Freienohl. Seine besten Kunden sind Männer, seine wichtigsten Frauen: Markus Grelka baut individuell zugeschnittene High-End-Lautsprecher für Musikfans.

Wer in diesem Sessel Platz nimmt, vor dem entstehen Welten - Musikwelten. Die Jazzsängerin scheint nur für einen allein zu singen. Neben ihr der Bass, rechts das Schlagzeug. Mit geschlossenen Augen, im Hörstudio von Rose-Handwerk sitzend, scheint man ihre Nähe förmlich zu spüren. Man taucht in die Musik ein. „Da sind schon Männer mit Tränen in den Augen herausgekommen“, sagt Daniela Rose.

Markus Grelka
Musikwelten entstehen, wenn man im Hörstudio von Markus Grelka Platz nimmt. Er erklärt gern, was es damit auf sich hat und warum sich vor allem Männer dafür interessieren. © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

Ihr Mann, Markus Grelka, baut die Lautsprecherboxen, präsentiert die neueste Technik im Hörstudio in Freienohl-Brumlingsen und zuletzt auf der weltweit wichtigsten Messe für die Branche, der High End in München.

Rose Handwerk
Im Hörraum in Brumlingsen steht das neue „Pure Acourate Sound“-System. © Funke Medien NRW | Rose Handwerk

Frauen als wichtigste Kundinnen

Seine Leidenschaft begann mit 14, als er sich 1986 die erste Anlage selbst zusammenbaute, „mit Teilen aus dem Selbstbauladen Afu-Electronic in der Steinstraße“, erinnert sich der gelernte Tischler mit einem Schmunzeln. Seit etwa fünf Jahren bereichert dieses Können in Zusammenarbeit mit dem Hifi-Experten Joachim Gerhard das Sortiment in der Rose Manufaktur. Grelka baut stilvolle Boxen aus Massivholz, das Innenleben liefern unterschiedliche Hersteller. Klingende Möbelstücke, so nennt Grelka sie selbst. Seine besten Kunden sind Männer, seine wichtigsten Frauen.

Markus Grelka
Die schlanken Boxen aus Massivholz begeistern auch die Frauen. © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

„Meist kommen Paare zusammen, weil sie sich bei uns einen Tisch oder Accessoires für den Wohnbereich aussuchen wollen“, erzählt Grelka. Dabei stoßen die Männer auf die Boxen. „Wollen Sie mal hören?“, fragt er dann verschwörerisch und verschwindet mit den Männern, während sich die Frauen in Ruhe im Ausstellungsbereich umsehen können.

Hifi als reine Männer-Domäne

„Frauen hören sogar besser als Männer, aber diese Dreidimensionalität, die wir mit den guten Boxen abbilden können, die interessiert sie einfach nicht so sehr“, weiß der Handwerker und zieht die Parallele zum 3D-Film. Auch da würden Frauen sogar Brillen nutzen, um zur Zweidimensionalität zurückzukehren.

Markus Grelka
Während die Männer im Hörraum verschwinden, schauen Frauen sich in der Ausstellung um. © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

Männer seien auch eher bereit, für Lautsprecher viel Geld in die Hand zu nehmen, „wie für jedes ihrer Hobbys“, sagt er und lacht. Dabei sei das Rose-Angebot für Freizeit-Hörer nicht unerschwinglich, gute Boxen gibt es mit Verstärker schon für rund 3000 Euro. Nach oben allerdings...

„Da kosten Boxen leicht zwischen 30.000 und 50.000 Euro“, berichtet Grelka. Das seien dann Angebote für echte Nerds, für die er bis nach Asien und in die USA liefert, „Diese Kunden kaufen Anlagen als Statussymbol oder weil sie dem perfekten Klang möglichst nah kommen wollen.“

Schmale Standboxen verkaufen sich gut

Grelka hat viel Verständnis für diese Leidenschaft. Er selbst verbringt jede freie Minute in seiner Werkstatt, tüftelt an dreidimensionalen Boxen aus Holz, mit denen er den Klang optimal unterstützt und mit denen er auch die Partnerinnen der Musik hörenden Männer begeistert. „Frauen haben kein Interesse an großen Trümmerteilen im Wohnzimmer. Meist sind die ja gerade erst nach der letzten Renovierung verschwunden“, erzählt er. Am besten verkaufe er daher schmale Standboxen aus Holz, die sich in den Raum einfügen.

Moderne Wohnungen als Klang-Killer

Doch damit ist der perfekte Sound noch nicht geschaffen. Moderne Wohnungen sind tödlich für den Klang, erklärt der Sound-Experte: kalte Stein- oder Holzböden, möglichst wenig Schnickschnack, große kahle Fensterfronten, Küche und Wohnbereich gehen direkt ineinander über. „Das ist ja schon für unsere Ohren schwierig, wenn man in großer Runde sitzt. Die Schönheit und Tiefe des Audio-Klangs geht da völlig unter.“

„Wer das hier mal gehört hat und sonst nur Alexa kennt, für den ist das eine Offenbarung.“

Markus Grelka
konstruiert und baut Lautsprecherboxen

Musik nicht nebenbei

Aber das ist nur eine Beobachtung für die normalen Hörer, die Musik „nebenbei“ laufen lassen. Für Markus Grelka und viele seiner Kunden kommt das sowieso nicht infrage. „Ich lese ja auch kein Buch nebenbei. Ich höre Musik, um mich darauf zu konzentrieren“ - am liebsten mit geschlossenen Augen. Er tauche dann in die Klangwelt ein, wie in einen guten Roman. „Beim Lesen macht man dann ja auch nichts nebenbei.“

Rose Handwerk
Ralf Höllmann (gebürtiger Arnsberger, l.) und Dr. Ullrich Brüggemann (r.) haben das neue Pure Acourate Sound Project gemeinsam mit Markus Grelka (vorn) entwickelt. © Funke Medien NRW | Rose Handwerk

Auf der High End Messe

Mit der neuesten Box-Innovation, dem „Pure Acourate Sound Project“, die er gemeinsam mit Ralf Höllmann, einem gebürtigen Arnsberger und Dr. Ullrich Brüggemann entwickelt hat, und die die drei in München vorgestellt haben, geht er noch einen Schritt weiter. „Damit wird das Klangerlebnis auf den Hörer individuell zugeschnitten und in dessen Wohnung ausgemessen.“ Musikquelle ist dabei übrigens nicht mehr die CD oder die Vinyl-Platte, sondern spezielle hochauflösende Streaming-Dienste, wie Qobuz oder Tidal, „Spotify eher nicht“.

Musik als Offenbarung

Und wer jetzt glaubt, dass Markus Grelka die kleinen tragbaren Lautsprecherboxen von JBL oder Amazons Alexa rundheraus ablehnt, liegt falsch. „Das ist schon toll, was für ein Sound aus einer so kleinen Bluetooth-Box kommt“, sagt er anerkennend. Aber für den echten Hörgenuss brauche es eben doch mehr. „Wer das hier mal gehört hat und sonst nur Alexa kennt, für den ist das eine Offenbarung“, sagt er selbstbewusst, eine Offenbarung, die einem auch schon mal die Tränen in die Augen treiben kann.

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