Meschede. Immer wieder hat der Hausmeister im Henne-Ruhr-Markt mit Vandalismus zu kämpfen. Wie er versucht, den Anfängen zu wehren.

Der unaufmerksame Besucher sieht es erst auf den zweiten Blick. Doch Uwe Henrich, Hausmeister im Henne-Ruhr-Markt, entdeckt sie sofort: Er ärgert sich über Schmierereien und Fußabdrücke an den Wänden des Treppenhauses. „Das ist doch hier auch der Eingang zur Stadthalle, ein Aushängeschild für Meschede.“ Und er ist überzeugt, wenn man solche Schmierereien einmal lässt, kommen andere schnell dazu.

Henrich weiß auch, wer da nachts unterwegs ist. „Wir können das ja auf den Kameras genau beobachten.“ Jugendliche und junge Erwachsene vertreiben sich im Treppenhaus die Zeit, auch dann noch wenn Stadthalle und Fitness-Studio schon längst geschlossen haben. „Um 1.30 Uhr geht der Fahrstuhl auf und dann kommen die Jugendlichen, meist junge Männer, heraus.“ Wie sie ins Haus einsteigen - das ist auch für Henrich nicht immer klar. „Aber es wäre schon sinnvoll, wenn beispielsweise bei den Notausgängen zusätzliche Sicherungen angebracht wären.“

Die ansonsten gepflegte Behinderten-Toilette im Henne-Ruhr-Markt war jetzt das Ziel von Vandalen.
Die ansonsten gepflegte Behinderten-Toilette im Henne-Ruhr-Markt war jetzt das Ziel von Vandalen. © WP | Ute Tolksdorf

Zuletzt beschmierten Besucher mit einem schwarzen Stift großflächig die Wände, mit unlesbaren Buchstaben und Zahlenfolgen wie „25ERZCHIROK 471“, mit Stern und Halbmond. Man sieht ihre Fußabdrücke an den Wänden unterhalb eines Fenstersims. „Offenbar sind sie hier auf den Handlauf gestiegen und haben sich dann hochgezogen“, vermutet der Hausmeister. Immer wieder beschwerten sich auch die Putzfrauen darüber, wie es im Treppenhaus aussieht. Und, was das Fass jetzt - im wahrsten Sinne - zum Überlaufen brachte, war, dass sie die Behindertentoilette mit Handtüchern vollgestopft und so eine Überschwemmung verursachten. Dazu war der Mülleimer platt getreten, die weiße Decke hatte Flecken und der verstellbare Spiegel war beschädigt. „Ich denke darüber nach, den Raum wieder zeitweise zu verschließen“, sagt er, auch wenn er weiß, dass es Besucher mit Blasen- und Darmschwäche gibt, die extra wegen der sauberen Toilette die Tiefgarage benutzen.

Rollerfahrer in der Tiefgarage

Auch in der Tiefgarage selbst gibt es Ärger. So hatte sich bei Henrich jetzt eine Frau gemeldet, die schon Angst hatte dort zu parken, „weil so viele Kinder mit Rollern rumfuhren.“ Nicht aus Sorge um sich und ihr Auto, sondern weil sie die Gefahr für die Kinder sah.

Der Vandalismus fügt sich ein in eine ganze Reihe von Ärgernissen: Kurz vor Weihnachten erst war der Henne-Ruhr-Markt evakuiert worden, weil der Brandmelder ausgelöst worden war. Damals hatten - wahrscheinlich ebenfalls Kinder - Böller im Gebäude gezündet. Im August hatten Unbekannte ein sechs Meter langes Graffiti - ohne jeden künstlerischen Anspruch - an die Rückseite des Gebäudes, zur Kampstraße hin - gesprayt. Der oder die Täter waren vermutlich über die Fluchttreppe an den Tatort gelangt. Sie hatten möglicherweise eine Leiter benutzt, um in der Höhe sprayen zu können. Für Ärger und Erheiterung sorgte die Kameraaufnahme, die Jugendliche sogar beim intimen Liebesspiel beobachtete. Damals hängten die Hausmeister ein Schild im Treppenhaus auf, dass Kindern und Jugendlichen der Aufenthalt verboten sei.

Probleme gibt es auch mit Kindern in der Tiefgarage des Henne-Ruhr-Marktes.
Probleme gibt es auch mit Kindern in der Tiefgarage des Henne-Ruhr-Marktes. © WP | Ute Tolksdorf

Appell: Jeder kann schimpfen

Der Hausmeister erlaubt es natürlich nicht, wenn Kinder und Jugendlich im Treppenhaus abhängen. Aber er vertreibt sie auch nicht jedes Mal. „Zuletzt saßen hier zwei Mädchen. Ich habe sie gefragt, was sie machen, ,Chillen’, war die Antwort. Ich habe dann verlangt, dass sie sich wenigstens so setzen, dass die Besucher bequem vorbeikommen.“

Er würde sich wünschen, dass alle ein bisschen mehr auf das Gebäude achten. „Jeder sollte schimpfen“, findet er. Selbst die Jugendlichen, könnten Bescheid geben, wenn andere hier Dreck machen. Dass Anzeigen bei der Polizei wenig nützen hat der Hausmeister ein paar Mal erfahren. „Der Bezirksbeamte Ludger Siepe sieht zwar regelmäßig vorbei. Aber selbst die Ermittlungen wegen des große Graffitis an der Außenseite sind nach wenigen Tagen eingestellt worden.“

Einmal hat er zwei Jungs gepackt, die mit ihren Mountainbikes im Fahrstuhl hoch- und anschließend das Treppenhaus wieder runterfuhren und dabei gegen die weißen Wände stießen. Sie mussten anschließend die schwarzen Stellen übermalen.

Ärger über Hundebesitzer

Während im Treppenhaus vor allem Jugendliche und junge Erwachsene die Wände beschmieren und Einrichtungen zerstören, sind es draußen vor allem erwachsene Hundebesitzer, die den Hausmeister des Henne-Ruhr-Marktes zur Weißglut bringen, weil er weiß, wie das aggressive Hunde-Urin die Wände, Lampen und Mülleimer dauerhaft beschädigt.

Als er jetzt eine Frau mit „einem dieser Mini-Hunde“ ansprach, sie solle ihren Vierbeiner nicht hier urinieren lassen, gab diese ihm frech zur Antwort: Sie werde das nicht unterbinden. Das sei wichtig für das Tier. Dabei handele es sich um „Hunde-WhatsApp“. Gleich an der nächsten Ecke habe der Hund erneut sein Bein gehoben.