Bestwig/Meschede. Nach den Geldautomatensprengungen in Bestwig und Meschede: Waren auch hier niederländische Verbrecher am Werk?
Nach den beiden Geldautomatensprengungen in Bestwig und in Meschede im Februar laufen die Ermittlungen dazu noch bei der Kreispolizeibehörde: „Wir warten teilweise noch auf Spurenauswertungen“, sagt Sprecher Sebastian Held. Ob auch in diesen beiden Fällen niederländische Verbrecher dahinter stecken, will er weder bestätigen noch dementieren.
In der Nacht zum Mittwoch, 2. Februar, war gegen 3.10 Uhr der frei stehende Geldautomat auf dem Parkplatz der Einkaufsmärkte in Bestwig-Borghausen gesprengt worden. Zeugen sahen danach einen dunklen Audi A6 Kombi mit zwei Tätern flüchten, vermutlich mit Kennzeichen aus Kleve. Der Audi raste durch Bestwig und Velmede auf die A 46, bei Soest verliert sich seine Spur.
Vermutlich vier Täter sollen in der Nacht zum Donnerstag, 10. Februar, dann gegen 2 Uhr den Geldautomat der Sparkasse am Lanfertsweg in Meschede gesprengt haben. Auch sie entkamen in einem dunklen Audi. Sie flüchteten ebenfalls über die A 46, die Polizei verlor sie auf der A 2 bei Dortmund aus den Augen. Ihr Kennzeichen war zuvor in Freienohl gestohlen worden.
Entscheidung über neue Geldautomaten noch offen
An beiden Standorten ist noch nicht entschieden, ob neue Geldautomaten aufgestellt werden. Im Fall vom Lanfertsweg in Meschede sagt Sprecherin Simone Rohde von der Sparkasse Mitten im Sauerland: „Wir wollen gerne wieder einen Geldautomaten dort betreiben“ – dort aber laufen dazu noch Gespräche mit dem Hauseigentümer. Die Sparkasse betreibt 21 Geldautomatenstandorte. Noch keine Entscheidung ist auch in Bestwig gefallen.
Der Automat in Borghausen war von der Sparkasse Hochsauerland gemeinsam mit der Volksbank Sauerland betrieben worden:
„Wir befinden uns noch im Abstimmungsprozess“, sagt Bernhard Hohmann, Marketingleiter bei der Sparkasse, die insgesamt 28 Geldautomaten betreibt: „Eine ausreichende Versorgung ist somit im ganzen Geschäftsgebiet sichergestellt.“ Die Abstimmung laufe nicht nur mit der Volksbank, sondern auch mit den Versicherern und der Polizei.
Verdrängungseffekt: Geldautomaten in Niederlanden besser geschützt
Das Landeskriminalamt hat im Landtag berichtet, dass die Angriffe auf Geldautomaten vorwiegend von niederländischen Verdächtigen verübt werden. Bei ihnen wiederum würden Menschen mit nordafrikanischem, meist marokkanischem Hintergrund überwiegen. Das LKA rechnet fast 80 Prozent der Taten dieser Gruppe zu.
Hintergrund, warum die Täter nach Deutschland, vor allem nach NRW kommen, sei ein Verdrängungseffekt: In den Niederlanden selbst ist den Tätern das Sprengen von Geldautomaten („Ploofkraken“ dort genannt) massiv erschwert worden. Insbesondere in NRW gebe es aber besonders viele Automaten, aktuell etwa 10.000.
So gehen die Täter vor
In den Niederlanden wird eine Verklebetechnik eingesetzt: Bei einem Angriff auf einen Geldautomaten wird eine harzähnliche Flüssigkeit über die Geldscheine gegossen, die sie verklebt und unbrauchbar macht. Das LKA sagt: „Ein dauerhaftes Absenken der Fallzahlen scheint nur durch eine deutliche Reduzierung von Geldautomaten und eine massive technische Sicherung der verbliebenen Geldautomaten möglich.“
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Das LKA betont: Wenn erwischte Täter in NRW auch hohe Haftstrafen zu erwarten hätten, dann würden Verurteilte als niederländische Staatsangehörige nach Verbüßung einer Teilstrafe auf Antrag in den niederländischen Strafvollzug überstellt werden können – und würden sich „zum Teil bereits nach kurzer Zeit wieder im offenen oder bewährungsähnlichen Vollzug“ befinden.
Zum Muster der Taten steht fest: Die Tatzeiten liegen nachts zwischen 0 und 5 Uhr, verteilt über die Woche, ohne erkennbaren zeitlichen oder räumlichen Schwerpunkt, damit sich die Polizei nicht gezielt darauf einstellen kann. In den Autos, die sie verwenden, würden Ortungsmöglichkeiten ausgeschaltet, auf die Nutzung von Handys wird während der Taten verzichtet. Die Ausführung der gesamten Tat liege oft unter fünf Minuten. Bevorzugt würden hochmotorisierte Pkw, vor allem der Marke Audi. Nach der Sprengung würden sie „mit überhöhter Geschwindigkeit und rücksichtslosem Fahrverhalten unter Inkaufnahme von erheblichen Gefahren für Unbeteiligte, eingesetzte Kräfte und sich selbst, zurück in die Niederlande fahren“.