Meschede. Seit zehn Jahren gibt es den Bürgerbus Meschede. Das sind die Zukunftspläne und warum er sich von Stadt und Politik alleingelassen fühlt.
Seit zehn Jahren gibt es in Meschede den Bürgerbusverein. Was er sich zum Geburtstag wünscht? Mehr Unterstützung von Stadt und Politik. Über Probleme, Selbstständigkeit, Fahrtrouten und Dankbarkeit.
Vorsitzender Udo Steinke fährt den Bus seit der ersten Stunde. Heute steht er wieder am Rewe-Kaufpark und wartet auf Fahrgäste. Elf hat er bereits in die Stadt gebracht und ist nun bereit, sie mit schweren Einkäufen wieder in den Trappweg, die Nördeltstraße oder bis hinaus zum Salzmann-Haus zu fahren.
Trennung vom Bürgerbusverbund Hellweg-Sauerland
Seit neun Monaten ist der Bürgerbusverein selbstständig. Ende 2020 hat er sich vom Bürgerbusverbund Hellweg-Sauerland getrennt. Wie das meistens bei Scheidungen ist, gab es Ärger und Streitigkeiten - eine unschöne Geschichte. Letztlich aber war sich der Vorstand einig, dass die Leistungen für den erhobenen Beitrag in keinem Verhältnis standen und trieb die Trennung voran.
Die Unterstützung der Stadt Meschede fehlt
Nun steht der Verein zwar auf eigenen Füßen, doch anders als zum Beispiel die Bürgerbusvereine in Schmallenberg und Eslohe, erhält er keine Unterstützung von der Stadt. Schon drei Jahre zuvor hätte Steinke den Verein gern in die Selbstständigkeit geführt. Doch es kam für die Ehrenamtlichen keine Hilfszusage - weder von der Politik noch von der Verwaltung. Das war dem Vorstand zu unsicher. Er ließ es. Auch jetzt ist Steinke enttäuscht. „Vorsteuer, Orgapauschale - vor allem die kaufmännischen Pflichten sind nicht zu unterschätzen, da hätte ich mir Hilfe gewünscht. Das Einzige, was uns die Stadt angeboten hat, war ein Kellerraum. für die Akten.“ Auch als es in der Anfangsphase der Pandemie zu wenig Fahrer gab, bat er alle Parteien schriftlich um Unterstützung. „Geantwortet haben nur MbZ und FDP.“
Mescheder Busrouten
Drei Routen fährt der Bus: Über Kolpingstraße, Trappweg bis hoch zum Bernhard-Salzmann-Haus, die Nordroute über Heidering und Breslauer Straße und eine Tour zum Klausenberg. Die letzte würde der Verein gern abgeben, weil sie sich nicht lohnt. „Dort ist das Fahrgastaufkommen quasi bei null.“ Stattdessen würden Steinke und sein Vorstandskollege Thomas Kramer lieber den Süden mit Luisenstraße und Drehberg in den Blick nehmen, wo sie sich mehr Fahrgäste erhoffen. Dafür stehen sie seit längerem in Verhandlungen mit der Siedlungs- und Baugenossenschaft und der RLG. Da das RLG-Unternehmen Knipschild den Krankenhausberg aber nicht abgeben wollte, hat der Bürgerbusverein eine Route ausgearbeitet, die die attraktive Haltestelle Krankenhaus nicht berührt. Trotzdem kommen die Verhandlungen nicht vorwärts. „Da sind jetzt erstmal die anderen am Zuge“, finden beide.
Fahrgäste
Corona hat auch dem Bürgerbusverein zugesetzt. Das Jahr 2020 schloss er mit einem Defizit von 56 Prozent. Auch 2021 spürt das Team die Auswirkungen. „Wir haben sonst im Jahr etwa 6000 Fahrgäste, bisher waren es erst 3000“, rechnet Steinke vor. „Und wir sind schon im September.“ Grundsätzlich kann jeder mitfahren, der auch einen normalen Linienbus nehmen würde. Auch die Vierer-, Wochen- und Monatskarten der RLG gelten hier. Doch das sei viel zu wenig bekannt. „Eine zeitlang habe ich eine Mutter gefahren, die ihre Kinder in die Awo-Kita an der Hünenburg brachte“. Aber diese junge Frau war eine Ausnahme. Die meisten Fahrgäste sind Rentner.
Service
„Unsere Aufgabe ist zu wenig bekannt“, sagt er. „Wir sind kein Fahrdienst, wir sind ein normaler Linienbus.“ Mit ein paar zusätzlichen Freundlichkeiten. Natürlich helfen die Busfahrer beim Einstieg, hieven die schweren Einkaufs-Shopper ins Gefährt und wieder raus, tragen auch schon mal Taschen an die Haustür und hören zu, wenn es sonst keiner tut. Viele alleinstehende Frauen gehören zu den Fahrgästen, die sonst niemanden zum Reden haben. Man bekommt schon einiges mit“, erzählt Steinke. „Aber das bleibt alles hier im Bus.“
Fahrer werden gesucht
Über zusätzliche Fahrer, „ein paar rüstige Rentner und Rentnerinnen“, würden sich Steinke und Kramer freuen. Vier der Fahrer sind noch berufstätig. Diese werden je nach Schicht in der Woche oder samstags eingeplant. Doch für die übrigen gilt: Gefahren wird, wenn es zeitlich passt. Auch wer als Rentner lange Urlaube plant, kann sich hier in der übrigen Zeit einplanen lassen. Gerade erst hat SPD-Ratsherr Jürgen Lipke, seinen Personenbeförderungsschein absolviert. Derzeit samstags und ab seinem Renteneintritt im nächsten Jahr auch in der Woche will er das Steuer übernehmen. Steinke ist sicher, dass es ihm gefallen wird. „Wir sind ein richtig gutes Team.“
HINTERGRUND
Der Bürgerbusverein wurde am 12. September 2011 gegründet.
In den zehn Jahren hatte er fast 63.000 Fahrgäste.
Der zweite Bus ist jetzt seit zwei Jahren im Einsatz. Gemeinsam haben beide Sprinter fast 265.000 Kilometer zurückgelegt.
Insgesamt gehören 15 Fahrer zum Team, von denen aber drei gerade längerfristig erkrankt sind.
Wer den Bürgerbusverein als Fahrer oder Werbepartner unterstützen will, erreicht ihn über die neue Internetseite www.buergerbusmeschede.de oder per E-Mail: info@buergerbus meschede.de. HIer kann auch mit 24 Stunden Vorlauf die Rollstuhleinrichtung gebucht werden.
Udo Steinke ist ansprechbar über 0171/6108646.
Eine Feier zum Jubiläum ist erst fürs nächste Jahr geplant. Am Montag, 13. September, bedankt sich das Team vom Bürgerbus bei seinen Fahrgästen mit einem Glas Sekt.