Meschede. Kathrin Miebach betreibt den größten Fanblog und gibt Einblicke in die faszinierende Welt von ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘.
Der Laptop ist voll davon: Fotos, Videos, Texte, Tonaufnahmen. Fein säuberlich sortiert in verschiedenste Ordner, deren Ordnung aber wohl nur eine beherrschen kann. Beim Klicken durch die Dateien redet sie weiter, die Herrscherin über die Masse an Informationen, mit leuchtenden Augen und einer Freude, die aus tiefstem Herzen kommt. „Man trifft die coolsten Leute und erlebt die coolsten Dinge - da hätte ich niemals von geträumt!“
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Kathrin Miebach aus Meschede ist ein Fan. Ein Fan des Films „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, einer Koproduktion der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik sowie der DDR aus dem Jahr 1973. Schon seit sie ein Kind ist, seit der Film 1975 erstmals im westdeutschen Fernsehen gezeigt wurde. Und irgendwie hat der Film sie nicht los gelassen. „Ich fand den immer schon schön - er hat eine schöne Winterlandschaft, schöne Schauspieler, großartige Musik und eine tolle Handlung“, erklärt Miebach. „Als Kind haben mich natürlich auch andere Filme begeistert - aber Aschenbrödel ist der einzige, den ich immer wieder genauso gern geschaut hab wie beim ersten Mal.“
Der Weihnachtsklassiker, seine Hintergründe und eine Website zum Kontakte knüpfen
So geht es vielen: Der Film ist seit Jahrzehnten ein fester Programmpunkt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zur Weihnachtszeit, und damit natürlich auch in dem Advents- und Weihnachtsprogramm vieler Menschen in Deutschland. Eigentlich, sagt Miebach, habe sie kaum Menschen getroffen, die den Film gar nicht kannten. Viele schauen ihn gern, noch mehr mögen ihn sehr. „Die mögen ihn, weil er schön ist. Das ist ja auch okay“, erklärt sie. „Aber ich wollte mehr wissen und die Hintergründe herausfinden.“
„Ich wollte mehr wissen und die Hintergründe herausfinden.“
Gerade in Westdeutschland gestaltet sich das schwierig - und gerade für Kathrin Miebach, die im Rheinland geboren und aufgewachsen ist und mittlerweile seit über 20 Jahren Wahlmeschederin ist und oft Wege von 500 Kilometern und mehr auf sich nehmen muss, um in das Entstehungsgebiet an der deutsch-tschechischen Grenze bei Dresden zu kommen. „Als das Internet aufkam, wurde es natürlich leichter - im Internet findet man schließlich alles!“ Ihre Website, www.dreihaselnuessefueraschenbroedel.de, erstellt sie schließlich, um Gleichgesinnte zu finden: Für den Austausch, für ihre Mottoparty im Januar. Die erste Anfrage: „Wisst ihr, wo man die Filmmusik findet?“
Und so begann Kathrin Miebach, all die Informationen zu sammeln, die sie zusammentreiben konnte: aus Gesprächen mit Beteiligten am Film und an den Drehorten, aus Gesprächen mit anderen Aschenbrödel-Fans, aus Filmarchivmaterial. Und aus dieser kleinen Website, um Gleichgesinnte zu finden, entspringt der heutzutage wohl größte Aschenbrödel-Fanblog Deutschlands.
Seit über 20 Jahren führt Kathrin Miebach nun diesen Blog, beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Aschenbrödel - einem Film, der knapp anderthalb Stunden lang ist. Wie funktioniert das? „Es gibt immer wieder etwas Neues zu finden und zu entdecken“, erzählt sie - das Strahlen in den Augen. „Jeder bemerkt etwas anderes, jeder kennt ein anderes Detail, ich lerne immer wieder neue Menschen und Sichtweisen kennen.“ Noch immer erschwert auch der ehemalige Sozialismus der CSSR sowie der DDR - und die Tatsache, dass Kathrin Miebach bis heute nicht wirklich Tschechisch spricht. „Gott sei Dank gibt es mittlerweile tolle Übersetzungs-Tools!“
Aktionen zum 50. Geburtstag“
Im Jahr 2023 feierte „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ den 50. Geburtstag - und auch Kathrin Miebach feierte mit. So war sie zum Beispiel im Herbst zu Gast auf dem kleinen tschechischen Filmfestival, das vor 50 Jahren das erste war, das Aschenbrödel prämiert hat. Sie hatten ihren Eröffnungsabend dem Kultfilm gewidmet und einige Stargäste eingeladen, darunter einige der Schauspieler - und Kathrin Miebach mit einer Freundin, die ein originalgetreues Aschenbrödelkleid trug. „Das war ein ganz besonderer Aufenthalt, dort konnte ich so viele tolle neue Kontakte knüpfen“, schwärmt sie.
Außerdem erschien Miebachs zweites Buch zum Thema, eine Art Chronik der Geschichte rund um den Film. „Ich wollte auf der Website eine Aktion zum Jubiläum machen“, erinnert sie sich. Sie begann, kleine Kapitel über die Entstehungsgeschichte zu schreiben, über die Drehorte, über die Schauspieler. Und dann fragte der Verlag, ob sie das nicht auch zum Jubiläum in einem Buch verewigen wollte.
„Das ist mein liebstes Hobby, meine Leidenschaft. Ich verdiene damit kein Geld.“
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Geplant war das eigentlich nie. „Das ist mein liebstes Hobby, meine Leidenschaft. Ich verdiene damit kein Geld.“ Denn so kann sie auch mal eine Pause einlegen, wenn sie sie braucht, weil es privat oder beruflich mal stressig ist, und sie hat keinen Veröffentlichungsdruck. Stolz ist sie trotzdem. „Und wer weiß: Vielleicht gibt es in zehn Jahren das nächste Buch von mir?“ Vielleicht erneut ein Projekt, das aus der Website entstammt, vielleicht etwas ganz anderes.
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