Meschede. Mehr Pakete als erwartet und weniger Personal als vorgesehen: Über die Situation bei der Post in Meschede - und die Folgen für Kunden.
Die Post in Meschede leidet unter Personalmangel. Die Folge: Briefe und Pakete werden häufig verspätet zugestellt. Die verbliebenen Zusteller fühlen sich zunehmend erschöpft. Das Unternehmen hofft auf Besserung und bemüht sich auch darum - versprechen kann allerdings niemand etwas.
Hilferuf aus dem Stützpunkt in Meschede
„Wir sind manchmal nach der Sortierung schon erschöpft, bevor wir morgens stundenlang rausfahren“: Es klingt wie ein Hilferuf, gesendet aus dem Zustell-Stützpunkt von Deutsche Post/DHL in der Lagerstraße in Meschede. Bis zu 50 Mitarbeiter sind dort normalerweise tätig. Sie betreuen 25 Bezirke im Stadtgebiet. Die Realität: Seit zwei Jahren herrscht dort Unterbesetzung. Es sind mindestens sechs Stellen frei, die ausgeschrieben sind - doch es finden sich keine geeigneten Bewerber.
„Vor zwei Jahren fing es an: Da haben sich sehr viele Leute verabschiedet, andere Angebote gesucht oder sind in den Ruhestand gegangen. Neue kamen nicht nach“, berichten Zusteller, die weiterhin aktiv sind. Sie schätzen die Lage wie folgt ein: „Zwei bis drei Bezirke bleiben jeden Tag liegen.“ Bedeutet: Dort wird keine Post zugestellt. Denn auch der Krankenstand, so berichten sie, sei seitdem spürbar gestiegen.
Immer mehr Pakete und Päckchen
Zugleich bemerken die Zusteller ein weiteres Phänomen: die Menge an Paketen und Päckchen ist immer weiter gestiegen. „Früher hat beispielsweise Amazon in Meschede selbst ausgeliefert“. Doch der Online-Handel nutzt inzwischen überwiegend die Post. Und dann kam der Corona-Effekt: „Auch ältere Leute haben seitdem festgestellt, wie sie einfach im Internet bestellen können. Was inzwischen alles geordert wird....“ Daher seien die Mengen für die Bezirke zu groß.
Regelmäßig, so sagen die Zusteller, seien sie überlastet und müssten Touren abends abbrechen. Das sind dann die kurzfristigen Mitteilungen an Kunden, dass eine Sendung eigentlich hätte ausgeliefert werden sollen, sie aber stattdessen einen Tag später ankommt: „Der Zeitansatz passt nicht mehr für die vielen Pakete, es herrscht Überlastung.“ Und teilweise, so die Zusteller, starten sie morgens mit einem nicht besetzten Bezirk, bevor sie in ihren eigenen wechseln.
Überstunden werden eingebremst
Was die Arbeitnehmer nach eigenen Angaben anerkennen: „Es wird immer wieder versucht, neue Kolleginnen und Kollegen zu finden. Aber es ist schwierig.“ Und gefühlt werde es mit jedem Jahr kritischer. Zuletzt hatten sich die Überstunden entsprechend getürmt. Da hat der Betriebsrat nach Informationen dieser Zeitung aber gegen gehalten - der Nebeneffekt sind weitere Verzögerungen in der Zustellung.
„Es wird immer wieder versucht, neue Kolleginnen und Kollegen zu finden. Aber es ist schwierig.“
„Es ist versäumt worden, sich rechtzeitig um neues Personal zu kümmern“, sagen die, die täglich an den Briefkästen und Haustüren unterwegs sind. Was auch aufkommt: der Wunsch nach mehr Wertschätzung und mehr Aufmerksamkeit. „Wir machen doch mittlerweile Akkord....“
Kein Kommentar zum Mindestlohn
Bei der Deutschen Post/DHL möchte niemand die personelle Lage beschönigen: „Wir versuchen seit Monaten neue Leute zu bekommen, wir bemühen uns ernsthaft darum“, sagt Pressesprecher Rainer Ernzer. Die Anforderung: zuverlässig, gewissenhaft. „Das ist in letzter Zeit sehr schwierig geworden“, berichtet er. Ob der gestiegene Mindestlohn hier dafür sorgt, dass sich keine Bewerber finden, das möchte der Pressesprecher nicht kommentieren.
„Der Job ist wirklich nicht schlecht bezahlt“, wirbt er und führt 2700 Euro Brutto sowie Weihnachts- und Urlaubsgeld an, betont die Krisensicherheit und führt aus, dass sein Unternehmen branchenmäßig weit vorn bei der Bezahlung sei. Den Zustellern in Meschede bescheinigt Ernzer im Namen des Unternehmens, dass sie alles tun, was sie können: „Die machen einen absoluten super Job.“ Doch auch er weiß, dass nicht genug Personal an Bord ist.
Verzögerungen im Stadtgebiet Meschede
„Es gibt in der Tat einen erhöhten Krankenstand und auch die Mengen, die ausgeliefert werden müssen, sind höher als prognostiziert“, räumt er ein. Dauerhaft sei das Unternehmen daher auf der Suche nach neuen Kräften. Auch intern sei versucht worden, gegenzusteuern, indem zeitweilig Personal von anderen Standorten nach Meschede geschickt worden sei.
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Die spürbaren Effekte für die Empfänger von Paketen und Briefen: Verzögerungen von ein bis zwei Tagen seien im Stadtgebiet Meschede nicht auszuschließen, räumt auch Ernzer ein. Deutsche Post/DHL versuchten, mit einer gewissen Flexibilität dagegen zu steuern, „damit die Kunden nicht noch mehr in Mitleidenschaft gezogen werden.“
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