Freienohl. Familie und Beruf unter einem Dach? Als Tagesmutter kann Sabrina Wiemann das gut vereinen. Aber lohnt sich der Job auch finanziell?
Reden wir übers Geld! Denn die Zeiten, in denen Tagesmutter zu sein vor allem als Hobby angesehen wurde, sind Gott sei Dank vorbei: 7,19 Euro bekommt heute jeder im HSK, der ein Kind in der Tagespflege betreut, pro Kind und Stunde. Dazu gibt es rund 2875 Euro als Investitionskostenzuschuss. „Brutto sieht das alles immer sehr schön aus“, sagt Sabrina Wiemann und lacht. Aber natürlich muss sie sich als Tagesmutter davon versichern, Material besorgen und auch die Räume einrichten. „Doch wenn man voll arbeitet, kann man gut davon leben“, sagt sie.
Und auch Mechthild Schelle, die als pädagogische Fachberatung der Kfd-Kindertagespflege Meschede e.V in Meschede für die Kindertagespflegepersonen in Meschede, Bestwig, Hallenberg, Medebach, Winterberg und Eslohe in Kooperation mit dem Jugendamt des HSK zuständig ist, betont: „Der HSK zahlt mittlerweile im Vergleich gut.“ Für einen Beruf, der viele Freiheiten lässt.
Aus Menden nach Freienohl
Im Spielzimmer sitzen Leon, Giuliano, Ben und Melia auf dem Fußboden. Jedes Kind knabbert an einer Maisrolle. Der Morgenkreis ist schon vorbei. „Gesungen haben wir auch schon“, berichtet Sabrina Wiemann, die mit den Kindern auf dem Boden sitzt und eine tiefe Ruhe ausstrahlt.
Die gebürtige Mendenerin zog 2021 mit ihrem Lebensgefährten und dem gemeinsamen Sohn Matti nach Freienohl. „9 Monate war er damals“, erinnert sie sich. Auf der Suche nach einem Kitaplatz oder einer Tagesmutter landete die gelernte Erzieherin bei Mechthild Schelle und der Kindertagespflege Meschede e.V. „Im Scherz habe ich damals gesagt, wenn es keine Tagesmutter gibt, könnte ich das machen.“ Eine Idee, die Mechthild Schelle spontan unterstützte, denn Tagespflegepersonen fehlen immer, vor allem in Meschede, Freienohl, Hallenberg und Medebach.
Freie Etage für die Betreuung genutzt
Auch die junge Mutter sah viele Vorteile: Die Familie hatte gerade das Haus in der Krummestraße gekauft. Die obere Etage stand leer, bot Platz für einen Schlaf- und einen Spielraum für fünf Kinder. „Als Tagesmutter hatte ich keinen Arbeitsweg, ich konnte das machen, was ich gelernt hatte und mein Sohn hatte Spielkameraden.“ Matti akzeptierte schnell, dass oben die Mama für alle Kinder da war. Unten gehörte sie ihm weiter allein. Denn Sabrina Wiemann entschied sich dafür, Arbeitsplatz und Familienleben weitestgehend räumlich zu trennen. „Manchmal schaut mein Lebensgefährte hier oben vorbei. Das lieben die Kinder.“
Tobezeit. Die Ein- bis Zweijährigen drehen auf, auch weil die Redakteurin um ein Video bittet, laufen sie immer um die kleine Plastikrutsche herum, die mitten im Raum steht. Große Zusammenstöße bleiben aus. Sabrina Wiemann hat aus der Entfernung alles im Blick. „Ich greife nicht schnell ein, lasse sie das erst mal selbst regeln. Meist klappt das gut.“
„Im Scherz habe ich damals gesagt, wenn es keine Tagesmutter gibt, könnte ich das selbst machen. “
Sicherungsmaßnahmen waren nötig
Praktisch war, dass sie für den Start als Tagesmutter nicht viel umbauen musste. „Einige Sicherungsmaßnahmen waren nötig, dann konnte ich direkt starten.“ Als Erzieherin musste die 40-Jährige nur eine Zusatzqualifikation über 80 Stunden absolvieren, in der es vor allem um Fragen der Selbstständigkeit ging.
Am Maltisch werden die drei Kinder schnell wieder ruhiger. Jetzt wird gestempelt und gemalt. Melia schleppt ein Buch an, das fast so groß ist wie sie selbst. Vorlesen bitte.
Tagesablauf selbst bestimmen
Jede Tagesmutter kann den Tagesablauf selbst bestimmen. Manche kochen auch. Sabrina Wiemann hat das anders geregelt. „Die Kinder bringen ihr Essen mit. Das hat den Vorteil, dass es das ist, was sie auch mögen“, findet sie.
Leon braucht ein Pflaster; das „Aua“ wird weggepustet, eingefangen und dann zum Fenster hinausgeschickt. Weg ist der Schmerz! Man merkt, die Kinder werden müde; Ben fühlt sich von den anderen Jungs geärgert, wird weinerlich und braucht ein paar Kuscheleinheiten. Die Essens- und Schlafenszeit naht.
Lesen Sie auch
- Verkehr: Entstempelt: Warum im HSK Fahrzeuge stillgelegt werden
- Weihnachten: Meschede: Katharina Schwefer baut einzigartige Adventskränze
- Bauen: Urteil mit Folgen auch für die Mescheder Unternehmen
Stammtisch ersetzt das kollegiale Gespräch
Manchmal fehle ihr das kollegiale Gespräch. Dafür gibt es Mechthild Schelle und den Stammtisch des Tagesmütter-Vereins. „Da kann ich alles anbringen“, lobt die Tagesmutter. „Dumme Fragen gibt es nicht.“ Sie genießt es ansonsten, dass sie alles selbst entscheiden kann. „Ich muss nichts absprechen, bin aber auch für alles allein verantwortlich. Das ist auch schön.“
HINTERGRUND
Zum 1. September hat Sabrina Wiemann noch einen Platz in ihrer Tagespflege frei.
Wer sich über die Arbeit in der Kindertagespflege informieren will, kann sich bei Mechthild Schelle KFD Kindertagespflege Meschede e.V. Tel. 0291/ 52233 oder unter kontakt@kfd-kindertagespflege-meschede.de melden.
Freie Kita- und Tagespflegeplätze finden Eltern online unter KiTaPortal HSK.
Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Meschede in den sozialen Medien:
- Folgen Sie uns auf Facebook: Westfalenpost Meschede
- Bekommen Sie neue Einblicke auf Instagram: @wp_meschede
- Nichts mehr verpassen auf X: @WPMeschede
- Die WP Meschede auf WhatsApp: WP Meschede
- Das tägliche Update per E-Mail: Der WP-Meschede-Newsletter