Grevenstein. Die Brauerei Veltins in Meschede-Grevenstein erhält für die Erweiterung mehr Platz: Drei Hektar, die logistisch wichtig sind. Das sind die Pläne.

Die Brauerei Veltins braucht für ihre Erweiterungspläne in Grevenstein mehr Platz. Die Mescheder Politik hat jetzt einstimmig grünes Licht gegeben für die nächste Stufe. Und eine Verlagerung nach Freienohl, wie sie als Idee aufkam, kommt nicht in Frage.

Veltins kann um rund drei Hektar nördlich im Bereich der Landstraße 839 nach Altenhellefeld wachsen – es ist ein kleines, aber logistisch wichtiges Stück. Dort soll eine Wartezone für über 30 Lastwagen entstehen. Für die vielen Lastwagen fehlt derzeit dieser Raum auf dem Werksgelände. Bisher stehen sie deshalb teilweise auf Waldparkplätzen, an Waldwegen oder im Ort selbst, und warten auf ihre Abfertigung bzw. stoppen dort, um ihre Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten. Das hat künftig ein Ende. Die neue Lkw-Stellplatzanlage, auf die man von einer Abbiegespur der Landstraße gelangen wird, soll bewacht und nachts beleuchtet sein. Sie verfügt auch über eine Toilettenanlage.

Stadtgrenzen von Meschede und Sundern werden nicht angetastet

Bislang ist der Bereich eine landwirtschaftliche Fläche, daraus wird jetzt eine Gewerbefläche. Von der Wartezone aus werden in Zukunft die Lastwagen von den Disponenten dann auf das Werksgelände zum Hochregallager und zum Logistikzentrum gelenkt. Die Besonderheit in diesem Fall: Diese Zufahrt von der Wartezone zum Brauereigelände führt ein Stück über Sunderaner Stadtgebiet. Deshalb muss Sundern für diese 0,3 Hektar einen eigenen Bebauungsplan aufstellen. Überlegt worden sei kurz, sagte Fachbereichsleiter Klaus Wahle im Mescheder Ausschuss für Stadtentwicklung, sogar die Stadtgrenzen zu verändern – das Verfahren dafür aber sei zu aufwendig, weil dann auch der Landtag in Düsseldorf eingeschaltet werden müsste.

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Noch eine Detailfrage im weiteren Planungsverfahren wird die Ausschilderung sein. Hans-Theo Körner (Grüne) begrüßte den Bau der Wartezone, der zu einer Entlastung von ganz Grevenstein führen werde, weil die Lkw künftig einen anderen Weg aufs Brauereigelände nehmen würden. Er regte an, den Verkehr so zu regeln, dass jeder Lastwagen diese Wartezone anfahren werde.

Klaus Wahle machte auf die Probleme der Brauerei aufmerksam, wenn diese ihre Kapazitäten ausweiten wolle: „Alles ist extrem beengt. Das Wachstum ist räumlich begrenzt.“ Deshalb sei schon ein 40 Meter hoher Hang abgetragen worden, um ein fünfgeschossiges Gebäude für die Abfüllung errichten zu können. Corona habe auch zu veränderten Anforderungen in der Brauerei geführt: Fassbier sei rückläufig, dafür das Flaschenbier gefragter – das aber benötige mehr Platz auf dem Werksgelände.

Keine Verlagerung von Teilen der Produktion

Kritik kam von Friedrich Nagel, Ortsheimatpfleger im Nachbarort Berge und stellvertretender sachkundiger Einwohner im Ausschuss. Er empfahl es als „sehr sinnvoll“, Teile der Brauerei wie die Flaschenabfüllung an die Bahn nach Freienohl zu verlegen. Derzeit würden täglich 250 Lkw von Freienohl über Berge nach Grevenstein fahren, er errechnete allein daraus Kosten von 3,2 Millionen Euro und wies auf die Umweltbelastung durch CO2 und Diesel hin.

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Tatsächlich sei eine Frage der Bahnverladung mit Veltins „andiskutiert“ worden, sagte Fachbereichsleiter Wahle. Auch er sagte, dass der Verkehr mit Lastwagen ökologisch nicht sinnvoll sei. Allerdings gebe es in Freienohl gar keine Weichen, die eine Verladung auf die Bahn zulassen würden. Außerdem sei es nicht sinnvoll, Betriebszweige voneinander zu trennen und nach Freienohl auszulagern: „Eine Trennung der Standorte ist technisch nicht machbar.“ Sonst stelle sich auch die Frage, ob die Ortsteile wirklich entlastet würden, wenn eine teilweise Verlagerung der Produktion stattfinde – denn die Güter müssten ja trotzdem zwischen den Standorten transportiert werden. Und für Optimierungen habe Veltins schließlich am Standort in Grevenstein investiert: „Welcher Industriebetrieb baut schon fünfgeschossig? Veltins versucht, eine geringe Fläche bestmöglich auszunutzen. Das ist ökologisch herausragend.“

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Im Besitz der Brauerei sind bereits weitere rund elf Hektar auf Sunderner Gebiet. Bei einer Nutzung würde sich das dann auch für die Stadt Sundern finanziell lohnen. Bislang ist Veltins der größte Gewerbesteuerzahler der Stadt Meschede.

Liegt ein Unternehmen in zwei Stadtgebieten, entsteht ein so genannter „Zerlegungsfall“ bei der Steuer. Entscheidend wäre, was auf dem Sunderner Gebiet entstünde: Eine Produktionsstätte würde Lohnsummen nach sich ziehen, für die Gewerbesteuer fällig würde - das würde aber nicht zum Beispiel für einen Parkplatz gelten.