Schmallenberg. . Ursula Heyer setzt sich in Schmallenberg seit Jahren ehrenamtlich ein – vor allem für die Belange von Alleinstehenden.
Ursula Heyer ist in Schmallenberg bestens vernetzt – 35 Jahre lang hat sie als Krankenpflegehelferin in Bad Fredeburg gearbeitet, außerdem engagiert sie sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich für die Caritas und ist als Küsterin und Lektorin in der Kirchengemeinde St. Alexander aktiv. Und dann sind da noch drei Kinder und fünf Enkel. Im Stadtgespräch erzählt die 70-Jährige, wie sie all das unter einen Hut bringt und warum sie sich vor allem für Alleinstehende einsetzt.
Wir sitzen mitten in der Residenz Alexander – was verbinden Sie mit diesem Ort?
Ursula Heyer: Die Mitarbeiter der Caritas-Sozialstation haben mich irgendwann gefragt, ob ich einmal pro Woche hierherkommen würde, um bei den Bewohnern Blutdruck zu messen – das mache ich mittlerweile schon seit fünf Jahren.
Dabei geht es bestimmt um mehr als reine Blutdruckwerte.
Das stimmt, oft ergeben sich so auch Gespräche und soziale Kontakte. Ich habe die Senioren schon zu gemeinsamen Fahrten und zum Frühstück für Alleinstehende ins Alexanderhaus eingeladen. Und es gibt noch eine weitere Verbindung zur Caritas: Von hier aus betreuen wir die Kontakt- und Austauschbörse. Einmal pro Woche sitzt eine Mitarbeiterin hier am Telefon.
Welche Kontakte sind so schon entstanden?
Da gibt es ein schönes Beispiel: Eine 93-jährige Seniorin hier aus dem Haus gibt seit Jahren einer 65-Jährigen Klavierunterricht. Die Dame hatte zu ihrem 60. Geburtstag ein Klavier geschenkt bekommen und sich dann bei der Kontaktbörse gemeldet, weil sie auf der Suche nach einer Lehrerin war. Die beiden treffen sich bis heute.
Als langjährige Vorsitzende der Caritas-Konferenz haben Sie viel Wert auf die Unterstützung von alleinlebenden Menschen gelegt. Wie groß ist die Einsamkeit?
Gerade alleinstehende Senioren berichten oft, dass die Woche kein Problem ist – aber der Sonntag schon. Dann merken sie umso mehr, dass sie allein sind. Deshalb veranstalten wir auch das Frühstück für Alleinstehende immer sonntags. Dabei haben sich oft schon Gruppen gefunden, die dann auch nachmittags noch gemeinsam spazieren gehen oder Karten spielen. Das ist auch der Sinn des Angebots.
In welchen Lebenslagen suchen Menschen noch Hilfe bei der Caritas?
Wir unterliegen der Schweigepflicht, deshalb kann ich über einzelne Fälle nicht sprechen. Im Allgemeinen sind es aber vor allem ältere Menschen und Alleinerziehende, die sich an uns wenden. Es geht um moralische Unterstützung, aber auch um finanzielle Hilfen.
Besteht die Gefahr, dass sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter überlasten, wenn sie sich die Schicksale zu sehr zu Herzen nehmen oder sich einfach zu viele Aufgaben zumuten?
An einen solchen Punkt bin ich selbst um den Jahreswechsel gekommen, ich musste einfach Aufgaben abgeben. Deshalb bin ich mittlerweile nicht mehr als Vorsitzende der Caritas-Konferenz Schmallenberg tätig. Allerdings bin ich immer noch Regionalleiterin und koordiniere weiterhin 25 Konferenzen in Schmallenberg und Eslohe.
Wie viel Zeit bringen Sie für all diese Aufgaben auf?
Als ich noch Vorsitzende der Konferenz war, ist nicht ein Tag vergangen, an dem ich nicht für die Caritas unterwegs war. Aber auch jetzt plane ich noch viele Aktionen und Fahrten.
Woher nehmen Sie die Kraft und Motivation für all diesen Einsatz?
Die Caritas ist mir in die Wiege gelegt worden. Mein Vater hat nach dem Krieg den Caritas-Verband Meschede mit aufgebaut. Ich denke, wer sich engagiert, macht es einfach gerne. Unsere Patronin, die heilige Elisabeth von Thüringen, hat gesagt „Machet die Menschen froh“. Das ist für mich das Leitbild – ich bin glücklich, wenn ich andere Menschen glücklich gemacht habe. Andersherum ist es tatsächlich so, dass Ehrenamtliche nur dann helfen können, wenn sie selbst die Kraft dazu haben – da muss jeder auch auf sich achten.
Viele Vereine und Organisationen suchen vergeblich nach Nachwuchs für die ehrenamtliche Arbeit. Wie ist die Situation bei der Caritas?
Über die persönliche Ansprache finden wir eigentlich immer wieder neue Mitarbeiter. Ich frage sie dann, was ihnen liegt, und wir suchen passende Aufgaben – zum Beispiel Besuchsdienste in Seniorenheimen oder Hausaufgabenhilfe in der Grundschule. Aktuell suchen wir aber tatsächlich Helfer für den Besuchsdienst, die bereit sind, sich einmal im Monat Zeit für Gespräche zu nehmen. Auch für einzelne Bezirke der Stadt sind Freiwillige willkommen, die dort den Kontakt zu den Menschen suchen und Besuchsdienste übernehmen möchten.