Schmallenberg. Warum Ursula Heyer das eigene Haus verlässt und in ein gemeinschaftliches Wohnprojekt der SBG zieht, verrät die Schmallenbergerin im Interview.
Raus aus den gewohnten vier Wänden und rein in ein nachbarschaftliches Wohnprojekt. Zu diesem Schritt hat sich Ursula Heyer (75) entschieden. Seit circa einem Jahr ist sie Mitglied der Arbeitsgruppe und künftige Bewohnerin in der Schmallenberger Wohnanlage der Siedlungs- und Baugenossenschaft „Weitblick“. Dort hat jetzt der erste Spatenstich stattgefunden, 2023 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Im Interview erzählt die Schmallenbergerin, was sie zu diesem Schritt bewogen hat.
Was ist das Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens?
Ursula Heyer: Es ist ein Gruppenwohnmodell, das ein selbstbestimmtes Leben mit nachbarschaftlichem Wohnen vereint. Man hilft sich gegenseitig, wenn es gebraucht wird, kann gemeinsame Zeit miteinander verbringen, aber sich auch zurückziehen, wenn man möchte. Natürlich gibt es viele Unterschiede zwischen einzelnen Wohnprojekten – doch im Grunde steht bei allen die Gemeinschaft im Vordergrund.
Für wen ist das Schmallenberger Konzept besonders geeignet?
Für alle kontaktfreudigen Menschen, die nicht allein oder einsam sein und Anschluss an andere Personen finden möchten.
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Warum haben Sie sich für das gemeinschaftliches Wohnkonzept entschieden?
Nachdem ich das Angebot für die neue Wohnung erhalten hatte, habe ich schnell meine Entscheidung getroffen, nach Fertigstellung umzuziehen. Für mich sind die Barrierefreiheit und die Gemeinschaft die ausschlaggebenden Gründe. Außerdem kann ich meinen Tätigkeiten sowie Hobbys nachgehen und bleibe im Alltag autonom.
Wie haben Ihre drei Kinder reagiert?
Meine Kinder haben sich sehr für mich gefreut. Sie sind immer für mich da, doch sind sie hier und da beruflich eingespannt. Im gemeinschaftlichen Wohnen wissen Sie, dass ich nicht allein bin und wir Mieter uns gegenseitig helfen und aufeinander aufpassen werden.
Wo stoßen Sie auf Herausforderungen im Alltag in Ihrer jetzigen Wohnung?
Im Badezimmer habe ich zum Beispiel eine Dusche mit einer Einstiegsstufe, weshalb es mir schwerfällt in die Dusche zu steigen. Dazu kommt die Angst auszurutschen und hinzufallen. Auch die Treppe vor dem Haus ist nicht barrierefrei. Wenn ich Besuch bekomme, ist viel Vorsicht gefragt, damit niemand stürzt. Und auch die Gartenpflege fällt mir mittlerweile schwer. Das sind vielleicht nur Kleinigkeiten, aber für uns Senioren sind sie von großer Bedeutung und erschweren den Alltag.
Wird über Barrierefreiheit heute häufiger nachgedacht und diese bereits in den Planungen beim Bau, zum Beispiel in Eigenheimen, miteinbezogen?
Ich bekomme immer wieder mit, dass sich die Menschen heute bereits vor dem Bau Gedanken über die Barrierefreiheit im Alter machen, vor allem beim Badezimmer. Viele Häuser wurden in unserer Straße um das Jahr 1970 herum gebaut. Es lässt sich erahnen, dass sich die Eigentümer in jungen Jahren weniger mit dem Thema beschäftigt haben.
Wie sehen Sie allgemein die Zukunft des gemeinschaftlichen Wohnens?
Es gibt in meinen Augen einen Trend zur nachbarschaftlichen Wohngemeinschaft. Für viele Menschen wird das ein Wohnmodell werden, das Sicherheit und Selbstständigkeit im Alltag bietet und der Vereinsamung entgegenwirkt – und daher attraktiv ist.
>>HINTERGRUND
Ursula Heyer ist gebürtige Meschederin und war 17 Jahre bei der Caritas in Schmallenberg ehrenamtlich als Regionalleiterin tätig. Davor hat die gelernte Krankenschwester bis zu ihrer Rente 35 Jahre in Bad Fredeburg gearbeitet.
Das Projekt „Weitblick“ bietet nachbarschaftliches Wohnen für alle Generationen.
In unmittelbarer Nähe zum Schmallenberger Zentrum auf dem Grundstück einer ehemaligen Gärtnerei entstehen bis 2023 40 neue Genossenschaftswohnungen, eine Tagespflegeeinrichtung und ein Gesundheitskiosk der Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede eG.