimastabiler Wald ist eine Wiederaufforstung mit klimastabilen Bäumen. Das sind Laubbäume, Douglasien und Tannen, aber auch Roteichen und Walnuss. Man lässt an Kalamitätsflächen erstmal durch Eigensaat wachsen und geht dann in die Forstung, welche Bäume potenzial haben.“

In den Emails des Bauhofes wird deutlich, dass wenig Budget für den Sinnepfad zur Verfügung steht. Sowohl Marc Böhm in den Emails an die Leserin als auch Stadtsprecher Jörg Fröhling auf Anfrage unserer Redaktion betonen aber unisono und unentwegt, wie viel in die umliegenden Spielplätze und Attraktionen direkt am Hennesee investiert und getan werde.

Spielplatz am Hennesee
Das neueste Touristik-Juwel am Hennesee: die Piratenbucht. © WP | Ilka Trudewind

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Vonseiten der städtischen Akteure heißt es, dass der Sinnepfad im Grunde des Konzeptes mit allen Projektpartnern völlig neu gedacht werden müsse. Hierzu seien auch engagierte Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen. Zuständig für den Sinnepfad waren bislang die touristische Arbeitsgemeinschaft „Rund um den Hennesee“, die Stadt Meschede sowie der Landesbetrieb Wald und Holz. Es wird viel gesagt, was man machen könne und was sinnvoll sei, doch konkret wurde bislang keiner. Die Zukunft des Sinnepfads ist also weiterhin ungewiss.

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