Ostwig. Im Bestwiger Ortsteil Ostwig will der Heimat- und Förderverein neue Wohnungen in einem alten Gebäude schaffen - das scheitert gerade am Baumarkt.

Die Planung liegt vor, die Baugenehmigung wird erwartet – aber weitergehen wird es deshalb trotzdem erst einmal nicht mit den Wohnungen, die in der denkmalgeschützten Alten Post in Ostwig entstehen sollen. Denn der Heimat- und Förderverein steht vor den gleichen Problemen, die auch andere Häuslebauer und Bauwillige haben.

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2017 war der Verein durch eine Spende Besitzer des Gebäudes am Marktplatz geworden. Danach war der leerstehende Gasthof mit viel ehrenamtlichen Einsatz von 64 Helfern zurückgebaut worden. Das dahinter liegende Fachwerkhaus, ein Bauernhaus aus dem Jahr 1798, wurde freigelegt.

Das Gebäude vor Beginn der Arbeiten in Ostwig - rechts ist noch der leer stehende, ehemalige Gasthof Zur Post zu sehen.
Das Gebäude vor Beginn der Arbeiten in Ostwig - rechts ist noch der leer stehende, ehemalige Gasthof Zur Post zu sehen. © Unbekannt | Jürgen Kortmann

Rund 1,2 Millionen Euro soll der Umbau kosten, der im Grunde ein Neubau ist – diese Summe kann der Verein natürlich nicht aufbringen. Ziel ist es deshalb, fünf neue schicke Wohnungen in dem Komplex einzurichten – mit dem Hintergedanken, nicht nur Attraktives hier mitten im Ort zu schaffen, sondern dadurch auch neue Bürger für Ostwig zu gewinnen. Gebaut werden muss nach Vorgaben des Denkmalamtes mit natürlichen Materialien. Zwei Wohnungen im Dachgeschoss sollen 40 Quadratmeter groß sein, zwei im Obergeschoss 67 und 40 Quadratmeter, eine im Erdgeschoss hätte rund 70 Quadratmeter an Wohnfläche.

Preisschätzungen von der Realität überholt

Letztes Jahr ging der Verein mit ersten voraussichtlichen Kaufpreisen an die Öffentlichkeit – zwischen 136.000 und 248.000 Euro, wobei es die Möglichkeit zu Sonderabschreibungen wegen des Denkmalschutzes gäbe. Doch jetzt legt der Verein das Wohnungsprojekt erst einmal auf Eis: „Im Moment macht es keinen Sinn“, sagt Vorsitzender Klaus Schmücker. Denn auf den Markt gegangen sei man mit Preisschätzungen noch aus dem Jahr 2019 – und seinerzeit habe man schon geglaubt, man habe vorsichtshalber mit hohen Preisen kalkuliert. Tatsächlich aber hat die Wirklichkeit des Bau- und Immobilienmarktes auch im Sauerland diese Schätzungen längst überholt: „Da rechnen Sie jetzt mal locker 20 bis 30 Prozent obendrauf. Damit ist das Projekt im Moment überhaupt nicht realisierbar.“

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Zwar gebe es bereits Interessenten für die Wohnungen.

So soll die Alte Post nach ihrer Fertigstellung einmal aussehen.
So soll die Alte Post nach ihrer Fertigstellung einmal aussehen. © Unbekannt | Heimat- und Förderverein

Es gibt drei unverbindliche Vorreservierungen. Aber der Verein könne den Interessenten jetzt keine halbwegs verbindlichen Preise nennen: „Letztlich ist das Kaffeesatzleserei, wenn ich aktuelle Preise nennen würde. Die Preise explodieren gerade.“ Hinzu komme, dass Handwerker über alle Maßen mit Aufträgen ausgelastet seien: „Wir würden gar keine Handwerker bekommen, die das machen könnten“ – zumal der Verein auf Spezialisten angewiesen wäre, die denkmalgerecht bauen könnten.

Klaus Schmücker rechnet in Kürze mit der Baugenehmigung. Nutzen wird der Verein sie aber erst einmal nicht. Die Genehmigung wird erst einmal drei Jahre gelten, danach kann sie gegen eine erneute Gebühr noch einmal um zwei Jahre verlängert werden. Diesen zeitlichen Korridor will der Verein jetzt nutzen: „Es ist eine schwierige Situation im Moment. Wir haben kaum eine andere Möglichkeit. Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, bis sich der Markt beruhigt.“ Das Gebäude wird deshalb winterfest gemacht. „Ich habe ja keinen Bauzwang“, erinnert Klaus Schmücker. Auch Ostwiger fragten ihn schon, wie es weitergehe: Er antwortet dann, dass er keine Aufträge erteilen könne, wenn kein Geld da sei.

>>> HINTERGRUND <<<

Der vordere Teil des Gebäudes, der Gasthof Zur Post, ist von Mitgliedern des Vereins und anderen Freiwilligen abgerissen worden. Drei Jahre lang dauerte das.

Das hinter dem ehemaligen Gasthof liegenden Bauernhaus stammt aus dem Jahr 1798.

Durch den Abriss wurde der Marktplatz geöffnet und ein schöner Ausblick zum Steinberg mit dem Rauchgaskamin geschaffen.

Ein Viertel der Gesamtfläche in der Alten Post soll für Dorfzwecke zur Verfügung stehen. So sollen Räume für das Dorfarchiv und ein Proberaum für Musik entstehen.